Reise / 04.02.2022 • 11:00 Uhr
Ein Spaziergang entlang der Aare in Interlaken am winterlichen Sonntagmorgen. Edith Rhomberg (4)
Ein Spaziergang entlang der Aare in Interlaken am winterlichen Sonntagmorgen. Edith Rhomberg (4)

Freestyler und Snowboarder. Auch Menschen ohne Bretter unter den Füßen müssen hier auf 2166 Metern ganzjährig nicht auf Abenteuer beim Wandern oder Rodeln verzichten. Den ersten Adrenalin-Kick garantiert jedenfalls der First-Cliff-Walk mit der Weitsicht auf die Eiger-Nordwand. Vertrauen in die Schweizer Präzision bei der Errichtung des Steges hoch über dem Abgrund hilft, mit beiden Händen am Geländer gut festhalten aber auch. Und das bisschen mulmige Gefühl ist schon mal die Übung für weitere Mutproben. Denn Furchtlose gehen nicht einfach zu Fuß, sie sausen an einem Stahlseil hängend bis zur Mittelstation Schreckfeld hinunter. Und wem der First-Flieger erst recht Lust gemacht hat, der fliegt danach mit dem Adler durch die Lüfte. Mit dem Gleiter schwebt man bäuchlings erst mit 72 Sachen zurück zum First, um dann den Panoramablick auf der 800 Meter langen Flugstrecke bei 83 Stundenkilometern so richtig zu genießen.

Zwischen Mönch und Jungfrau

Auf die Idee, einen Tunnel durch Eiger und Mönch zu sprengen und eine Zahnradbahn auf das Jungfraujoch zu bauen, kam der Schweizer Industrielle Adolf Guyer-Zeller während einer Wanderung. Nach 16 Jahren Bauzeit wurde sie mit dem höchstgelegenen Bahnhof Europas auf 3454 Metern am 1. August 1912 eröffnet. 100 Jahre später sollten in Grindelwald Touristen aus aller Welt noch schneller in die Berge gelangen. Die Jungfraubahnen erneuerten die bereits bestehende Gondelbahn auf den Männlichen und bauten den Eiger-Express bis zum Eiger-Gletscher. In 15 Minuten legen die Kabinen der neuen Dreiseilumlaufbahn von Doppelmayr/Garaventa – es gibt 44 an der Zahl – knapp 1400 Höhenmeter zurück. Sandra Kaiser kennt die Geschichte der Bahnen, die vom Grindelwald-Terminal ihren Ausgang nehmen. Als Guide gewährte sie vielen Besuchergruppen schon während der Bauphase Einblicke hinter die Kulissen. Ob sie deshalb hoch oben von den schwarzgefiederten Dohlen wie eine gute Bekannte begrüßt wird, oder ob die Freude doch mehr den mitgebrachten Rosinen geschuldet ist, ist nicht eindeutig zu klären.