Stoss um Schadensbegrenzung bemüht

Sport / 05.06.2023 • 21:51 Uhr
Karl Stoss sieht in der aktuellen Situation zwar kein schönes, aber ein prinzipiell formal richtiges Bild.GEPA/2
Karl Stoss sieht in der aktuellen Situation zwar kein schönes, aber ein prinzipiell formal richtiges Bild.GEPA/2

Posse um Vorstandswahl im ÖOC geht in die nächste Runde: Inklusive außerordentlicher Hauptversammlung.

Wien Wenn man dem Präsidenten des Österreichischen Olympischen Comités (ÖÖC) so zuhört, könnte man glauben, dass die verfahrene Situation eigentlich eine ganz normale ist. Der Dornbirner Karl Stoss spricht in einem Pressegespräch in Wien von einer – wegen der Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 – ganz regulär verlängerten Funktionsperiode des Vorstands, er berichtet von einem statutenkonformen Vorgehen des Vorstands rund um den Wahlausschuss und er widerspricht Vorwürfen bzgl. einer „Sesselkleberei“ durch den Vorstand. Doch von außen gesehen wirkt nichts normal, was in den vergangenen Wochen rund um das Olympische Comité passiert ist. Eher ganz im Gegenteil.

Hintergrund ist ein vor einigen Tagen eskalierter Streit um die Neuwahl des Vorstands. Eigentlich hätte die ordentliche Hauptversammlung für diesen Zweck am 14. Juni stattfinden sollen. Doch der Vorstand hatte den zuvor selbst eingesetzten Wahlausschuss mit Mehrheitsbeschluss abgesetzt, nachdem dessen Wahlvorschlag über die Medien an die Öffentlichkeit gelangte, bevor der Vorstand darüber informiert wurde. Der Vorstand rund um den Präsidenten Stoss nahm das zum Anlass, dem Wahlausschuss das Misstrauen auszusprechen.

Offene Fragen

Eine genaue Begründung dafür, ohne Fragen offen zu lassen, blieb Stoss aber weiter schuldig. Die Weitergabe des Wahlvorschlags widerspreche der Geschäftsordnung; wer genau aber aus seiner Sicht dafür verantwortlich ist, konnte oder wollte er gegenüber den anwesenden Medienvertretern nicht sagen: „Der Wahlausschuss hat getagt, hat einen Vorschlag erarbeitet. Dieser ist unglücklicherweise – entweder bewusst oder unbewusst, durch Dritte oder durch wen auch immer, an die Öffentlichkeit gelangt, bevor er dem ÖOC-Vorstand vorgelegt wurde.“ Womöglich durch Dritte also. Ist das Misstrauen gegenüber dem Wahlausschuss bei einer solch unklaren Situation dann nicht ein sehr starker – zu starker – Schritt, wird Stoss weiter gefragt. Nein, befindet dieser: „Weil wir auch Kenntnis davon haben, dass schon am Vorabend ein WhatsApp über diesen Artikel an die Mitglieder des Wahlausschusses versendet wurde. Darüber, was da kommen wird.“

Formalitäten und Inhaltliches

Das hätte für die Entscheidung des Vorstands ausgereicht, auch wenn Stoss nicht ausführt, wer genau Urheber welcher Nachricht war. Abgesehen von der Auflösung des Wahlausschusses, die eben aus Sicht des Vorstands aufgrund des Formalfehlers und des daraus entstandenen Misstrauens vonstattenging, äußerte Stoss aber auch inhaltliche Kritik am aufgetauchten Wahlvorschlag und stützte sich dabei auf andere Gremien: „Diese Veröffentlichung hat zu einem Aufschrei der Athletenkommission geführt.“

Diesem waren zu wenige Wintersportverbände im Wahlvorschlag enthalten – für Stoss „durchaus eine berechtigte Forderung, Österreich ist ein sehr erfolgreiches Wintersportland“ -, außerdem äußerte die Kommission Kritik an einzelnen ausgewählten Persönlichkeiten. Stoss sprach hier explizit Elisabeth Max-Theurer (66) an, die seine Stellvertreterin im Vorstand ist, die von ihm für ihre „großartige Arbeit“ gelobt wird, die sich aber nicht auf dem Wahlvorschlag fand.

Weil sich 21 Fachverbände zudem gegen den Vorschlag ausgesprochen hätten, sieht Stoss außerdem keine Chance auf eine Mehrheit in der Hauptversammlung, aber: „Es hat geheißen ‚dieser Vorschlag ist unumstößlich‘, also auf gut Deutsch: ‚Friss oder stirb!‘“ Das ändere aber nichts daran, so Stoss, dass er die grundlegenden Überlegungen des Ausschusses nach einem jüngeren und weiblicheren Vorstand unterstütze.

Ein Ausweg ist aber trotz der Neu-Konstituierung des Wahlausschusses nächste Woche nicht in Sicht: Dieser wird besetzt von den Dachverbänden und mehrheitlich von Fachverbänden. Also von jenen, denen der ursprüngliche Vorschlag nicht passte. Österreichs organisierter Sport scheint zerrissen.

„Ich muss nicht Präsident sein, das ist nicht das Allerwichtigste, aber ich mache es gern.“

In einem Pressegespräch informierte etwa Schwimmverbands-Präsident Arno Pajek.
In einem Pressegespräch informierte etwa Schwimmverbands-Präsident Arno Pajek.