Stolz, bunt und inspirierend

In Kuba ticken die Uhren auch heute noch anders. Eine Reise in eine andere Welt.
Fasziniert halte ich in Havannas Fußgängerzone für einen Moment inne, um den Duft nach Zigarren und Churros und das wunderschöne Licht, das die Plätze und Gassen der Altstadt in einen fast unwirklichen Ort verwandelt, in mich einzusaugen. Nur wenige Meter weiter tönt aus einem Park Musik – ein paar Männer spielen unermüdlich die Lieder von Buena Vista Social Club, während andere den angebrochenen Vormittag nutzen, um eine Zigarre zu rauchen und eine Partie Domino zu spielen. Es fühlt sich an, als wären wir mit dem Flugzeug schnell mal in ein anderes Jahrhundert gereist. Amerikanische Oldtimer, russische Ladas und auch der eine oder andere Trabant fahren in leuchtenden Farben durch die Straßen von Havanna. Internationale Geschäfte und Fast-Food-Ketten sucht man auch heute noch vergeblich. Als Präsident Obama im Jahr 2015 die diplomatischen Beziehungen zu Kuba wieder aufnahm, das Handelsembargo lockerte und die Rolling Stones 2016 als erste britische Band der Geschichte vor 500.000 Menschen in Havanna auftraten, hatten viele die Befürchtung, Kuba würde bald nicht mehr das sein, was es einmal war. Bis heute hat sich die Sorge der Touristen nicht bestätigt – allerdings auch zum Leid der Kubaner, denn mit der Öffnung der Grenzen wuchs auch die Hoffnung auf ein einfacheres Leben. Touristen aus Amerika brachten jede Menge Dollars ins Land, doch nach zwei Jahren Pandemie und dem durch Donald Trump erneut eingeführten Embargo, ist bei den Menschen Ernüchterung eingekehrt. Der Sozialismus, der das Land auf der einen Seite so besonders macht, hat eben auch seine Schattenseiten doch der Optimismus der Kubaner ist bewundernswert. „Ihr müsst das Victory-Zeichen machen“, ruft uns unser Guide Alejandro zu, als wir vor dem meterhohen Bild des Nationalhelden Che Guevara posieren. „Wir sind Überlebenskünstler, darauf sind wir stolz“, erklärt Alejandro, der früher Pilot war und deshalb regelmäßig mit dem Frachtflieger nach Russland flog und somit als einer der wenigen Kubaner auch das Leben außerhalb Kubas kennt. Seit