Auf dem Landweg nach Georgien

Der Weg ist das Ziel. Eine spannende Reise mit dem Zug von Linz bis nach Tiflis.
reise. (Werner Stadler) Wir stehen beim Kaffeeautomaten an einer Gastankstelle in Armenien. Im Auto sollen wir nicht bleiben, meint Watan, „Driving with gas is no problem, but refuel is dangerous!“ Niemand hier bleibt im Auto sitzen, während der Tankwart die alten Gastankanlagen in Betrieb setzt – und sich wenige Schritte entfernt eine Zigarette genehmigt.
Watan, der Fahrer unseres armenischen Privat-Taxis, sieht aus wie der Rausschmeißer einer wenig noblen Vorstadtdisco. Auf der Fahrt von Tiflis Richtung Eriwan lässt er in Georgien einen neuen Hinterreifen montieren. Schließlich ist es hier billiger als in Armenien, erklärt er uns. Außerdem kauft er Waschmittel ein und shoppt beim Grenzübertritt im Duty-Free. Nebenbei zeigt er uns in gebrochenem Englisch sein kleines, vielfältiges Land: die steppenartige Landschaft an der Grenze zu Aserbaidschan und grüne Hügel auf dem Weg zum 2000 Meter hohen Plateau mit seinem riesigen Hochgebirgssee – doppelt so groß wie der Bodensee. „Drinking Water“, erklärt uns Watan stolz und zeigt auf den See. Als wir den armenischen Nationalberg, den Ararat, sehen, tippt er die Höhe auf den Meter genau ins Handy ein und hält es uns vor die Nase. Dass der bei klarem Wetter weithin sichtbare Ararat in der Türkei steht, stört die Armenier kaum. Wir spazieren ein paar Stunden durch die moderne Innenstadt von Eriwan, trinken ein „Ararat“ und suchen uns dann ein Taxi für die fünfstündige Rückfahrt nach Tiflis. Tiflis, unser eigentliches Ziel, haben wir schon vor ein paar Tagen erreicht, aber irgendwie ist bei uns auch nach fast 4000 Kilometern in Zügen und Bussen quer durch Europa und die Türkei von Reisemüdigkeit keine Spur – ganz im Gegenteil: Wenn der Flieger morgen früh von Tiflis nach Wien nicht gebucht wäre, würden wir wohl noch ein wenig weiterreisen.
Ein paar Tage vorher in Ankara
Unser Zug Richtung Osten, der Doğu Ekspresi, ist ausgebucht und wir sitzen zwei Nächte fest. Für unsere zehntägige Reise haben wir keine Hotels gebucht und noch einige Zeit Reserve, deshalb nehmen wir den unfreiwilligen Aufenthalt locker. Ein Zimmer zu finden ist kein Problem – wir checken ins „Ankyra“ ein und schauen uns Ankara an. Unsere Ausflüge führen uns in das Atatürk-Mausoleum, die mittelalterliche Burg über der Fünf-Millionen-Stadt und in die große Moschee im Zentrum der modernen Innenstadt. Ankara präsentiert sich hier wie der Rest der Türkei entlang unserer Reiseroute, gut organisiert und