Altachs Außendarstellung

Sport / 14.03.2023 • 21:00 Uhr
„Dreckig spielen“ ist für Alfred Tatar eine Option.gepa
„Dreckig spielen“ ist für Alfred Tatar eine Option.gepa

Für Sky-Experte Andreas Herzog war Zeitpunkt der Niederlage noch das Positivste.

Altach In Altach müssen die Nachwehen der Niederlage gegen Ried vor dem letzten Spiel im Grunddurchgang bei RB Salzburg aus den Köpfen der Spieler verbannt werden. Derweil macht sich manch ein Fußballexperte in Österreich seine Gedanken um die Unserie der Rheindörfler. Die VN haben bei zwei Bundesliga-Fachleuten nachgefragt.

Einer, der den Fußball in Österreich seit Jahren als Experte bei „Sky“ begleitet ist Alfred Tatar. Ob seiner kantigen Expertisen hat der heute 59-jährige ehemalige Fußballtrainer den Ruf eines „Fußball-Philosophen“ erlangt. Und so ist er nicht um eine Meinung verlegen, wenn es um die aktuelle Situation beim Cashpoint SCR Altach geht. „Ich kann mich erinnern, dass die Mannschaften nie gerne nach Altach gefahren sind. Das war auch in meiner Trainerzeit so. Da gab es immer dieses mulmige Gefühl, wenn man an den Druck von Altach dachte. Zum einen die Flügelzange, dann die Ballgewinne im Mittelfeld usw. Altach hat immer sehr attraktiven Offensivfußball geboten. Zuletzt auch mit Nuhiu im Zentrum. Das ist verloren gegangen. Weil defensiv machen Mannschaften wie Ried, WAC oder Hartberg dieselben Fehler. Der Knackpunkt im Altacher Spiel ist die mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive.“

Als Ex-Trainer kann er sich in die Situation von Altachs Miroslav Klose (44) hineinversetzen. „Er ist in Altach angetreten, um eine Mannschaft zu entwickeln. Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Eine neue Hierarchie in einer Mannschaft zu entwickeln gehört zu den schwierigsten Aufgaben eines Trainers. Es ist allerdings die Aufgabe eines Trainers.“ Für Tatar muss jetzt allen in Altach klar sein, dass der Überlebenskampf begonnen hat. „Da gehört auch dazu, auch mal dreckig zu spielen – um in der Fußballersprache zu bleiben.“ Wie schwer es ist, eine neue Mannschaft zu formen, habe, so Tatar, auch Robin Dutt beim Wolfsberger AC gesehen. „Leitfiguren haben den Klub verlassen, am Ende musste auch der Trainer gehen.“

Zeitpunkt war gut

Auch für Tatars Expertenkollegen bei „Sky“, für Ex-ÖFB-Rekordspieler Andreas Herzog, ist die Situation von Klose nicht unbekannt. „Jeder Trainer hat seine Philosophie“, erzählt der 54-Jährige. „Ich bin auch ein Typ, der ähnlich wie Miro denkt, also einer, der mehr über das Fußballerische kommt. Doch der Mut des Altach-Trainers wird derzeit nicht belohnt. Deshalb habe ich ihm zuletzt den Rat mitgegeben: Jetzt kommt das Play-off, das brauchst du nicht schön spielen, sondern musst Punkte sammeln. Als Trainer möchte er die Spieler und die Mannschaft weiterentwickeln. Darin liegt jetzt die Gefahr.“ In der Vorsaison hatte Herzog dies am eigenen Leib erfahren müssen. „Ich erinnere mich an das Heimspiel gegen Altach. Wir waren klar besser und hätten führen müssen, wobei uns vielleicht ein Remis zum Klassenerhalt gereicht hätte. Aber ich wollte, dass die Mannschaft weiter nach vorne spielt und wir haben die Partie noch verloren.“

Dennoch findet er es richtig, wenn die eigene Mannschaft in Ballbesitz eine „gewisse Kreativität“ ausstrahlt und versucht, die Ideen eines Trainers umzusetzen. „Das einzig Positive an der Altacher Niederlage gegen Ried ist, dass sie jetzt passiert ist und nicht im Play-off.“

Ab nach Südkorea

Herzog selbst absolvierte vorerst seinen letzten Champions-League-Abend im Sky-Studio in München. Von der bayrischen Landeshauptstadt geht es dann Richtung Südkorea, wo er als Cotrainer von Jürgen Klinsmann (58) die Arbeit bei der Nationalmannschaft aufnahm. Auf das wieder vereinte Trainerduo warten zwei Testspiele gegen Uruguay und Kolumbien. Herzog selbst wird vor und nach dem Teamtrainingslager noch Spiele der südkoreanischen Ersten Liga – K League 1 – anschauen und anschließend nach Europa zurückkehren. Da wird er sich neben seinem Job bei Sky auch um die südkoreanischen Legionäre in den europäischen Ligen kümmern. VN-cha

„Das einzig Positive an der Niederlage ist, dass sie jetzt passiert ist und nicht im Play-off.“

Miroslav Klose braucht ein Erfolgserlebnis. Gepa
Miroslav Klose braucht ein Erfolgserlebnis. Gepa
Altachs Außendarstellung