„Hier geht es um das Gewinnen“

Samuel Jörg studiert in den USA. Über Fußball am College, Druck und den Messi-Hype.
Schwarzach „Die USA sind natürlich eine ganz andere Kultur, auf die man sich einstellen muss – die man auch mögen muss“, sagt Samuel Jörg. Der 19-jährige Bregenzer studiert seit einem Jahr am Barton Community College in Great Bend (Kansas). Im Nachwuchs von SW Bregenz kam er erstmals in Berührung mit dem runden Leder, lief später für die Akademie auf. Schließlich stand er vor der Entscheidung: „Setze ich alles auf Fußball und hoffe darauf, dass ich in den nächsten ein, zwei Jahren einen Profivertrag bekomme? Oder lasse ich es mit dem Fußball und gehe studieren?“. In Europa gebe es seiner Meinung nach nur die zwei Optionen. „Wenn ich studieren gehe, kann ich hobbymäßig Fußball spielen, aber es geht sich zeitlich nicht aus, richtig gut zu spielen“, erklärt Jörg. Als einzige Option, die beiden Wege zu kombinieren, habe er den Weg in die USA gesehen, wo er seit zwei Semestern Business Administration studiert. „Am Vormittag Uni, am Nachmittag Training, der Abend zum Lernen. Es ist einfach gut abgestimmt.“ Neben einem super Studium habe er so immer noch die Möglichkeit, danach in den Profifußball zu gehen.
Der Sport steht über allem
Dass der Sport in den USA einen hohen Stellenwert genießt, ist bekannt. Das bestätigt Jörg: „In erster Linie ist wirklich der Sport der Hauptgrund, wieso viele überhaupt am College sind. Mein Trainer hat auch gesagt: ‚Entweder bringst du uns akademisch was oder beim Sport.‘ Wenn keines von beidem passt, hat man da auch nichts verloren.“ Was nach viel Druck klinge, sei auch viel Druck. Das Scholarship werde jedes Jahr erneuert – wenn die erwünschte Leistung nicht gebracht wird, werde dieses heruntergesetzt. Wenn man umgekehrt die Erwartungen übertreffe, könne es aber auch sein, dass ein 80-Prozent-Stipendium im nächsten Jahr auf 100 Prozent aufgestockt wird.
„Kann auch mal dreckig sein“
Sein erstes Jahr in den USA bezeichnet Jörg als „sehr interessant – auch, weil es viele Unterschiede gibt.“ So habe er sich vorgestellt, direkt einen Stammplatz zu kriegen. Nur um dann zu bemerken, dass das eigentlich gar nicht so ein Thema sei, da man – wie in Österreich im Jugendfußball – unendlich oft wechseln dürfe. Zudem sei der Kader auch riesig, umfasse 35-40 Spieler. Die Saison dauert ein Semester lang, in den dreieinhalb Monaten habe man eine Vielzahl an Partien. „Die eine Hälfte der Mannschaft spielt dann beim einen Spiel, die andere einen Tag später“, erklärt Jörg.
Und auch fußballerisch zeigen sich durchaus Unterschiede. Zwar gebe es Colleges, wo sehr ähnlich gespielt werde, wie in Österreich – aber auch solche, wo der Fußball gewinnorientierter sei. „Das war auch bei mir der größte Unterschied. Weil ich aus dem Jugendfußball komme, wo es mehr darum geht, zu lernen. Hier geht es wirklich um das Gewinnen, das kann auch mal dreckig sein“, so Jörg.
The Hype is real
Gerade durch den Transfer von Lionel Messi zu Inter Miami hat der Fußball in den USA einen neuen Hype erfahren. Er denke schon, dass der Fußball in den letzten Jahren immer mehr Thema geworden sei, sagt auch Jörg. Was zuvor noch eher als Frauensport gesehen worden sei, erfahre jetzt bei den Männern immer mehr Anerkennung.
Gerade am Messi-Transfer – oder auch beim Wechsel von Zlatan Ibrahimovic zu LA Galaxy 2018 – merke man, dass es für Spieler auch eine interessante Option sei – und, dass Amerika eine sich entwickelnde Fußballkultur habe. Nichtsdestotrotz sagt Jörg: „Ich glaube, dass die Messi-News in Europa schon noch einmal anders wahrgenommen wurden, wie in den USA.“ Er selbst verfolge die MLS nur hin und wieder, habe aber sehr viel Spaß an den anderen US-Sportarten gefunden, schaue gerne College-Basketball oder verfolge Spiele in der NFL.
Gestern ging es für den 19-Jährigen nach dem Heimaturlaub in den Sommerferien zurück in die Staaten. Sein Ziel für das kommende Semester: „So viel spielen wie möglich, vor allem auch in den wichtigen Spielen.“ Mit seinem Team, den Barton Cougars, wolle er es in die Nationals schaffen. Das gelang im letzten Jahr um einen Platz nicht. Und es geht ja um‘s Gewinnen.
„Früher war es eher ein Frauensport – heute ist es bei den Männern auch anerkannter.“