Franken-Aufwertung: Das kommt auf uns zu

Spezial / 15.01.2015 • 22:30 Uhr
Franken-Aufwertung: Das kommt auf uns zu

Die Schweizer Notenbank lässt den Franken frei und sorgt für einen riesigen Schock.

Zürich, Schwarzach. Als die Schweizer Nationalbank am Donnerstag um 10.30 Uhr die Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses bekannt gab, erlebte der Euro einen beispiellosen Kurseinbruch. Der Obmann der Sparte Banken und Versicherungen in Vorarlberg, Raiffeisen-Chef Wilfried Hopfner: „Ich habe noch nie eine solche Situation erlebt, wir waren fassungslos, wie der Euro-Kurs nach unten sackte.“ Die Aufhebung des Mindestkurses traf die Finanzwelt ohne Vorwarnung. „Es hat kein Anzeichen für die Aufhebung des Mindestkurses gegeben, wir waren total überrascht“, sagt Hopfner. Der Chef des Schweizer Uhrenherstellers Swatch, Nick Hayek, befürchtete zugleich einen „Tsunami“ für die ganze Schweiz. „Es fehlen mir die Worte“, sagte der Swatch-Patron.

VOL.AT mit hohen Zugriffen

Auch auf Vorarlberg Online sorgte die Aufhebung des Mindestkurses für großes Interesse. „Dass der Franken-Kurs unglaublich viele Fragen aufwirft, zeigt das immense Interesse und die hohen Zugriffszahlen auf die VOL.AT-Berichterstattung gestern Nachmittag. Das Thema bewegt die Menschen, das Feedback ist enorm“, sagt VOL-Chefredakteur Marc Springer.

Knall auf Fall

Jahrelang hat die Schweizer Notenbank den Franken mit Euro-Käufen künstlich niedrig gehalten. Jetzt gibt sie das feste Kursziel Knall auf Fall auf und schockierte die Märkte. Diese überraschende Wende der Schweizer Währungspolitik hat den Kurs des Franken gestern durch die Decke schießen lassen: Die Schweizer Währung gewann gegenüber dem Euro binnen weniger Minuten bis zu 30 Prozent, nachdem die Nationalbank die Deckelung des Wechselkurses aufgehoben hatte. Später erholte sich der Euro wieder etwas. Die Notenbank hatte das Verhältnis des Frankens zum Euro im September 2011 faktisch eingefroren, um die Schweizer Wirtschaft vor einer zu starken Währung zu schützen. Der Mindestkurs lag bei 1,20 Franken für einen Euro. Am Donnerstagmittag gab es für einen Euro nur noch 1,04 Franken. Die Notenbank erklärte zu ihrem Schritt, der Mindestkurs sei seinerzeit notwendig gewesen, um die Wirtschaft vor einem ernsthaften Schaden zu bewahren.

Diese außerordentliche und zeitlich begrenzte Maßnahme sei jetzt aber nicht mehr gerechtfertigt. Die jetzige Überbewertung des Franken werde nicht lange währen, sagte Bankpräsident Thomas Jordan. Die Situation werde sich von allein korrigieren. Die Schweizerische Nationalbank begründet das Aus für den Euro-Mindestkurs am Donnerstag auch mit dem Erstarken des US-Dollars. Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume hätten sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren.

Kurssturz an der Börse

An der Zürcher Aktienbörse hat die Aufgabe des Euro-Mindestkurses einen Kurssturz ausgelöst. Der Leitindex SMI brach gestern um bis zu 14 Prozent ein. Das ist der größte Verlust seiner Geschichte. Dabei büßten die dort gelisteten Unternehmen zusammen etwa 140 Mrd. Franken (rund 117 Mrd. Euro) an Marktkapitalisierung ein. Das entspricht in etwa der Schweizer Wirtschaftsleistung eines Quartals. Der Aktienumsatz lag schon zu Mittag fast vier Mal so hoch wie an einem gesamten Durchschnittstag.

„Völlig unverständlich“

Die Entscheidung der SNB, den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro am Donnerstag aufzuheben, ist für Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek „völlig unverständlich“. Die Schweizer Nationalbank habe ihre Glaubwürdigkeit damit stark ramponiert, ist er sich mit anderen Ökonomen einig. Brezinschek rechnet damit, dass sich ein neues Kurs-Gleichgewicht in zwei bis drei Wochen bei 1,10 bis 1,13 Franken pro Euro einpendeln wird.

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