Die letzten Rikschas in Phnom Penh

Verbandsleiter Im Sambath und betont, dass alle Radler volljährig seien. „Bauarbeiter haben es auch nicht leichter, und wenn man die Cyclos nicht benutzt, haben die Fahrer kein Einkommen.“ In der Hochsaison sind etwa 30 Rikschas pro Tag mit Touristen unterwegs, ein Fahrer kann dann etwa 150 Dollar im Monat verdienen. In der Nebensaison bekommen im Durchschnitt lediglich fünf Fahrer pro Woche einen Auftrag. „Die meisten Cyclo-Fahrer kommen vom Land und sind eigentlich Farmer“, erklärt Sambath. „Hier in der Stadt haben sie keine Familie, ihre Rikschas sind ihr Zuhause, sie schlafen sogar in ihnen.“ Die 50.000 Riel, umgerechnet gut zehn Euro, die jeder Fahrer monatlich als Mitgliedsbeitrag an den Verband bezahlt, reichen nicht aus, um neben ärztlicher Behandlung für die Fahrer und Ersatzteilen für die Räder auch noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finanzieren. Deshalb hat der 42-Jährige sogar einen Brief an den König geschrieben und um Unterstützung für eine neue Gemeinschaftsunterkunft gebeten – bisher ohne Erfolg. Mit Wehmut denkt Im Sambath an die Zeit zurück, als noch die uniformierten Fahrer auf ihren Rädern und keine motorisierten Tuk Tuks das Straßenbild der Hauptstadt prägten. Cyclos gibt es in Phnom Penh schon seit den 1930er-Jahren, eine Hinterlassenschaft der französischen Kolonialherren. Unter der Schreckensherrschaft der Roten Khmer drohte den Rikschas erstmals das Aus, weil die Kommunisten die Stadtbevölkerung aufs Land vertrieben. „Wir sollten das historische Erbe bewahren, den Fahrern ihre Jobs lassen und die Stadt damit ein bisschen sauberer halten“, verweist der Verbandsleiter auf die Vorteile der Räder. Poi denkt darüber lieber im Schatten eines Baumes nach. Er streckt kurz seine O-Beine, klettert auf das weiche, weiße Fahrgast-Polster seines Cyclos und schiebt den Anglerhut in die Stirn. Sein deutlich jüngerer Kollege war zwar etwas schneller am Ziel, doch der japst immer noch nach Luft.
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