Als Techniker beste Zukunftschancen

Vorarlberg hat hervorragende junge Fachkräfte. Aber immer noch zu wenige davon.
Dornbirn. (VN-sca) Die Wirtschaftsstandort Vorarlberg GmbH (WISTO) hat verschiedene Aufgaben. Sie soll neue Unternehmen in Vorarlberg ansiedeln, die bestehenden Unternehmen bei der Expansion unterstützen, ebenso forciert sie Forschung und Entwicklung und ganz wichtig: Die WISTO, die zu je 50 Prozent dem Land Vorarlberg und der Wirtschaftskammer Vorarlberg gehört, kümmert sich auch darum, dass Vorarlbergs Unternehmen die richtigen Fachkräfte bekommen. Zum Beispiel mit Recruiting-Aktionen im Ausland, aber auch mit Veranstaltungen für junge Vorarlberger Akademiker, denen die Rückkehr in die Heimat schmackhaft gemacht werden soll. Geleitet wird die WISTO von Joachim Heinzl, der bei der gestrigen Veranstaltung „50 Köpfe für morgen“ das Impulsreferat hielt.
Herr Heinzl, was sagen Sie zu den „50 Köpfen für morgen“, zu den jungen Vorarlbergern, die viel Potenzial aufzeigen?
Joachim Heinzl: Überrascht bin ich nicht, ich weiß ja, dass junge Vorarlberger hervorragend ausgebildet sind, sich in ihrem Beruf sehr engagieren und Außergewöhnliches leisten. Aber ich habe natürlich auch einen Wunsch: Ich würde mich freuen, wenn nach Studium und Wanderjahren mehr von ihnen wieder den Weg nach Vorarlberg fänden und die Chancen, die unsere Wirtschaft ihnen bietet, wahrnähmen.
Alle jungen Hoffnungsträger werden diesen Wunsch wohl nicht erfüllen. Aber ist es nicht auch wichtig, dass Vorarlberger in aller Welt ein Netzwerk bilden bzw. mit ihren Leistungen auch einen Fokus auf das Land richten?
Joachim Heinzl: Natürlich ist es wichtig, dass Vorarlberger auch außerhalb unseres Landes reüssieren. Und wir wissen, dass ein starkes Vorarlberger Netzwerk auch ganz klare Vorteile für unser Land, unsere Wirtschaft und nicht zuletzt für die jungen Menschen bietet, die internationale Erfahrungen sammeln wollen. Und mich persönlich freut natürlich jede Erfolgsmeldung von Vorarlbergern, die im Ausland tätig sind.
Konkret: Wo kann man als junger Mensch in Vorarlberg Chancen nutzen, wo gibt es Karrierepotenzial?
Joachim heinzl: Unsere Umfragen unter Vorarlberger Betrieben zeigen eine große Möglichkeit ganz konkret: Bei 445 befragten Betrieben zeigt sich Bedarf an technischen Fachkräften. 94 Prozent dieser Betriebe haben aber Probleme bei der Rekrutierung von Mitarbeitern. Besonders Elektrotechniker, Elektroniker, Maschinenbauer, Mechatroniker und Informatiker werden mit offenen Armen empfangen. Chancen gibt es aber auch in den anderen industriellen Bereichen, etwa in der Lebensmittelindustrie und im Baugewerbe. Wir bezeichnen Vorarlberg nicht ohne Grund als Chancenland. Wie die „50 Köpfe von morgen“ seit Jahren zeigen, haben wir hoffnungsvolle und oft auch schon sehr erfolgreiche junge Menschen in allen unseren Bereichen: Im Tourismus, der für Vorarlberg ganz wichtig ist, im Gewerbe mit den vielen innovativen und aufstrebenden Gewerbebetrieben, im pädagogischen Bereich, im Kulturbetrieb und im Sport.
Die demografische Entwicklung zeigt, dass sich der Fachkräftemangel weiter verstärkt. Was unternimmt die Wirtschaft, um dennoch genug Fachkräfte zu bekommen?
Joachim heinzl: Für unsere Wirtschaft ist es substanziell, gute Fachkräfte zu haben. Die Anstrengungen im Bereich der beruflichen Ausbildung, der Lehre, tragen Früchte. Vorarlberg hat ausgezeichnete Lehrbetriebe und ausgezeichnete Lehrabsolventen. Daneben brauchen wir aber auch jene Fachleute, die eine akademische Ausbildung gemacht haben. Wir versuchen diese Fachkräfte mit Jobbörsen im Ausland zu bekommen, wir haben die Kommunikation für künftige Fachkräfte unter einem einheitlichen Label zusammengefasst und versuchen eben auch die Vorarlberger Studenten von den Vorzügen ihres Heimatlandes zu überzeugen.
Und sprechen die jungen Fachkräfte auf diese Maßnahmen der Vorarlberger Wirtschaft an?
Joachim Heinzl: Generell sind wir erfolgreich. Vorarlberg hat für Fachkräfte aus anderen Ländern natürlich einiges zu bieten. Arbeitsplätze für hochqualifizierte Techniker ebenso wie für Touristiker und Dienstleister in absoluten Topbetrieben. Unsere Unternehmen bieten auch hohe Sozialleistungen, und die Arbeitsplätze sind sehr sicher – in der Hightech-Wirtschaft ist die Integration auch deshalb leicht, weil schon jetzt die Mitarbeiterschaft international ist und diese Unternehmen oft Englisch als Firmensprache eingeführt haben.
Zur Person
Joachim Heinzl
Geschäftsführer der Wirtschaftsstandort Vorarlberg GmbH seit 2010, zuvor Innovations- und Technologieberater bei der WISTO, weitere Laufbahnstationen: Fachhochschule Vorarlberg, Leica Geosystems
Geboren: 9. September 1971
Ausbildung: Volksschule und Gymnasium in Bludenz, Studium der Geodäsie an der TU Wien, Abschluss als Diplom-Ingenieur, Doktoratsstudium an der Leeds Metropolitan University (UK)
Familie: verheiratet, eine Tochter