Für Joel Schwärzler endet erstes Grand-Slam-Jahr

17-jähriger Vorarlberger spielt im Juniorenbewerb der US Open.
New York Wenn Joel Schwärzler frühestens am Sonntag bei den US Open aufschlagen wird, wird er heuer als einziger Österreicher neben Dominic Thiem ein komplettes Jahr in Hauptbewerben von Grand Slams hinter sich haben. Zwar bewegt sich der 17-jährige Schützling von Jürgen Melzer noch im Junioren-Bereich, doch die derzeit größte Nachwuchshoffnung im österreichischen Tennis wird mittel- bis langfristig die Nachfolge des ab Sonntag 30-jährigen US-Open-Triumphators 2020 zugetraut.
Neben Auftaktniederlagen bei den Australian Open und in Wimbledon machte ein Viertelfinale bei den French Open schon klar, auf welchem Belag sich Schwärzler wohl fühlt. Neben dem Sand behagen ihm aber durchaus auch Hartplätze, in Australien habe er nur einen schlechten Tag erwischt. Und überdies sei eigentlich spielerisch Rasen genau Seines. Auch wenn die Konstanz noch ein wenig fehlt.
Sein Wimbledon-Auftritt war freilich sein überhaupt erster auf diesem Belag, da war die Eingewöhnungszeit zu kurz. Im Grunde deutet dieses Spektrum jedenfalls auf einen angehenden Allrounder mit vollem Potenzial, wie auch sein Trainer Melzer auf allen Belägen Erfolge gefeiert hat. Dessen Erfahrung komme Schwärzler zugute. „Er weiß, was er falsch gemacht hat, was ich hoffentlich nicht werde. Das sagt er mir auch“, sagte der Youngster über den einstigen Top-Ten-Mann. Dass Melzer und Schwärzler ein ähnliches Spiel haben und auch beide Linkshänder sind, unterstützt den Entwicklungsprozess des U16-Europameisters vom vergangenen Jahr. „Er kann mir sehr, sehr viel geben“, ist sich der eine Online-Schule absolvierende Junior bewusst. Fast jeden Tag trainiere er mit Melzer, nur vielleicht zwei-, dreimal im Monat sei der 42-Jährige nicht da. Zehn bis zwölf Wochen im Jahr seien Melzer und der seit dem Frühjahr von Red Bull unterstützte Sportler gemeinsam auf Tour.
Die Spielertyp-Ähnlichkeit bringe auch Melzer in seiner Arbeit weiter. „Ich kann dadurch gewisse Dinge ein bisschen besser nachvollziehen oder spüre sie auch anders. Ich hatte ein aggressives Spiel, er hat eines. Da gibt es schon Parallelen, die ich ausnutzen und ihm helfen kann“, verdeutlichte der ÖTV-Sportdirektor. Er, Melzer, etwa spiele Schwärzler durchaus auch Ausschnitte von Partien von sich vor. „Da kann ich sagen, schau, von dem rede ich. Das sind die Punkte, die wir verbessern müssen.“
Zu sehr wolle er Vergleiche aber nicht heranziehen, denn jeder sei ein individueller Spieler und keiner sei gleich wie der andere. Als solches Individuum sieht Melzer Schwärzler auf einem guten Weg. „Er ist in der Jugend (Anm. d. Red.: in der Weltrangliste) bei den ersten 15 und hat schon ein Viertelfinale bei einem Grand Slam. Das hat es seit Dominic, also seit längerer Zeit nicht gegeben. Ich sehe aber natürlich in der täglichen Arbeit auch, was möglich wäre, und wie weit wir noch weg sind davon.“
Noch fehle ein gewisser Reifeprozess, damit sein Schützling das Potenzial jeden Tag auf den Platz bringe. Melzer: „Er ist auch kein Spielertyp, den du in eine Schablone reinsteckst und sagst, das und das passiert. Er hat halt sehr viele Optionen – und da die richtige zu wählen, ist halt schwierig.“ Es sei ein Lernprozess, der für einen Jugendlichen zu durchgehen sei. „Von der Arbeitsbereitschaft – da sind wir manchmal richtig gut dabei, und manchmal sind noch Leerläufe, die minimiert gehören.“
Viel gelernt hat der Sohn eines Vorarlbergers und einer Südafrikanerin jedenfalls bei seinem ATP-Tour-Debüt vor einem Monat in Kitzbühel, auch wenn in der ersten Quali- und in der ersten Doppelrunde das Aus kam. „Ein Super-Erlebnis, die Erfahrung ist richtig cool. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mitspielen darf und vielleicht auch dieses Jahr in Wien.“
Klare Vorstellungen
Schwärzler ist 14. der Junioren-Weltrangliste, er war schon Elfter, sein Ziel zum Jahresende sind die Top Ten. „Das werde ich hoffentlich schon nach den US Open sein. Falls nicht, werde ich in Südamerika noch die Tour spielen.“ Es gebe aber auch kleinere Ziele. „Rückhand verbessern“, nannte er als Beispiel. Druck sei da, doch Druck sei auch gut. „Denn das gibt mir das Zeichen, die Leute glauben an mich und dass ich gut bin. Das gibt mir noch einmal Selbstvertrauen.“
„Es fehlt mir noch die Konstanz, aber ich fühle mich auch auf Hardcourt sehr wohl.“