Experte für Gerstensaft

Für Biersommelier Michael Büchler ist
Bier weit mehr als
nur ein Durstlöscher.
Mäder. (VN-ger) Der Bierdurst in Österreich ist ungebrochen: Im Durchschnitt trinkt jeder Österreicher 105 Liter Bier pro Jahr – das entspricht etwa einem kleinen Bier täglich. Im Europa-Ranking liegt Österreich damit auf Platz zwei, hinter der Tschechischen Republik (135 Liter) und vor Deutschland (99,5 Liter). Inklusive Exporte wurden in Österreich im Vorjahr 9,3 Millionen Hektoliter Bier gebraut (2013: 9,23 Millionen Hektoliter). Auch der Aufwärtstrend bei alkoholfreiem Bier hält laut Brau-Bilanz 2014 mit einem Plus von 30,9 Prozent unvermindert an.
Bei über 1000 verschiedenen Bieren alleine in Österreich und 200 Hopfensorten weltweit fällt die Wahl allerdings nicht immer leicht. Licht ins Dunkel bringen Experten wie Michael Büchler. Der 45-jährige Mäderer beschäftigt sich seit zehn Jahren intensiv mit dem Thema Bier, hat in dieser Zeit geschätzte 500 bis 600 Bierstile verkostet. Im Jänner 2014 komplettierte er sein Wissen mit der Ausbildung zum Biersommelier in Kaltenhausen bei Salzburg. Seither organisiert der hauptberufliche Metzger Bierreisen oder gestaltet Speisekarten mit dem passenden Bier zum jeweiligen Gericht. „Mich faszinieren der Duft, die Aromen, der Geschmack, das Aussehen. Ich bin Biersommelier mit Herzblut – es ist wie ein Virus“, sagt Büchler.
Frucht bis Honig
Frucht, Nuss, Kaffee, Vanille, Schokolade, Wald- oder Blütenhonig – Bier kann nach vielem duften. „Und der Antrunk kann wieder ganz anders sein und nach Karamell oder gerösteten Kaffeebohnen schmecken“, schwärmt der Biersommelier.
Die Entwicklung geht laut dem 45-Jährigen zu Bieren mit fruchtigen Noten. In den Wintermonaten schmeicheln aber auch dunkle Biere mit Lakritze-Aromen dem Gaumen. „Der neueste Trend der Bierhersteller ist, dass helles Bier im Barriquefass gelagert wird. Dadurch nimmt das Bier das Aroma und die Farbe des Holzes an“, führt der Biersommelier aus. Sein persönlicher Favorit? „Das India Pale Ale (IPA) ist immer gut. Man kann es aufgrund der Zitrus- und Grapefruit-Aromen auch gut im Sommer trinken.“
Doch welches Bier passt zu welcher Speise? Grundsätzlich gelte: Helles Bier zu hellen Speisen, dunkles Bier zu dunklen Speisen, sagt Büchler. „Wichtig ist nur: starke Biere vertragen würzige Speisen. Das Bier sollte nicht untergehen, aber auch nicht zu dominant sein.“ Und auch zu Desserts ist Bier nicht zu verachten. „Das Chocolate Bock passt zum Beispiel gut zu Sachertorten. Es hat ein sehr intensives Röstmalzaroma kombiniert mit Zartbitter-Schokolade.“
Richtige Temperatur
Wichtig ist neben dem Geschmack vor allem die Trinktemperatur – bei stärkeren Bieren empfiehlt der Biersommelier zwölf Grad, bei leichteren sechs bis acht Grad. „Sonst kommen die Aromen nicht heraus“, führt er aus. Ausspucken, wie man es vom Wein kennt, ist bei Bierverkostungen übrigens verpönt. „Nur wenn man das Bier schluckt, spürt man die Bitterkeit des Hopfens“, weiß der Bierexperte.
Mich faszinieren der Duft, die Aromen, der Geschmack, das Aussehen. Es ist wie ein Virus.
Michael Büchler
Der nächste Biersommelier-Kurs in Vorarlberg von Mohrenbrauerei und Brauerei Egg startet im April: 20. und 21. April, 27. und 28. April, 6. und 7. Mai 2015 (Prüfung: 8. Mai 2015)