Türkei im Zentrum von Krisenherden

Spezial / 18.02.2016 • 22:34 Uhr
Türkei im Zentrum von Krisenherden

Das Land am Bosporus steht wegen zahlreicher Konflikte im Brennpunkt zwischen Ost und West.

SYRIEN: Im Krieg beim türkischen Nachbarn Syrien unterstützt Ankara die Opposition gegen Präsident Bashar al-Assad, doch das Ziel seiner Entmachtung ist knapp fünf Jahre nach Beginn des Konfliktes in weite Ferne gerückt. Die türkische Regierung fordert die Einrichtung einer militärisch gesicherten Schutzzone im Norden Syriens, hat sich damit aber bisher nicht durchsetzen können. In jüngster Zeit sucht die Regierung in Ankara vermehrt den Schulterschluss mit den arabischen Golf-Staaten, von denen einige wie auch die Türkei zur Entsendung von Bodentruppen nach Syrien bereit sind.

ISLAMISCHER STAAT (IS): Türkische und syrische Anhänger der Dschihadisten-Miliz haben seit Sommer mehrere Anschläge mit fast 150 Toten in der Türkei verübt, darunter den Anschlag von Istanbul im Jänner, bei dem elf deutsche Touristen starben. Zudem ist die Türkei als Transitland für Extremisten nach und aus Syrien mit sogenannten „Terror-Touristen“ konfrontiert, die über türkisches Gebiet zum IS reisen. Den Vorwurf, den IS nicht entschieden genug zu bekämpfen, weist Ankara zurück.

 

ARBEITERPARTEI KURDISTANS (PKK): Nicht erst seit dem Anschlag von Ankara sieht die Türkei in der kurdischen Rebellengruppe einen ihrer gefährlichsten Feinde. Die Demokratische Unionspartei (PYD) und deren bewaffneter Arm, die Volksschutzeinheiten (YPG) – beides Ableger der PKK in Syrien – haben dort zwei kurdische Autonomiegebiete erkämpft, die von der Türkei als mögliche Keimzellen eines unabhängigen kurdischen Staates angesehen werden. Die türkische Armee beschießt seit Tagen Stellungen der YPG im Norden Syriens. Gleichzeitig eskalieren die Kämpfe der Sicherheitskräfte gegen die PKK im Südosten. Mit türkischen Luftangriffen auf PKK-Einheiten im Norden des Irak kommt ein weiterer Krisenherd hinzu.

 

RUSSLAND: Eine tiefe Krise in den Beziehungen zu Russland verkompliziert die Lage für die Türkei. Moskau unterstützt Assad mit Luftangriffen und wirft der Türkei vor, Extremisten wie dem IS zu helfen. Seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe im November haben sich die Interessensgegensätze beider Staaten erheblich verschärft. Inzwischen wirft die türkische Regierung der russischen Außenpolitik vor, die syrische Kurdenmiliz YPG als Instrument gegen die Türkei einzusetzen.

 

FLÜCHTLINGSKRISE: Die Türkei hat bisher rund 2,5 Millionen Syrer aufgenommen. Mehrere Zehntausend weitere Flüchtlinge warten derzeit in Zeltlagern auf der syrischen Seite der Grenze gegenüber der türkischen Provinz Kilis. Fällt die Stadt Aleppo an syrische Regierungstruppen, wird ein weiterer Flüchtlingsstrom an der türkischen Grenze erwartet. Die EU verlangt von der Regierung in Ankara, mehr gegen die Abwanderung von Flüchtlingen aus der Türkei nach Europa zu tun. In wenigen Monaten sollen die ersten Flüchtlinge aus der EU in die Türkei zurückgeschickt werden.