Initialzündung am Lodern halten

Sport / 06.08.2023 • 20:18 Uhr
Nach dem 6:3-, 6:1-Finalerfolg verpasste der Argentinier Sebastian Baez bei der Siegerehrung Dominic Thiem eine Sektdusche. APA
Nach dem 6:3-, 6:1-Finalerfolg verpasste der Argentinier Sebastian Baez bei der Siegerehrung Dominic Thiem eine Sektdusche. APA

Dominic Thiem bestätigt Aufwärtstrend trotz 3:6-, 1:6-Finalniederlage in Kitzbühel.

Kitzbühel Lange Zeit hat man Dominic Thiem nicht mehr so erleichtert gesehen. Vier Siege in Folge wie bei den Generali Open in Kitzbühel waren ihm schon eine Ewigkeit nicht mehr gelungen. Zuletzt war das im vergangenen September bei einem Challenger in Rennes der Fall, auf der ATP-Tour gar bei den coronabedingt in den Herbst 2020 verlegten French Open. Und auch wenn Thiem im 3:6, 1:6 gegen den Argentinier Sebastian Baez verlorenen Endspiel ohne große Chance war, sollte diese Woche positiv nachwirken.

Wieder Top 90 in Weltrangliste

Speziell in der Weltrangliste, wo der 29-Jährige sich wieder unter die Top 90 schiebt. Vielmehr geht es aber um diese lang ersehnte Initialzündung, um die Rückkehr an die Tennis-Weltspitze einzuleiten. Genau dort will er wieder hin, nicht bloß in die Nähe. „Es ist nicht mein Anspruch, dass ich 90, 100 oder 110 stehe“, meinte Thiem nach der Finalniederlage auf sein Ranking angesprochen. Freilich muss er den Beweis erst erbringen, mit den ganz Großen wieder mitspielen zu können. In Kitzbühel 2023 war von dieser Riege nämlich niemand dabei.

Thiems Erfolgslauf sollte deswegen aber nicht weniger wert sein. Sein Achtelfinalgegner Zhang Zhizhen befindet sich auf einem steilen Weg nach oben und danach gingen der Franzose Arthur Rinderknecht sowie der Serbe Laslo Djere jeweils nach davor erreichten Erfolgen und in sehr guter Form in die Duelle mit dem Lokalmatador. Thiem besiegte sie alle, wobei er sich der Unterstützung der Fans sicher sein konnte. Etliche Tage in Folge ausverkauft zu sein, stellte auch den durch das Wetter leidgeprüften Turnierdirektor Alexander Antonitsch zufrieden. Die Generali Open 2023 profitierten natürlich vom Erfolgslauf Thiems, an dessen Leistungen das eigentlich Besondere das Überstehen der vielen engen Momente war. Sei es die Nervenprobe im Auftaktmatch mit dem Ende um 23:28 Uhr und zwei gewonnenen Tiebreaks oder die Menge an abgewehrten Breakbällen und das dreimalige Drehen von Matches – Thiem war mental immer auf der Höhe. Sein Meisterstück in diesen Belangen lieferte der US-Open-Gewinner 2020 mit der Abwehr von fünf Matchbällen im Halbfinale gegen Djere – das nicht mit Glück, sondern mit Risiko und Präzision.

An diese geistige Fitness gilt es nach der nun zweiwöchigen Turnierpause anzusetzen – zuerst in Winston-Salem und bei den US Open. Dass das auch klappen wird, dafür sollte im Idealfall der neue Mann in Thiems Box garantieren. Sportpsychologe Andreas Marlovits kam nach den für Thiem danebengegangenen French Open in seine Crew, in Kitzbühel war er erstmals hautnah dabei. Der positive Einfluss des Mentalcoaches war offensichtlich, Thiem wirkte stabiler und offen für die Inputs des Fachmanns.

Für Thiem gilt es nun, das Positive zu konservieren und in die nächsten Aufgaben mitzunehmen. „Die Woche war top, das Finale der Wermutstropfen“, meinte er. „Das Wichtige ist, dass ich es schaffe, in jede Partie so reinzugehen wie diese Woche. Dann habe ich die Chance, dass ich wieder Matches gewinne. Ich muss es schaffen, dass ich mit einer Anspannung, einer positiven Nervosität in Matches reingehe, die Matches auch so spiele. Ich bin auf keinen Fall weit weg. Andererseits gibt es Punkte, die ich verbessern muss, um konstanter mit denen ganz vorne mitzuspielen.“

Erler/Miedler ohne Satzverlust

So wie letztes Jahr für ein rot-weiß-rotes Happy End beim Sandplatzklassiker in der Gamstadt sorgten im Doppel Alexander Erler und Lucas Miedler. Österreichs topgesetztes Paradedoppel setzte sich im Endspiel gegen die ecuadorianisch-kasachische Paarung Gonzalo Escobar/Aleksander Nedowjesow (4) mit 6:4, 6:4 durch und holten ohne Satzverlust damit ihren fünften gemeinsamen ATP-Titel.

„Das Wichtige ist, dass ich es schaffe, in jede Partie so reinzugehen wie diese Woche.“