Dieter Alge über das verflixte zweite Jahre für den FC Dornbirn

Sport / 10.09.2020 • 10:58 Uhr

„Das zweite Jahr ist immer das schwerste.“ Für diese „alte Fußballerweisheit“ gibt es auch eine logische Erklärung: Die Euphorie des Aufstiegs ist im zweiten Jahr verflogen, ebenso das Gefühl, nichts verlieren zu können. Erwartungshaltung und Druck steigen, die Gegner unterschätzen einen nicht mehr. Das sollte sich das Team des FC Dornbirn zu Herzen nehmen.

Nach einer kurzen und intensiven Vorbereitung mit lediglich zwei Testspielen (Freiburg und WSG Tirol), starten die Messestädter beim Grazer AK in ihre zweite Saison in Österreichs zweithöchster Fußball-Liga.

Defizite sind erkennbar

Der große Kern des letztjährigen Kaders konnte gehalten werden. Das ist auch gut so. Fünf Neuzugänge sollen überdies der Mannschaft um Trainer Markus Mader neue Impulse geben und für frischen Spirit im Team sorgen. In der Abwehr dürfte Mario Jokic (29) an der Seite von Andreas Malin zum Einsatz kommen. Jokic kam vom FC Memmingen. Für das Mittelfeld wurden Lars Nussbaumer (19) vom SCR Altach sowie Tom Zimmerschmied (21) aus der deutschen Regionalliga Süd geholt. Zwei junge Talente, denen ich einiges zutraue. Im Angriff haben die Rothosen mit Lukas Katnik einen routinierten Stürmer verpflichtet. Der gebürtige Koblacher kennt die Liga und ist für den FC Dornbirn in der Offensive sicher ein Gewinn. Zu hoffen ist, dass der verletzte Lukas Fridrikas wieder in die Start­elf zurückkehrt. Auch Andreas Malin (26), zuletzt angeschlagen, ist in der Abwehr der Dornbirner nicht zu ersetzen.

Ärgerlich war das Aus im ÖFB-Cup gegen den steirischen Regionalligisten Allerheiligen. Beim 1:3 auf der Birkenwiese waren klare Defizite im Umschaltspiel nach Ballverlust zu erkennen. Im Mittelfeld fehlte mir die Aggressivität gegen den Ball. Zudem habe ich die Absicherung bzw. Staffelung in der Abwehr vermisst. Ich bin der Meinung, dass hier die Grundprinzipien im Abwehrverhalten nochmals klar definiert werden sollten. Beim 0:4 gegen Bundesligist WSG Tirol wurde in einem 4-3-2-1- bzw. 4-1-4-1-System gespielt. In der ersten Spielhälfte stimmte die Organisation im Defensivverhalten und die Räume wurden gut zugestellt. Im Spielaufbau hätte ich mir jedoch mehr Mut erwartet. Oft waren die Bewegungen der Außenspieler zu statisch. Dadurch war Solostürmer Lukas Katnik isoliert und meist auf sich allein gestellt.

Mein Fazit: Für den gesamten FC Dornbirn wird das zweite Jahr eine große Bewährungsprobe. Nicht nur für die Trainer und Spieler, sondern auch auf die Vereinsverantwortlichen warten viele neue Herausforderungen. Ruhe im Umfeld sowie eine klare Vorstellung in der Spielphilosophie könnten ein Rezept für den Klassenerhalt sein. Dieser nämlich sollte meiner Meinung nach das Saisonziel sein.