Olympiazentrum: Ein Jahr als Herausforderung der besonderen Art

Trotz Covid-19-Pandemie bilanziert das Olympiazentrum finanziell positiv. Erweiterungsbau startet 2024.
Dornbirn „Uns erwartet ein außergewöhnliches Jahr.“ Mit diesem Satz hatte Sebastian Manhart als Geschäftsführer des Olympiazentrums Vorarlberg in Dornbirn die Präsentation des Jahresberichts 2019 abgeschlossen und auf das Jahr 2020 vorausgeblickt. Dass er mit dieser Aussage recht behalten sollte, kann er sich mit einem Jahr Abstand nicht verkneifen, auch wenn sein Ausblick anderes im Blickfeld hatte. „Nein, das werde ich sicher nicht mehr sagen“, sagt er heute angesichts der Covid-19-Pandemie, der abgesagten bzw. verschobenen sportlichen Großveranstaltungen und der Absage der Jubiläumsfeier „50 Jahre Landessportschule“ (Anm. d. Red.: die Eröffnung war am 18. Oktober 1970).
So gesehen war 2020 das Jahr der vielleicht größten Herausforderung seit seinem Amtsantritt im Februar 2013. Dennoch zieht er ein positives Fazit für den Vorarlberger Spitzensport, zumal der finanzielle Abschluss bei einem Jahresbudget von 2,7 Millionen Euro am Ende einen Überschuss auswies. Zum einen dank der Landesförderung in Höhe von 1,75 Mill. Euro, zum anderen dank staatlicher Instrumente wie Kurzarbeit oder Umsatzersatz sowie Förderungen seitens der europäischen und österreichischen Olympiakomitees. Positiv auch, dass in all den Monaten dank eines ausgeklügelten und strengen Hygienekonzepts keine Infektion im Olympiazentrum stattfand. Nicht zuletzt gab es auch sportlich außerordentliche Leistungen der bis Jahresende 93 betreuten Athletinnen und Athleten sowie im Mannschaftssport. Alles schön dokumentiert auf 190 Seiten, in Bild und Text von Natalie Scherer („Bislang der umfangreichste Jahresbericht“) und ihren Helfern.
„Ich gehe derzeit fest davon aus, dass die Sommerspiele 2021 in Tokio stattfinden.“
Sebastian Manhart, Geschäftsführer Olympiazentrum Vorarlberg
Klare Vorstellungen
Die Zufriedenheit von Sportlandesrätin Martina Rüscher basiert in Bezug auf das Olympiazentrum auf verschiedenen Säulen. Nicht immer, so Rüscher, seien es die nackten Ergebnisse, an denen die Arbeit der OZ-Mitarbeiter gemessen werde. „Für mich ist die Rückmeldung der Athletinnen und Athleten sehr wichtig, weshalb wir auch mehrmals im Jahr Umfragen durchführen.“ Zudem sei man gerade mit der strategischen und konzeptionellen Arbeit in dem von Sebastian Manhart sehr akribisch geführten Olympiazentrum zufrieden. „Diesbezüglich genießt Vorarlberg österreichweit einen sehr guten Ruf.“
Weil Stillstand Rückschritt bedeutet, wird noch stärker in einen durchlässigen Aufbau vom Nachwuchs (ab 14 Jahren) bis zum Olympiasportler investiert. Heißt konkret: Die Zusammenarbeit mit den Schulen wird über das Sportgymnasium auf die Sportmittelschulen ausgedehnt und auch die duale Karriere noch mehr gefördert. Als Geschäftsführer des Nachwuchs-Kompetenzzentrums fungiert Tobias Weidinger. Neben dem Land Vorarlberg sind die Bildungsdirektion sowie die Wirtschaftskammer weitere Träger des neu gegründeten Vereins. Der Nachwuchs soll, so Manhart, unter denselben Rahmenbedingungen trainieren können und betreut werden. Im Zentrum der Zukunftsplanungen stehen für Manhart über 2021 hinaus das Projekt „Success in Mindset“ („Nachhaltigkeit und der Umgang mit dem Menschen ist uns ganz wichtig“) und auch das Gesundheitsthema („Und zwar in allen Bereichen, etwa in der Ernährung oder im Training“).
Aufgeschoben, aber keinesfalls aufgehoben ist die notwendige bauliche Erweiterung des Olympiazentrums. „2024 ist Baubeginn“, verspricht Rüscher. Dafür seien auch die finanziellen Mittel des Landes gesichert. Was die aktuelle Impfdiskussion für Spitzensportler betrifft, so werde dies nicht gleich passieren, aber „schneller, als viele derzeit vermuten“.
2020 habe laut Manhart auch im Sport gezeigt, dass die Digitalisierung ein wichtiger Punkt ist. „Im Training, bei Fortbildungen, aber sie gibt uns auch die Möglichkeit, das Bodensee-Sportsymposium wieder aufleben zu lassen.“ Dieses finde in diesem Jahr nun fefinitiv Ende April, Anfang Mai statt – und zwar in digitaler Form.
Endlich wieder kämpfen!
Besonders bei den Kampfsportlern hat die Coronapandemie im letzten Jahr deutliche Spuren hinterlassen. Neben den drastischen Einschränkungen im Trainingsbetrieb wurden weltweit seit Februar 2020 praktisch alle Wettkämpfe abgesagt. Doch nun scheint der Bann gebrochen, zumindest die Nationalkaderathleten dürfen sich über einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Normalität freuen. Karatekämpferin Bettina Plank nimmt kommenden Sonntag an einem Einladungsturnier in Caorle (ITA) teil und trifft auf hochkarätige Konkurrenz. „Endlich wieder kämpfen“ frohlockte die Feldkircherin. „Ich freue mich extrem und hoffe, dass nun der Bann gebrochen ist und die finale Phase in der Olympiaqualifikation nicht wieder unterbrochen wird.“
Die gleichen Wünsche hat Ringer Johannes Ludescher. „Mein letzter Wettkampf war die Staatsmeisterschaft Ende Februar. Jetzt geht es endlich wieder los, darauf freue ich mich.“ Ludescher absolviert den Restart mit dem ÖRSV-Nationalkader beim Grand Prix in Nizza.