Präsident will Konsequenzen ziehen

Erschütterter Präsident Obama nach Amoklauf: „Unsere Herzen sind gebrochen.“
Washington. Sichtlich erschüttert hat US-Präsident Barack Obama nach dem Amoklauf von Connecticut die „heimtückische Tat“ verurteilt. Wiederholt kämpfte er mit den Tränen und musste innehalten, als er am Freitagnachmittag (Ortszeit) im Weißen Haus ans Mikrofon trat. Das Land mache derartige Tragödien zu häufig durch, sagte Obama zum Blutbad an Kindern und Lehrern an der Grundschule in Newtown.
Reaktion als Vater
Er reagiere nicht nur als Präsident, sondern auch als Vater, so Obama, der zwei Töchter hat. Er fühle überwältigende Trauer: „Unsere Herzen sind gebrochen. Die Mehrheit derjenigen, die heute gestorben sind, waren Kinder, kleine Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren“, sagte Obama. „Sie hatten ihr ganzes Leben noch vor sich – Geburtstage, Schulabschlüsse, Hochzeiten, eigene Kinder.“ Als Konsequenz aus dem Amoklauf, bei dem nach Medienberichten 27 Menschen getötet wurden, forderte Obama „bedeutsame Schritte“: „Wir müssen zusammenkommen, jenseits von politischen Erwägungen.“
Diskussion über Waffen
Wie schon bei vergangenen Bluttaten ist auch diesmal eine Diskussion über die laxen amerikanischen Waffengesetze ausgebrochen. Ob sich an den Gesetzen nun etwas ändert, ist allerdings fraglich. Die Rufe nach schärferen Regeln verhallten in der Vergangenheit, ohne dass es zu Konsequenzen gekommen wäre. Dafür gesorgt hat auch die einflussreiche amerikanische Waffenlobby.
Wegen der Bluttat werden auf Anordnung von Präsident Barack Obama in den USA an sämtlichen öffentlichen Gebäuden die Flaggen auf Halbmast gesenkt. Obama telefonierte gemäß dem Weißen Haus am Freitag auch mit dem Direktor der US-Bundespolizei FBI, die an den Ermittlungen beteiligt war. Sprecher Jay Carney erklärte, die US-Regierung werde alles tun, um die Sicherheitskräfte vor Ort zu unterstützen.
Auf die Frage, ob strengere Waffengesetze für den US-Präsidenten nun eine höhere Priorität erhielten, sagte Carney, es gebe sicherlich einen Tag, um dieses Thema zu diskutieren. „Aber ich glaube nicht, dass heute dieser Tag ist.“
Chronologie
Amokläufe an amerikanischen Schulen und Universitäten
3. April 2012: Ein Amokläufer erschießt an einem christlichen Privatcollege in Kalifornien sieben Menschen. Der 43-Jährige ist ein ehemaliger Student aus Oakland. Fünf Opfer sterben am selben Tag im Kugelhagel, zwei weitere erliegen später ihren Verletzungen.
14. Februar 2008: Mitten in einer Vorlesung an der Northern Illinois University rund 100 Kilometer westlich von Chicago erschießt ein 27 Jahre alter Amokläufer am Valentinstag fünf Menschen und tötet sich anschließend selbst. Bis zum Frühjahr 2007 hatte er dort Soziologie studiert. Der offensichtlich psychisch kranke Täter trug auf den Armen Tätowierungen mit Horror-Motiven.
10. Oktober 2007: Ein 14-jähriger Schüler läuft in einer technischen Oberschule in Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) mit zwei Revolvern Amok. Er verletzt zwei Lehrer und zwei Mitschüler und erschießt sich dann selbst. Der jugendliche Amokläufer hatte offenbar aus Zorn über einen Schulverweis zur Waffe gegriffen.
16. April 2007: Ein Amokläufer erschießt in der Technischen Universität in Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia 32 Studenten und Lehrkräfte. Beim Eintreffen der Polizei nimmt sich der 23 Jahre alte Englisch-Student aus Südkorea das Leben.
12. Oktober 2006: Der Fahrer eines Milchwagens erschießt im Bundesstaat Pennsylvania fünf Mädchen in einer Amish-Schule. Der 32-Jährige tötet die Kinder mit Kopfschüssen. Als Polizisten die Schule stürmen, bringt er sich um.
21. März 2005: Ein 16-Jähriger erschießt in einem Indianerreservat im US-Bundesstaat Minnesota zunächst seinen Großvater und dessen Lebensgefährtin. Anschließend tötet er in der Red Lake High School fünf Schüler, einen Sicherheitsbeamten und eine Lehrerin. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei tötet sich der Junge selbst. Der Teenager hatte Kontakte zu einer Neonazi-Gruppe.
20. April 1999: Zwei mit Sturmgewehren bewaffnete US-Schüler töten in der Columbine High School in Littleton (Colorado) zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach erschießen sich die Täter selbst.