„Schauen Sie sich das an, alles ist hin“

Lokalaugenschein in einer Salzburger Gemeinde nach dem verheerenden Hochwasser.
Oberndorf. Der Garten der Familie Niedermayr in Oberndorf verdient derzeit seine Bezeichnung nicht. Eher gleicht er einem Schrottplatz. Nach dem verheerenden Hochwasser vom Sonntag sind die einstigen Grünflächen übersät mit Wäschekörben, Kisten und kaputten Möbeln. Auch die Grünflächen sehen nicht mehr wie Grünflächen aus. Sie sind mit Schlamm überzogen, nur ein paar Grashalme haben den Wassermassen standgehalten.
Alois Niedermayr senior steht in kurzen Hosen und Turnschuhen im Garten und schlichtet Pokale in eine große Schachtel. Daneben steht ein Holztisch mitten im Morast. Trotz Jahrhundertflut begrüßt er uns mit einem freundlichen Lächeln. „Schauen Sie sich das an, alles hin. Die Heizung, die Möbel, alles.“
So wie die Familie Niedermayr in ihrem „Riedhaus“ hat die Flut viele Häuser im Zentrum von Oberndorf erwischt. Das Wasser stieg dort am Sonntag auf eine Höhe von rund 1,5 Metern. Anrainer mussten in Sicherheit gebracht werden.
„Es ist jetzt schon das sechste Hochwasser, das uns hier ereilt“, sagt Niedermayr. Man habe sich an die Katastrophen, so gut es geht, gewohnt. Dennoch, der Schaden sei auch diesmal wieder enorm. „Bis die Mauern trocken sind, wird es Monate dauern. Dann wird noch der ganze Putz herunterbröckeln.“ Niedermayr rechnet mit einem Schaden von mehr als 20.000 Euro. Dennoch ist er heilfroh, dass das Schneckenpumpwerk an der Salzach das Schlimmste verhindert hat.
Doch genau diese Pumpen stehen seit dem Hochwasser in der Kritik. „Drei Mal sind die Pumpen ausgefallen. Bei uns ist das Wasser in dieser Zeit um 40 Zentimeter gestiegen“, sagt Alois Niedermayr junior. Die Trafostation stehe viel zu tief, sie sei während der Flut ständig überschwemmt worden, klagt der Herr vom Haus gegenüber. Bürgermeister Peter Schröder (SPÖ) teilt die Kritik nicht: „Diese Pumpen haben uns vor einer noch viel größeren Katastrophe bewahrt. Das Wasser wäre ohne sie fünf Meter hoch gestiegen und hätte die Häuser ganz bedeckt.“
Aus Unwettern gelernt
Alois Niedermayr räumt indes zusammen mit seiner Familie weiter das Erdgeschoß leer. Die Familie habe aus den Unwettern gelernt und die Wohnräume allesamt in die oberen Stockwerke verlegt. Im Erdgeschoß waren bisher Heizraum, Lagerräume und ein Partykeller untergebracht. „Aber auch das werden wir dort künftig nicht mehr haben. Wird ja doch wieder alles kaputt.“
Ortschef Schröder will in den nächsten Jahren mit Experten des Landes den Hochwasserschutz für Oberndorf weiter ausbauen. „Wir brauchen endlich das Retentionsbecken in Gunsering in Göming.“ Das könne die Hochwassermengen auffangen, die aus dem Hinterland kämen. Doch für die Verwirklichung fehle das Einverständnis der Grundbesitzer: „Ich hoffe, dass sie nach dieser neuerlichen Katastrophe umdenken.“
Die Angst, wenn die Wassermassen kommen, ist enorm.
Alois Niedermayr
