„Wir sind alle Brüder“

Spezial / 15.03.2013 • 21:56 Uhr
Als Kardinal hatte Franziskus das römische Gästehaus „Domus Internationalis Paulus VI.“ bezogen. Als Papst checkte er nun persönlich aus. Foto: EPA
Als Kardinal hatte Franziskus das römische Gästehaus „Domus Internationalis Paulus VI.“ bezogen. Als Papst checkte er nun persönlich aus. Foto: EPA

Franziskus empfing Kardinäle. Zur Amtseinführung eine Million Pilger erwartet.

Vatikanstadt. Der neue Herr im Vatikan bleibt seiner schlichten Linie treu. Noch gestern rief Papst Franziskus persönlich den Vertreter des Vatikans in Buenos Aires an mit der Bitte, seine Landsleute sollten sich doch die lange und ermüdende Reise nach Rom sparen und das Geld lieber den Armen spenden. Der Vatikan rechnet mit einer Million Pilger, wenn Franziskus kommenden Dienstag in sein Amt eingeführt wird. Zwei Tage nach seiner Wahl traf Franziskus erneut mit den Kardinälen zusammen. Er bekräftigte seinen Willen, auf der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden. „Wir sind alle Brüder“, rief der Papst. „Jemand sagte mir: die Kardinäle sind die Priester des Heiligen Vaters. Aber wir sind diese Gemeinschaft, diese Freundschaft, diese Nähe, die allen guttun wird.“

Er beschwor die Kardinäle, nicht dem „Pessimismus“ nachzugeben, sondern jeden Tag den Mut zu finden, „um das Evangelium in alle Teile der Welt“ zu bringen. Er habe am Tag seiner Wahl tief bewegt auf die Menschenmenge geblickt, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatte. Während des Konklaves habe er „die Liebe und die Solidarität der Weltkirche sowie die Aufmerksamkeit vieler Menschen gespürt, die zwar unseren Glauben nicht teilen, aber mit Respekt die Kirche beobachten“.

Franziskus dankte seinem Vorgänger Benedikt XVI., der mit „Glauben, Demut und Milde“ die Kirche bereichert habe. „Benedikt hat in unseren Herzen eine Flamme entzündet, die die Kirche weiterhin auf ihrem missionarischen Weg unterstützen wird“, sagte Franziskus.

Rom erwartet Pilgeransturm

Zum Einführungsgottesdienst des neuen Papstes am Dienstag werden mehr als 100 Delegationen aus der ganzen Welt erwartet, darunter auch Staats- und Regierungschefs wie Bundespräsident Heinz Fischer und Kanzler Werner Faymann. Den römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni lud Papst Franziskus persönlich ein als Zeichen seiner Verbundenheit.

Abtreibung und Homo-EheFranziskus lehnt Abtreibung und Homo-Ehe ab. Die Homo-Ehe sei ein „Teufelsmanöver“, sagte er 2010. Abtreibung sei „nie eine Lösung“, meinte er 2012 nach einer Entscheidung, sie nach einer Vergewaltigung zu erlauben.
Abtreibung und Homo-Ehe
Franziskus lehnt Abtreibung und Homo-Ehe ab. Die Homo-Ehe sei ein „Teufelsmanöver“, sagte er 2010. Abtreibung sei „nie eine Lösung“, meinte er 2012 nach einer Entscheidung, sie nach einer Vergewaltigung zu erlauben.
PolitikZumindest öffentlich wahrte Franziskus bisher Distanz zu Politikern. In seiner Heimat prangerte er ihre „schillernden Ankündigungen“ und ihre Unfähigkeit an, die Kochtöpfe der Menschen zu füllen.
Politik
Zumindest öffentlich wahrte Franziskus bisher Distanz zu Politikern. In seiner Heimat prangerte er ihre „schillernden Ankündigungen“ und ihre Unfähigkeit an, die Kochtöpfe der Menschen zu füllen.
MilitärdiktaturZu seiner Rolle in der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) gibt es widersprüchliche Aussagen. So wird er beschuldigt, zwei Jesuiten nicht vor der Verschleppung geschützt zu haben. Er selbst weist dies zurück.
Militärdiktatur
Zu seiner Rolle in der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) gibt es widersprüchliche Aussagen. So wird er beschuldigt, zwei Jesuiten nicht vor der Verschleppung geschützt zu haben. Er selbst weist dies zurück.
Armut„Die Menschenrechte werden auch mit der Armut verletzt. Nicht nur mit Terrorismus und Unterdrückung, sondern auch mit der Existenz extremer Armut, so Franziskus. In Argentinien gilt er als „Kardinal der Amen“.
Armut
„Die Menschenrechte werden auch mit der Armut verletzt. Nicht nur mit Terrorismus und Unterdrückung, sondern auch mit der Existenz extremer Armut, so Franziskus.
In Argentinien gilt er als
„Kardinal der Amen“.