„Möchte beste Version von mir selbst sein“

Sport / 12.02.2023 • 21:13 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Katharina Liensberger blickt den WM-Tagen voller Zuversicht entgegen.gepa
Katharina Liensberger blickt den WM-Tagen voller Zuversicht entgegen.gepa

Liensberger ist voller Vorfreude auf die Weltmeisterschaft, getreu dem Motto: Believe. Fly. Achieve.

Meribel Ein paar Tage zu Hause, schnelle Schwünge in der Flexen­arena in Zürs und dann ein komprimiertes Programm im Fassatal. Mit der Anreise nach Frankreich endet für Katharina Liensberger eine intensive Vor-WM-Zeit, in der die 25-Jährige versuchte, die Negativ-Erlebnisse der Saison zu streichen und sich positiv auf die WM-Bewerbe einzustimmen. Der Parallelbewerb am Dienstag könnte der erste von gleich mehreren Auftritten der Göfnerin bei den Titelkämpfen werden.

Am 14. Februar erfolgt wohl Ihr WM-Auftakt mit dem Parallelrennen. Dann sind es fast zwei Jahre (16. Februar 2021) seit dem WM-Titel in dieser Disziplin. Können Sie daraus Kraft schöpfen oder lässt die aktuelle Ausgangslage eine solche Gefühlslage nicht zu?

Liensberger Die WM in Cortina im Februar 2021 mit dem Weltmeistertitel im Parallelrennen, Weltmeistertitel im Slalom und der Silbermedaille im Riesentorlauf sind sehr schön und voll in meiner Erinnerung präsent. Klar, dass ich daraus Kraft und Energie schöpfe.

Nur vier Tage später haben Sie sich in Cortina im Slalom zur Doppel-Weltmeisterin gekürt. Erst danach folgten in den Frühjahrsrennen die ersten Weltcupsiege. Es war eine bewegende Zeit, ganz konträr zu jetzt. Wo steht Katharina Liensberger zwei Jahre danach, wenige Tage vor dem WM-Start?

Liensberger Ich stehe hier als Titelverteidigerin und habe in den letzten Monaten sehr hart auf Schnee trainiert und viele Konditionseinheiten absolviert. Natürlich ist der aktuelle Stand eine Herausforderung, die ich sehr gerne annehme. Selbstverständlich werde ich auch bei der WM in Courchevel/Méribel mein Bestes geben.

Vor allem die Zeitrückstände in den Disziplinen Riesentorlauf und Slalom geben zu denken. Was braucht es, um wieder in die Spur zu kommen: Mehr Training oder ein wenig mehr Gelassenheit?

Liensberger Gute Frage. In den letzten Wochen ist sehr viel passiert und besonders medial wurde dem Ganzen sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hoffe dahingehend, dass bis zur WM wieder Ruhe einkehrt, damit ich mich wieder voll auf mein Schifahren konzentrieren kann.

Wie schaut eine Kurzanalyse der aktuellen Saison aus Ihrer Sicht aus? Oder anders gefragt: Wann gab es erste Anzeichen, dass es nicht mehr in die richtige Richtung läuft?

Liensberger Jeder kennt das Motto „never change a winning system“. Leider war bei mir im Frühjahr das Gegenteil der Fall. Aus verschiedensten Gründen änderte sich mein gesamtes Umfeld. Was bedeutete, dass ein über Jahre aufgebautes Netz an Vertrauenspersonen mit ineinanderlaufenden Abläufen abhanden gekommen ist. Es liegt auf der Hand, dass solch gravierende Änderungen Spuren hinterlassen und nicht innert kürzester Zeit erfolgreich ersetzt werden können.

Machen Sie sich den Vorwurf, vielleicht nicht frühzeitig reagiert zu haben, als die Unsicherheit bei den Rennen immer augenscheinlicher wurde?

Liensberger Ich versuche immer alles positiv zu sehen und trotz Schwierigkeiten weiter zu kommen.

Glauben Sie, dass die Bürde, als Teamleaderin liefern zu müssen, zu groß war?

Liensberger Nach meinen WM Erfolgen in Cortina 2021, dem Gewinn der Slalomgesamtwertung im Jahre 20/21, und den zwei Medaillen bei Olympia in Peking im Februar 2022 erhöhte sich mein Bekanntheitsgrad , was mich sehr freut. Es ist ganz normal, dass mit den Erfolgen sowohl die eigene als auch die Erwartungshaltung der Fans steigt.

Wie würden Sie den Lernprozess in der aktuellen Zeit des Misserfolgs beschreiben?

Liensberger Ich lerne Tag für Tag. Meine aktuellen Ergebnisse sehe ich als Entwicklungsprozess, an dem es zu arbeiten gilt. Oft sind es gerade die schwierigen Momente im Leben, die einen am meisten weiterbringen – auch wenn man oft den Sinn nicht gleich verstehen kann.

Was kann man im Training kurz vor einer Großveranstaltung noch verändern? Was hatte da Priorität?

Liensberger Wichtig ist es jetzt den Fokus auf mich und mein Skifahren zu legen. Entscheidend ist, jeden Trainingslauf als Chance zu nutzen – ganz nach dem Motto:“ Alles ist möglich“.

Mikaela Shiffrin erlebte vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen bittere Stunden. Wie kann es Ihnen gelingen, nach den ergebnistechnischen Tiefschlägen die richtigen Schritte zu setzen, um gestärkt zurückzukommen?

Liensberger Ich habe ein paar Tage zuhause geschlafen, regeneriert und Kraft getankt. Indem ich beim Skifahren wieder ganz bei mir bin, mich sicher und befreit fühle, kann ich meine Begeisterung als Skirennläuferin leben, ganz nach meinem Motto: Believe. Fly. Achieve.

Wie sehr stand in der Saisonvorbereitung die WM im Fokus?

Liensberger Für mich ist jedes Rennen einzigartig und etwas Besonderes. Jedem Rennen kommt eine spezielle Bedeutung zu und ich bereite mich bestmöglich auf jedes Rennen vor. Die WM wurde als Großereignis der Saison 2022/2023 in die Saisonplanung natürlich gut einbezogen.

Jetzt, da die WM-Tage bevorstehen, was dürfen die Fans von Katharina Liensberger erwarten?

Liensberger Meine Fans dürfen sich erwarten, dass sie mich als Katharina bei der WM wiedererkennen können.

Und die eigene Erwartungshaltung?

Liensberger Mit Spaß und Begeisterung jede mir bietende Gelegenheit nutzen, schnell skifahren, und meine beste Version von mir selbst sein.

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