Die letzten Rikschas in Phnom Penh

Reise / 01.04.2016 • 09:30 Uhr
Die letzten Rikschas in Phnom Penh

Einst prägten Cyclo-Fahrer mit ihren Fahrradtaxis das Stadtbild von Phnom Penh.

reise. (srt/Mona Contzen) Unerschrocken steuert Poi auf die große Kreuzung zu. Autos stehen quer, Mopeds schießen vorbei, Tuktuks umkurven rechts und links die Hindernisse. Mit seinen 65 Jahren ist Poi einer der ältesten Cyclo-Fahrer von Phnom Penh – das schafft Vertrauen, schließlich hat er den mörderischen Verkehr bislang überlebt. Trotzdem sind die Cyclos, die kambodschanischen Fahrradrikschas, vom Aussterben bedroht: Zu langsam, zu kolonial, so das Urteil vieler Touristen und Einheimischer. Für die Fahrer ist der Kampf ums Überleben ein Wettrennen gegen die Zeit. Vor zehn Jahren noch hat es über tausend Fahrradtaxis in Phnom Penh gegeben, mittlerweile sind es nicht einmal mehr halb so viele. Nicht nur die Kunden bleiben aus, auch an den Rädern selbst nagt der Verfall: Alle Gefährte stammen noch aus den 1960er-Jahren, neue Rikschas werden schon lange nicht mehr produziert.

Im Cyclo Center, vor dem ein wahrer Friedhof voller rostiger grüner Räder liegt, versucht die „Cyclo Conservation & Careers Association“ seit 2009 den Lenker noch einmal herumzureißen – als zentrale Anlaufstelle für Buchungen, als Ersatzteillager und Werkstatt, aber auch als Trainingszentrum mit kostenlosen Englisch- und Verkehrssicherheitskursen. Poi hat schon einen Sprachkurs absolviert. „Madame, Royal Palace“, ruft er aufgeregt und steuert das quietschende Rad im Schneckentempo an den Straßenrand. Eine Stadtrundfahrt mit dem Cyclo, die schon ab fünf Dollar zu haben ist, verschont zwar nicht vor den Abgasen, doch eröffnet sie unter dem kleinen, schwarzen Sonnendach eine viel ruhigere Sicht auf die schuppigen, bunten Dächer des Königspalastes. Details, die sonst vorbeirauschen, werden plötzlich sichtbar: die Frauen, die am lebhaften Flussufer Blumen verkaufen, die mobile Straßenbar, hineingebaut in einen winzigen Bus, die Mittfünfziger, die sich am frühen Abend zum öffentlichen Aerobic im Park treffen. Poi entblößt mit einem breiten Grinsen einen einzigen Schneidezahn in seinem Mund – Freizeitsport, den hat er nun wirklich nicht nötig. Die verbliebenen 150 bis 200 Cyclo-Fahrer, die meist an drei oder vier Märkten auf fußmüde Einkäufer hoffen, gehören zu den Ärmsten der Armen in der kambodschanischen Hauptstadt. „Ich weiß, dass viele Leute Mitleid mit den Fahrern haben, bei der Hitze“, sagt