Für Raceboarder Lukas Mathies hat das Warten ein Ende

1890 Tage liegen zwischen dem ersten und dem zweiten Weltcupsieg des Montafoner Snowboarders.
Winterberg Zum Saisonabschluss genehmigte er sich mit ein paar Kollegen verdientermaßen ein Bierchen, ohne dabei die Schwierigkeiten auf dem Weg zu seinem zweiten Weltcupsieg ganz außer Acht zu lassen. Nach 1890 Tagen, also mehr als fünf Jahre nach seinem Weltcup-Debütsieg am 18. Jänner 2014 in Rogla, stand Lukas Mathies wieder zuoberst auf dem Podest und strahlte über beide Ohren. Dabei war der Start in seine achte Weltcupsaison kein einfacher. Mit einer Startnummer über 30 musste er sich durch die Qualifikationen quälen. „Eigentlich unglaublich“, sagt er heute und gesteht: „Ich habe mich mehrmals gefragt, warum ich mir das antue. Rückblickend war es die volle Härte, wieder unter die Top 16 zu fahren.“
„Die Saison mit einem Sieg abzuschließen, ist das Beste, was einem passieren kann.“
Lukas Mathies, Raceboarder
Mathies aber hat es geschafft, wie er auch Spitzensport und Lehrausbildung unter einen Hut bringt. Das heißt für ihn nicht nur heute aufstehen, wenn der Wecker um 4.30 Uhr klingelt. Rückhalt in sportlicher Hinsicht erfuhr er von seiner Familie und vor allem von Freundin Melanie. „Sie hat mich einfach in allem unterstützt“, fasst er seine Dankbarkeit in Worte. Zuweilen musste sie auch Seelentrösterin spielen, wie vor der Weltmeisterschaft 2019 in Park City. „Ich war richtig vor den Kopf gestoßen, als ich erfahren habe, dass ich die Qualifikation für den Slalom fahren muss. Ich bin gerade aus Moskau heimgekommen und wollte eigentlich die WM boykottieren. Ich hatte die Entscheidung aufgrund der Leistungen bis dahin einfach nicht verstanden. Nervlich war ich zu dem Zeitpunkt völlig fertig. Melanie sagte mir nur: Ein Boykott bringt nichts, du machst es ja wegen dir und nicht für die anderen. Ihre Worte, ihr Zuspruch haben mich damals wieder in die Spur gebracht.“
Mit seinem zweiten Weltcupsieg erntet Mathies nun den Lohn für die harte Arbeit der vergangenen Jahre. „Mein Problem war, dass ich gewusst habe, dass ich schnell fahren kann. Eine reine Kopfsache also, denn ich habe es einfach nicht auf das Brett und den Schnee gebracht. Jetzt mit einem Sieg die Saison abzuschließen ist das Beste, was mir passieren kann. Das gibt mir für das Sommertraining gleich wieder einen ordentlichen Motivationsschub“, jubelte Mathies auch am Tag nach dem Triumph von Winterberg.
Nationale Titelkämpfe
Viel hat er in den vergangenen Jahren getüfelt, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Die begonnene Lehre ist Teil seines Selbsterneuerungsprozesses. Dass nach Saisonende – am Wochenende startet Mathies noch bei der österreichischen Meisterschaft in Radstadt – wieder ein zweimonatiger Schulblock in Kufstein auf ihn wartet, gehört inzwischen zu seinem geregelten Alltag. Auch der Materialwechsel hat sich beim 28-jährigen Montafoner positiv ausgewirkt. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass Mathies die Saison in der Parallel-Gesamtwertung als bester Österreicher abschließt, ein weiterer Beweis für seine nunmehrige Beständigkeit. Eines nämlich hat Mathies nicht verlernt: Sein Schwung zwischen den Toren gehört noch immer mit zu den schnellsten.

Alle Details zu Lukas Mathies, dem Snowboarder aus St. Gallenkirch, gibt es hier.