„Schwer vorstellbar und doch die Realität“

Sport / 11.07.2023 • 19:55 Uhr
In 213 Länderspielen hat Robert Weber 940 Tore (Schnitt 4,4 pro Spiel) für Österreichs Männerteam geworfen. GEPA
In 213 Länderspielen hat Robert Weber 940 Tore (Schnitt 4,4 pro Spiel) für Österreichs Männerteam geworfen. GEPA

Handball-Ass und Rekordtorschütze Robert Weber auf der Suche nach einem neuen Verein.

Dornbirn Der Goalgetter der Nation in Österreichs Handball-Männerteam ist derzeit arbeitslos! Knapp 50 Tagen, nachdem sich Robert Weber als erster Vorarlberger Spieler im Trikot der Füchse Berlin nach einem 36:31-Finalerfolg über BM Granollers beim Final-Four-Turnier in Flensburg die Siegertrophäe in der European League holte, steht der erfolgreichste Ländle-Handballer der Gegenwart ohne Verein da. „Eigentlich schwer vorstellbar und doch die Realität“, erklärt der 37-Jährige. „Bereits bei meinem Wechsel im Frühjahr von Olympiakos Piräus zu Berlin war klar, dass ich nur als ,Feuerwehrmann‘ für den damals verletzten Hans Lindberg verpflichtet wurde. Im Verlauf der Saison gab es dann zwar vage Gespräche und Andeutungen, ob ich mir eine Weiterverpflichtung vorstellen könnte. Allerdings war mir nach der überraschend schnellen Rückkehr von Lindberg schnell klar, dass ich im Sommer die Füchse wohl verlassen werde.“

Familienvater und Hausmann

Nach Saisonende hat Weber dann schnell seine Zelte in der deutschen Hauptstadt abgebrochen und ist zu seiner Familie nach Dornbirn gezogen. „Im Prinzip bin ich im Moment mein eigener Herr und Meister, genieße die Zeit als Familienvater, habe die Ferienbetreuung meines Sohnes und unserer Hunde übernommen und habe mich als Hausmann nützlich gemacht.“

Wie lange dies so sein wird, will und kann Weber nicht beantworten. „Ich bin zwar ständig mit meinem Berater telefonisch im Kontakt, doch im Moment habe ich kein konkretes Angebot vorliegen“, erklärt der Linkshänder nüchtern.

Nach insgesamt 14 Saisonen in Deutschland und Stationen in Balingen, Magdeburg und Nordhorn sowie der halbjährigen Stippvisite in Griechenland bei Olympiacos SPE Piräus gibt sich der Wuzzlerkönig vom Bodensee mit dem unglaublichen Wurfrepertoire keinen Illussionen hin und spricht offen von einem möglichen Karriereende: „Ich bin gedanklich auf alle Eventualitäten vorbereitet und muss ehrlich sagen, dass ich nicht jedes Angebot annehmen würde. Ich bin ein Familienmensch und das Zusammensein mit meiner Frau Lisa und meinem Sohn Lio hat oberste Priorität. Um noch einmal ins Ausland zu wechseln, müsste es ein Angebot von einem absoluten Topverein sein.“

Fünfter in ewiger Torschützenliste

An den Qualitäten und der Fitness kann es nicht liegen. Mit seinen 56 Volltreffern in den 15 Spielen mit Berlin ist Weber in der ewigen Torschützenliste der deutschen Bundesliga mit nunmehr 2501 Treffern auf Rang fünf vorgestoßen. „Wenn man solche Meilensteine erreicht hat, kann und darf man berechtigt stolz sein. Ich bin körperlich topfit und habe noch immer Riesenspaß am Handball. Doch ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Sollte meine aktive Karriere so zu Ende gehen, wäre es natürlich extrem bitter. Doch ich kann die Situation nur bedingt beeinflussen und nicht erzwingen.“

Das abrupte Karriereende von Vorarlbergs erfolgreichstem Handballer wäre auch ein herber Verlust für das rot-weiß-rote Männerteam in Blickrichtung euro 2024 kommenden Jänner in Deutschland. Der gebürtige Harder war als einziger Spieler bei den Europameisterschaften 2010, 2014, 2018, 2020 und 2022 sowie Weltmeisterschaften 2011, 2015, 2019 und 2021 dabei und ist zugleich WM- und EM-Rekordtorschütze. Die Euro 2024 wäre bereits das zehnte Großevent in 14 Jahren für Weber. „Natürlich habe ich mir darüber auch schon meine Gedanken gemacht. Die zehnte Endrunde in Deutschland, wo ich viele Jahre gespielt habe, zu bestreiten, wäre schon eine ganz besondere Sache. Doch im Moment hänge ich in der Luft und kann nicht sagen, ob meine aktive Karriere weitergeht.“

„Sollte meine aktive Karriere so abrupt zu Ende gehen, wäre es extrem bitter.“

Robert Weber (l.) mit dem Siegerpokal in der European League.EHF
Robert Weber (l.) mit dem Siegerpokal in der European League.EHF