Mit dem Fahrrad durch den Alentejo
Zwischen Lissabon und der Algarve befindet sich die ländliche Region Alentejo.
reise. (srt/Armin Herb) Rund geschliffene Hügel ziehen sich bis zum Horizont. Eukalyptusbäume wachsen darauf, der Duft von Macchia liegt in der Luft. Fast wirkt das Ganze wie eine überdimensionale Modelleisenbahn-Landschaft, und mittendurch verläuft irgendwo die unsichtbare Grenze zwischen den Regionen Alentejo und Algarve. Das Hinterland der Costa Azul ist ländlich still – bäuerliches Portugal ohne Kulturschätze und Touristenrummel, aber mit viel Lokalkolorit.
Wir starten unsere Tour durch den Baixo Alentejo am Staudamm von Santa Clara. Kein Wölkchen ist am Himmel, aber das Thermometer zeigt minus zwei Grad. Ja, ab und zu gibt es auch Frost in Südportugal. Radwege kennt man im Alentejo hingegen (noch) nicht. Das ist auch nicht nötig, denn die Landsträßchen leiden selten unter Verkehrsüberlastung. Auf unserem Weg Richtung Atlantik begegnen uns mehr Traktoren als Autos. Allerdings sind wir heilfroh über den Routentipp von Rudolfo, einem begeisterten Radler aus der Region. Die Orientierung nur an Hand von Karte und Schildern hätte viel Zeit und Spürsinn erfordert. So zeigt uns das Navi am Lenker den Weg, und wir schwelgen in der stillen Landschaft: hier die lichten Korkeichenwälder, dort die einsamen Gehöfte mit ihren Ziegen und den schwarzen, langbeinigen Schweinen. Den Soundtrack machen der Wind und alle paar Kilometer bellende Hunde an abgelegenen Bauernhöfen. Städtisch lebendig wird es erst in Odemira. Aber hinter der knallroten Eisenbahnbrücke tauchen wir gleich wieder in die üppige Natur am Rio Mira entlang. Die letzten Kilometer zum Atlantik gestalten sich flach und uniform: zuerst Gewächshäuser voller Salat und Küchenkräutern, dann Orangen- und Zitronenplantagen und schließlich Kuhweiden bis zum Horizont. Dann bricht das Land spektakulär über Felsklippen ab ins Meer. Ganz schön viel Abwechslung für einen Tourentag, den wir im urig-spartanischen Fischlokal von Ana Maria direkt am Atlantik ausklingen lassen.
Die nächste Etappe führt uns nur am Atlantik entlang auf der Rota Vicentina, einer für Radler offenen Wanderroute im Naturpark Alentejo Sudoeste. Die Rüttelroute auf Sand und Schotter fordert Fitness und Fahrtechnik und manchmal sogar eine Schiebeminute. Macht nichts. Dafür fahren wir durch ein Dauernaturschauspiel.