Rufmordkampagne! ÖOC wehrt sich

Mit der anonymen Anzeige werden laut Vorstand Machtinteressen verfolgt – IBIY-Plattform nicht für alle.
Schwarzach Die Anzeige war bei der Staatsanwaltschaft Wien vom Wiener Rechtsanwalt Volkert Sackmann stellvertretend für „ordentliche Mitglieder des Österreichischen Olympischen Comitees (ÖOC), also Sportverbände mit Sitz in der ÖOC-Hauptversammlung, eingebracht worden. Sie sehen sich durch Mennel und das Präsidium „geschädigt“. Im Zentrum der Causa steht die vor mehr als acht Jahren gegründete Crowdfunding-Plattform „I believe in you“. Bilanzverluste der Plattform sollen mit Vereinsvermögen des ÖOC abgedeckt worden sein.
So sollen die ÖOC-Mitglieder um 416.000 Euro geschädigt worden sein. Das Gremium habe zu den „strafbaren Taten des Dr. Mennel beigetragen, indem es dieser Vorgangsweise zustimmte, obwohl die Mitglieder des Präsidiums wussten, dass für eine solche Entscheidung das Gremium der Hauptversammlung zuständig ist“. Mennel ließ über seinen Anwalt ausrichten, „er kenne die Sachverhaltsdarstellung nicht und weise alle Vorwürfe zurück“. Persönlich will er dazu vorerst keine Stellung beziehen.
Kogler fordert Aufklärung
Eine VN-Anfrage bei Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) beantworteten dessen Mitarbeiter so: „Das Sportministerium erwartet von den Verantwortlichen im Österreichischen Olympischen Comité, dass die im Zuge der Strafanzeige vorgebrachten Vorwürfe rasch und lückenlos aufgeklärt werden.“ Der zweite Satz beinhaltet auch den indirekten Hinweis, dass das Steuergeld, das das als Verein gemeldete ÖOC vom Sportministerium erhält, zweckgebunden für die Sportförderung ist: „Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass das ÖOC seine ursächlichen Aufgaben, die österreichischen Athletinnen und Athleten auf Olympische Spiele vorzubereiten und diese vor Ort bestmöglich zu betreuen, auch weiterhin vollumfänglich erfüllen kann.“
Mehr als 440 Sportler
Es handelt sich dabei um eine Crowdfunding-Plattform für den österreichischen Sport, nicht allein die olympischen Sportarten betreffend. Diese wurde Ende 2014 mit einem Investment von rund 600.000 Euro auf Initiative des ÖOC und der Sporthilfe eingeführt und umgesetzt. Seither waren mehr als 440 Sportler:innen oder Vereine dank dieser Möglichkeit, finanzielle Unterstützer für ihre Projekte zu finden, erfolgreich. Mehr als zwei Mill. Euro flossen dadurch in den rot-weiß-roten Sport.
Der ehemalige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht in der Anonymität der Anzeige klar den Versuch, die Wahl des neuen ÖOC-Präsidiums am 22. September zu beeinflussen. „Wir werden uns das nicht gefallen lassen“, poltert der 82-Jährige aktuelle ÖOC-Vize. Im neuen Wahlvorschlag ist sein Name nicht mehr zu finden. Schröcksnadel will sich „eine gute Sache nicht schlechtreden lassen“. Man habe eine Plattform geschaffen, über die Athlet:innen finanzielle Mitteln erhalten, die sonst für sie schwer zu lukrieren seien. Sein Appell ist deutlich: „Wir werden uns dieser Rufmordkampagne nicht beugen.“
Pinkelnig eine der Ersten
Eine der Ersten war Eva Pinkelnig im Jahre 2014. Die 35-jährige Skispringerin, aktuell Weltcupsiegerin, hatte für ihr Projekt unter dem Titel „Der Traum vom Fliegen“ 6020 Euro generiert. Auch NHL-Spieler Marco Rossi nutzte die Plattform und konnte 15.000 Euro sammeln. Aktuell hat das 470er-Segelduo mit dem Vorarlberger Lukas Mähr und Steuerfrau Lara Vadlau ein Crowdfunding-Projekt gestartet.
Rollstuhltennisspieler Thomas Flax hat sich für sein Projekt „Road to Tokio“ bewusst gegen die IBIY- und für die Raiba-Crowdfunding-Plattform entschieden. „Es waren die Konditionen. Ich wollte nicht, dass mehr als zehn Prozent des Geldes abfließen“, erinnert sich der 40-Jährige an den Herbst 2018. „Schon 2015 bin ich von Yvonne Meusburger (Anm. d. Red.: ehemalige Profi-Tennisspielerin aus Schwarzach) auf die IBIY-Plattform angesprochen worden. 2018 hat schließlich Rastislav Pomsahar (Anm. d. Red.: damals Leitung Förderwesen, Sport & Karriere/Sporthilfe) den Kontakt hergestellt.“ Das Projekt von Flax war auf 12.000 Euro dotiert. „Als ich mich entschieden habe, die Qualifikation für die Paralympics in Tokio zu spielen, wusste ich, dass ich einen neuen Sportrollstuhl benötige und auch noch Geld für die Reisen.“ Bei der Raiba seien für ihn dann die Konditionen weitaus besser gewesen, „zudem war es keine reine Sportplattform, sondern eine Plattform mit regionalen Projekten aller Art. Das schien mir schlussendlich dann doch das bessere Umfeld zu sein.“
„Das niedrige Motiv ist wohl, die Wahl zu beeinflussen. Das zugunsten einer guten Aktion.“

