Die Hoffnung auf Rennkilometer 2020 lebt

Vorarlbergs Motorsportler geben Einblick in ihren Alltag und ihr Trainingsprogramm während der Coronakrise.
Schwarzach Nicht nur die Königsklasse wird derzeit total ausgebremst, sondern auch die Vorarlberger Motorsportler sind von der Coronakrise betroffen. Die VN haben sich umgehört, wie sie mit der Zwangspause umgehen.
Kiano Blum Der bald 13-jährige (14. Mai) Schüler und Kartfahrer aus Fußach war in Verhandlungen über die Kartsaison, als das Coronavirus zuschlug. Seine Verpflichtung im deutschen Team von TB-Racing wurde noch unter Dach und Fach gebracht. Gefahren werden soll in der Deutschen Kart-Meisterschaft (DKM) auch Einsätze in Italien sind geplant. Das TB Racing Team gehört zu den erfolgreichsten Kartteams in Europa. Vorerst sind die Pläne auf Eis gelegt. So kann die Nachwuchshoffnung neben seinem E-Learning für die Schule auch sein Fitnessprogramm von zuhause aus abspulen.

Christoph Lampert Der Bergspezialist, im Vorjahr Gesamtdritter der Berg-EM, hat sich bereits zum Jahreswechsel entschieden, 2020 keine Rennen zu bestreiten. Änderungen im technischen Reglement wären ein zu großes finanzielles Wagnis gewesen, um den Osella P30 Prototyp für die Berg-EM aufzurüsten. So möchte der 38-jährige Feldkircher die Entwicklung abwarten, um eventuell 2021 wieder anzugreifen.

Sebastian Daum Wollte die „Porsche Sprint Challenge“ bestreiten. Daraus wird jetzt erst mal nichts. Auch sporadische Einsätze im Porsche-Carrera-Cup-Deutschland und in der ADAC-GT-Meisterschaft mit einem Porsche GT3-R waren geplant. Für den 21-jährigen Dornbirner ist die Coronakrise also zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Damit er nicht gänzlich auf das Renn-Adrenalin verzichten muss, nutzt er die Möglichkeit für virtuelle Rennen am Computer, die online gefahren werden – und das gegen namhafte Gegner wie Landon Norris. So bringt ein Simulator im Keller doch gewisse Vorteile.

Kévin Estre Der in Höchst lebende LeMans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister im GT Sport ist Ende Februar noch gefahren, bevor das Coronavirus weltweit alle Aktivitäten im Sport lahmlegte. Der 31-Jährige schaffte auf der GP Stecke von Austin (USA) den Sprung auf das Podest. Mit seinem dänischen Teamkollegen Michael Christensen gab es im Rahmen der Langstrecken-WM (FIA WEC 6 Hours of Austin) nach 172 Runden einen zweiten Platz im Porsche 911 RSR. In der WM-Gesamtwertung – jahresübergreifend – liegt das Duo auf Rang drei. Derzeit steht hinter allen Rennen der weltweit ausgetragenen Serie ein dickes Fragezeichen. So kann sich der sympathische Franzose seinem Fitnessprogramm widmen und sich auch um seinen Hausbauplan in Höchst kümmern. Erst einmal ist im Hause Estre aber Nachwuchs angesagt. Im Juli wird es vorbei sein mit der Ruhe, dann bekommt die Familie Estre Zuwachs. In der Zeit bis dahin hat er sich mit seiner Frau bei der VN-Aktion „Helfen“ angemeldet. Im Zuge der VN-Nachbarschaftshilfe haben sie dem Krankenhaus Bregenz mehr als 60 kg Süßigkeiten und mehr als zehn kg Kaffee gespendet.




Fabienne Wohlwend Einen etwas planbareren Einstieg ins Leben als Profirennfahrerin hätte sich die Liechtensteinerin gewünscht. Als sie im Herbst diesen Entschluss gefasst hat, war noch kein Anzeichen der Pandemie erkennbar. Nun einige Monate später sitzt sie zuhause und spult Tag für Tag ihr Trainingsprogramm ab. „Ich starte am Vormittag mit einer Session im Rennsimulator, mache danach das Fitnessprogramm. Mit weiteren Simulatoreinheiten und Ausdauertrainings über den ganzen Tag hinweg halte ich mich fit“, berichtet die 22-Jährige über die außergewöhnliche Situation. Es fehlen der Schellenbergerin auch die gemeinsamen Fitnesstrainings mit ihrem Vorarlberger Trainer Max Cavada, denn für diesen Zweck darf sie nicht über die Grenze nach Göfis. Die praktischen Einheiten auf der Rennstrecke stehen derzeit ebenso still, wie vieles im Leben. Aber Fabienne Wohlwend hat eine gute Alternative gefunden: Sie bestreitet die virtuelle Rennserie des Porsche Mobil-1-Supercups für das Team Vodafone.


Rene Rast Der DTM-Champion der Jahre 2019 und 2017 sitzt mit Partnerin Diana und Sohn Liam in Bregenz. Der 33-jährige Audi-Pilot befindet sich seit Jänner in einem intensiven Trainingsprogramm, mit Schwerpunkt Radfahren. Nunmehr nutzt er vermehrt seinen Rollentrainer, den er indoor mit seinem Fahrrad nutzen kann. Das Wohnzimmer hat er zu seinem Büro gemacht. Angesagt ist auch Online-Gaming, wie er verrät. Seinen Simulator im Keller nutzte er bislang nur als Vorbereitung zur DTM-Saison und für Sim-Racing-Veranstaltungen. Durch die lange bevorstehende Rennpause ist das eine ideale Ergänzung und so nebenbei hat er schon Formel-1-Star Max Verstappen im direkten Duell geschlagen. Fix ist, dass er seine private Zukunft im Ländle plant. Hat er doch ein Haus in Bregenz gekauft, das nun für seine Bedürfnisse adaptiert wird.

Christian Klien Im Vorjahr ist der Ex-Formel-1-Pilot aus Hohenems keine Rennkilometer gefahren, umso mehr hat er sich auf die neue Herausforderung im GT3-Sport mit einem Mercedes AMG gefreut. Erste Test im neuen Team von JP Motorsport, in das er auch seinen Hohenemser Freund Günter Aberer holte, verliefen vielversprechend. Doch nun ist der 37-Jährige, der in Diepoldsau lebt, zu Büroarbeiten gezwungen. MNG-HFL
