„Römische Kurie muss reformiert werden“

Spezial / 12.03.2013 • 22:14 Uhr
Papst braucht starke Mitarbeiter, empfiehlt Feichtlbauer. Foto: VN
Papst braucht starke Mitarbeiter, empfiehlt Feichtlbauer. Foto: VN

Papstwahl: Feichtlbauer erwartet keinen „Wunderwuzzi“, aber Veränderungen.

Wien. (VN-joh) Wer wird Papst? Der katholische Publizist Hubert Feichtlbauer gehört zu denen, die diese Frage nicht mehr hören können. Zumal es sich um eine „reine Spekulation handelt“. Sehr vieles spricht nach Ansicht des 82-jährigen Wieners aber für Veränderungen in der Kirche. So sei eine echte Reform der Römischen Kurie zu erwarten.

Alle Vorhersagen lächerlich

Auf die Nennung aussichtsreicher Papstkandidaten lässt sich Feichtlbauer im Gespräch mit den VN nicht ein. So sei zwar nicht damit zu rechnen, dass es nach Benedikt XVI. wieder einen deutschsprachigen Papst geben, also etwa der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn zum Zug kommen werde. Aber die Eigendynamik, die in einem Konklave entstehe, mache Versuche, die Entwicklungen vorherzusagen, lächerlich.

Offensichtlich ist immerhin, dass diesmal einiges anders läuft als in früheren Jahren. So haben sich die Kardinäle nicht gleich in die Papstwahl gestürzt: „Es ist ein gutes Zeichen gewesen, dass man den Konklaven-Beginn nicht schon am erstmöglichen Tag festgesetzt hat, sondern dass man sich zuerst einmal sehr viel Zeit zur Vorbereitung genommen hat“, so Feichtlbauer. „Da hat es dann harte Diskussionen gegeben, über Vorfälle wie Vatileaks und die Entwicklung der Vatikanbank, aber auch andere inhaltliche und personelle Fragen. So etwas hat es noch nie gegeben.“

Die Zeit zur Vorbereitung war laut Feichtlbauer auch eine Zeit des gegenseitigen Kennenlernens. Noch ehe sich die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle zurückgezogen haben, hätten sie sich eine Meinung übereinander bilden können. Eine Folge davon sollte sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer „Fehlentscheidung“ bei der Papstwahl zumindest gesunken ist.

Mehr als nur ein Reförmchen

Abgesehen davon ist Feichtlbauer überzeugt davon, dass die Diskussionen der letzten Tage zu Konsequenzen unter dem neuen Papst führen werden: „Es geht sicher in die Richtung, dass die Römische Kurie reformiert werden muss. Und zwar nicht so wie bisher in Form von Reförmchen, von denen kaum einer etwas merkt.“

Die Kurie, also der vatikanische Regierungsapparat, habe sich in den letzten Jahren verselbstständigt. Nicht einmal Benedikt XVI., der als ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation aus ihr gekommen ist, habe es als Pontifex geschafft, sie in den Griff zu bekommen. Zur Lösung dieses Problems wäre es laut Feichtlbauer etwa denkbar, dass der Papst ein eigenes Kabinett mit Fachleuten aus aller Welt aufbaut. Damit würde er sich gegenüber der Kurie emanzipieren.

Unmögliches wurde möglich

Der nächste Papst werde kein „Wunderwuzzi“ sein, meint Feichtlbauer. „Es wäre aber schon etwas, wenn er ein erstarrtes Gebilde wie diese Katholische Kirche in Bewegung setzen könnte. Diesbezüglich war ja schon der Rücktritt von Benedikt XVI. eine befreiende Tat. Weil man sieht, dass Dinge möglich sind, die jahrhundertelang undenkbar schienen. In diesem Sinne glaube ich, dass sich z. B. die wiederverheirateten Geschiedenen Hoffnungen machen dürfen und dass es auch in der Ökumene einen Schub geben dürfte.“

Vor dem Konklave gab es harte Diskussionen. Das gab es noch nie.

Hubert Feichtlbauer