Wahl macht viele Menschen ärmer oder reicher

Spezial / 08.11.2016 • 22:36 Uhr
Clinton und Trump haben in einem ereignisreichen Wahlkampf um das höchste Amt im Staat gekämpft. 
Clinton und Trump haben in einem ereignisreichen Wahlkampf um das höchste Amt im Staat gekämpft. 

Folge des Wahlergebnisses ist die Vernichtung von Vermögen oder ein warmer Regen.

Washington. Seit dem Aufwachen am heutigen Mittwoch sind viele Menschen um Hunderte von Millionen Dollar, Euro, Yen oder was auch immer ärmer. Andere Menschen können sich über ein besser gefülltes Sparschwein freuen. Und dies bevor der Wahlsieger überhaupt das Amt angetreten hat und Entscheidungen mit wirtschaftlichen Folgen treffen konnte. So ist das eben bei amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Die Folge sind automatisch Vernichtungen von Vermögen oder ein warmer Regen. Je nachdem, wer die Wahl gewinnt.

Als Meinungsumfragen zufolge ein Wahlsieg des Republikaners Donald Trump in den vergangenen zwei Wochen wahrscheinlicher wurde, sackten die Aktienkurse und die Werte ausländischer Währungen (unter anderem des mexikanischen Peso) gewaltig in den Keller. Wohlhabende stießen aus Angst vor Trumps undurchsichtigen Wirtschaftsideen massenhaft Papiere ab. Die Verängstigten kauften dagegen tonnenweise als sichere Anlage geltendes Gold, dessen Preis daraufhin kräftig anzog. Resultat: Vermögen schrumpften. Zumindest auf dem Papier.

Und jetzt nach der Wahl: Wenn Donald Trump das Rennen gemacht haben sollte, ist mit weiteren Verlusten bei Aktien- und Währungskursen sowie einem steigenden Goldpreis zu rechnen. Bei einer gewählten Präsidentin Clinton ist dagegen eine entgegengesetzte Entwicklung wahrscheinlich. Dieser Trend hatte sich schon am vergangenen Sonntag angedeutet, als FBI-Chef Comey mitteilte, dass der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton entgegen des vorher von der Behörde erweckten Anscheins doch keine strafrechtliche Verfolgung wegen der sogenannten E-Mail-Affäre drohe. Worauf die Demoskopen einen Wahlsieg Clintons wieder als wahrscheinlicher einstuften.

Das alles sind aber nicht nur die Nöte und Freuden der „oberen 1 Prozent“, die so oder so mehr Geld haben als sie verfrühstücken können. Die Folgen spürt auch der
kleine Mann in den Vereinigten Staaten und anderswo. Beispielsweise durch die Nachwehen des amerikanischen Wahlkampfs in der Zinspolitik. Schon vor der Wahl stand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass die US-Notenbank im Fall eines Trump-Wahlsiegs ihre Null-Prozent-Zinspolitik wegen drohender Rezessionsgefahren beibehalten würde, sie dagegen im Fall eines Clinton-Wahlsieges rosigere Wirtschaftszeiten mit einem langsamen Anstieg des Zinsniveaus sieht.

Weil das eine Signalwirkung für andere Zentralbanken hat, würde es eine Beendigung der schleichenden Enteignung der Sparer allerorten einleiten. Wenn die Preissteigerungsrate größer als die Sparzinsen ist, verliert zurückgelegtes Geld schließlich an Wert. Und da behaupte noch jemand, dass amerikanische Wahlen nur „die da oben“ und Amerikaner etwas angehen.

Wahl macht viele Menschen ärmer oder reicher