Die Quelle droht zu versiegen

Zukünftige Ausländerregelung im Schweizer Eishockey hat Auswirkungen auf Vorarlbergs Talente.
Schwarzach Man kann es gar nicht hoch genug hängen, was in den letzten Jahren rund um Vorarlbergs Eishockeytalente geschah. Marco Rossi machte 2020 den Startschuss, als er auf Nummer neun im NHL-Draft von den Minnesota Wild gezogen wurde. Der nun 21-jährige Rankweiler war damit nach Thomas Vanek, der 2003 in der ersten Draft-Runde an Position fünf gezogen wurde, der zweithöchste Einstieg eines Österreichers in die beste Liga der Welt. Zwei Jahre später machte es ihm sein Landsmann Vinzenz Rohrer, ebenfalls aus Rankweil, nach und wurde in der dritten Runde des NHL-Draft an Position 75 von den Montreal Canadiens gepickt. Und beim heurigen NHL-Draft in Nashville wurde der Lustenauer David Reinbacher sensationell in der ersten Runde ebenfalls von den Montreal Canadiens ausgewählt und egalisiert damit den Rekord von Vanek – genau 20 Jahre danach.
Dazu, dass alle waschechte Vorarlberger sind, vereint sie aber auch noch der nicht unwesentliche Umstand, das Spielen in der schnellsten Sportart der Welt in der angrenzenden Schweiz gelernt zu haben. Rossi, Rohrer und Reinbacher bilden dabei aber nur die Speerspitze, denn auch weitere österreichische Eishockeygrößen wie Dominic Zwerger oder Stefan Ulmer – um nur einige zu nennen – jagten schon als Knirpse bei den Eidgenossen dem Puck hinterher. Unumstritten hat allen die Schweizer Ausbildung für den Fortgang ihrer Karrieren weitergeholfen.
Der „Hockey-Schweizer“
Dabei kam Rossi, Reinbacher und Co. ein Passus im Schweizer Eishockey entgegen: der des „Hockey-Schweizers“. Spielt man fünf Jahre lang für einen Klub im Nachbarland, ist man danach einem Schweizer gleichgestellt, was Richtung professionelle Karriere sehr von Vorteil war bzw. ist. Michael Rossi, Vater von Marco, sah in diesem Passus einen ganz großen Vorteil in der Entwicklung seines Sohnes: „Die Ausbildung und Förderung in der Schweiz ist einfach um das Vielfache besser als in Österreich. Der Schritt von Marco in die Schweiz zu einem Top-Klub war der erste in Richtung NHL. Nicht umsonst spielen seit vielen Jahren Schweizer eine große Rolle in der besten Liga der Welt.“
2026 soll Schluss sein
Dieser Passus soll nun aber fallen. Aktuell debattiert man in der National League noch, wann der „Hockey-Schweizer“ sein Ende findet. Spätestens 2026 soll Schluss sein, auch möglich, dass die Regelung schon 2025 in Kraft tritt. Damit würden junge österreichische Talente wieder unter die Rubrik Ausländer fallen. Ein Umstand, der die Top-Klubs davon abhalten wird, Österreicher zu verpflichten. Zumal die Verantwortlichen der National League bereits eine Deckelung vereinbart haben und aktuell nur mehr sechs Ausländer im Kader zulassen. Fabian van Allmen, Technischer Koordinator und Sportchef des SC Rheintal, in Widnau beheimatet und erster Knotenpunkt vieler junger Eishockeyspieler Richtung Schweiz, bestätigt auf Nachfrage die aktuellen Entwicklungen. „Es gibt meines Wissens Planungen, die Ausländerregelung in der National League, die eine eigenständige AG bildet, zu ändern. Was aber den Amateursport betrifft, bleibt alles beim Alten, sprich: Wenn man fünf Jahre in der Schweiz spielt oder mit einem Vorarlberger Klub in der Jugend an einer Schweizer Liga teilnimmt, bleibt der Status des ,Hockey-Schweizers‘ erhalten.
Ideen sind gefragt
Ein Wegbrechen der Ausländerregelung im Profibereich wäre damit für viele junge Eishockeytalente aus Vorarlberg mit Ambitionen Richtung Profisport fatal. Denn unbestritten bringt die Ausbildung bei den Eidgenossen enormen Mehrwert und hohe Qualität mit, vom dem das Eishockey speziell in Vorarlberg in den letzten zwei Jahrzehnten profitierte. Reinhard Divis, VEU-Legende und aktuell im Vorstand der Spielergewerkschaft, bringt es auf den Punkt: „Dass Rossi, Reinbacher und Rohrer im NHL-Draft gezogen wurden, ist einzig und allein dem Umstand geschuldet, dass sie im Schweizer Eishockey aufgewachsen sind und ihre Familien sehr viel auf sich genommen haben. Leider können wir in Österreich nicht behaupten, dass wir sie „produziert“ haben. Das wäre schön, aber dafür braucht es ein durchdachtes Nachwuchskonzept, das es in Vorarlberg, aber auch in großen Teilen Österreichs einfach nicht gibt.“
Michael Rossi blickt dunklen Zeiten entgegen: „Fällt der Passus, und das wird er, entgeht Vorarlbergs Talenten sehr viel Qualität in jungen Jahren. Die Frage stellt sich dann: Wie fängt man das auf? Lässt man die Jugendarbeit so weiterlaufen wie jetzt, sehe ich ganz schwarz, gute Spieler auszubilden, die dann für Vorarlberger Klubs spielen. Von einem Sprung in das internationale Eishockey rede ich dabei gar nicht. Der Sprung wäre zu groß.“
„Der Schritt von Marco zu einem Topklub in der Schweiz war der erste Richtung NHL.“

