Pinkelnig in Österreichs Sport-Olymp

35-jährige Vorarlbergerin als erste Skispringerin als Österreichs Sportlerin des Jahres ausgezeichnet.
Wien Diese Auszeichnung ist für Eva Pinkelnig besonders viel wert. Denn die mittlerweile 35-jährige Vorarlbergerin, die als erste Skispringerin überhaupt zu Österreichs „Sportlerin des Jahres“ ausgezeichnet wurde, hat einen besonderen Leidensweg hinter sich. Nach mehreren schweren Verletzungen wurde sie abgeschrieben, selbst Betreuer rieten ihr ab, weiterzumachen. In der vergangenen Saison holte sie den Gesamt-Weltcupsieg – nun hält sie den „NIKI“ in Händen. Damit ist sie nach Anita Wachter (1993), Patrick Ortlieb (1992), Toni Innauer (1980) und Trude Jochum-Beiser (1952) die erst fünfte Gewinnerin aus Vorarlberg.
Kindheitstraum wurde wahr
„2012, im Alter von 24 Jahren, habe ich die Chance erhalten, meinen Kindheitstraum zu verwirklichen und 100 m weit zu springen. Was eigentlich mein Hobby sein sollte, wurde sehr bald mein Job“, erinnert sich Pinkelnig. Die Spätstarterin überstand seit ihrem späten Skisprung-Einstieg mehrere heftige Stürze samt schwerwiegenden Folgen, meisterte diese Krisen aber mit sprichwörtlichem Kampfgeist und Stehauf-Qualitäten.
Die gelernte Freizeitpädagogin fällt nicht nur mit ihren Leistungen, sondern auch als wahres Energiebündel und Frohnatur mit markigen Sprüchen auf. „Am Balken sitzen, grinsen, weit springen, laut jubeln“ ist ihr Motto. Grund zur Freude hatte die gebürtige Dornbirnerin im vergangenen Winter nach einem erfolgreichen Neustart im Sommer mit sechs Siegen und 17 Podestplätzen reichlich.
Geprägt und stärker gemacht haben Pinkelnig aber besonders harte Zeiten. Viel Kraft schöpft sie aus ihrem Glauben, der ihr stets viel Halt gegeben habe, wie die mit ihrem Freund Philipp in Hard lebende Heeressportlerin stets betont. Mutige Entscheidungen und stets auf das eigene Herz zu hören, bezeichnet sie als beständige Leitlinien ihres Lebens.
In ihrer Kindheit und Jugend hat sie viele Sportarten ausprobiert, zum Springen fand sie jedoch erst mit 24 Jahren. „Ich hatte schon als Kind den Traum, 100 Meter auf Ski zu springen. Es hat dann lange gedauert, bis ich die Chance gekriegt habe. Und was sich danach entwickelt hat, das ist schon crazy“, so Pinkelnig rückblickend.
Auf dem Weg in den Weltcup belehrte die Spätberufene nicht wenige Skeptiker eines Besseren. Schließlich hatte sie auch nicht den üblichen Ausbildungsweg im ÖSV absolviert. Erst 2014 gab Pinkelnig, vom damaligen ÖSV-Frauentrainer Andreas Felder gefördert, im Alter von 26 ihr Weltcupdebüt. Zwei Jahre später fand ihre Laufbahn beinahe ein frühes Ende. Zwei schwere Stürze hinterließen ein Schädel-Hirn-Trauma und bleibende neurologische Probleme sowie Erinnerungslücken. Den zum Teil bis heute nachwirkenden Folgen muss sie täglich mit speziellen Übungen entgegenwirken.
Schwierige Phasen
Damaligen ärztlichen Ratschlägen zum Trotz kämpfte sie sich zurück und durfte nach zwei Team-WM-Medaillen 2019 in Seefeld in der Saison darauf über ihre ersten drei Weltcupsiege jubeln. Einige Monate später folgte aber schon der nächste schwere Sturz mit dramatischen Folgen. Sie erlitt im Dezember 2020 in Seefeld einen Milzriss, verlor sehr viel Blut und musste notoperiert werden. Aber auch davon ließ sich die Kämpfernatur nicht stoppen und fand wieder den Anschluss an die Weltspitze.
Die WM 2021 in Oberstdorf kam für sie noch zu früh, auch bei Olympia lief es für die Athletin des WSV Tschagguns überhaupt nicht nach Wunsch. Den darauf folgenden mentalen Knacks nutzte sie für einen Neustart. Dabei setzte sie eigenen Angaben nach viele ihrer Vorstellungen durch und hörte mehr denn je auf ihr Bauchgefühl. Sie habe auch daran gearbeitet, wieder mehr Freude an ihrem Tun zu haben und einfache Dinge zu genießen, so Pinkelnig.
Dieser neue Zugang und das Drehen an verschiedensten Stellschrauben, wie verändertem Athletiktraining, Betreuung und Material, zeigten nachhaltigen Erfolg. „Dass ich gesund da oben sitze, das ist sehr vielen Menschen zu verdanken. Es ist auch ein kleines Wunder dabei, denn mit dem Milzriss, das hätte auch ganz anders ausgehen können. Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass ich die Glücksmomente erleben darf“, sagte Pinkelnig vor der WM 2023, die sie mit Normalschanzen- und Team-Silber beendete.
Neue Träume
Inzwischen hat sie neue Träume und Ziele: „Jetzt hat sich mein Kindheitstraum auf über 200 m zu fliegen gewandelt – und mit derzeit 191 m bin ich schon recht knapp dran.“ Und mit den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina will sie ihre Karriere beenden. „Eine Karriere, die so viel größer geworden ist als alles, was ich mir je erträumt habe“, so Pinkelnig.
„Ich freue mich, dass meine Tränen wertvoll waren und meine Geschichte Mut machen kann.“
Wahl „SPORTLER DES JAHRES 2023“
Sportlerin der Jahres
1. Evi Pinkelnig (Skispringen) 803 Punkte/78 erste Plätze
2. Anna Gasser (Snowboard) 727/49
3. Mona Mitterwallner (Rad/Mountainbike) 551/36
4. Valentina Höll (Rad/Mountainbike) 409/20
5. Vasiliki Alexandri (Synchronschwimmen) 347/15
6. Andrea Mayr (Leichtathletik) 232/17
7. Vanessa Herzog (Eisschnelllauf) 165/ 3
8. Anna Meixner (Eishockey) 158/11
9. Nina Ortlieb (Ski Alpin) 133/ 6
10. Christina Schweinberger (Radsport) 118/ 4
Sportler der Jahres
1. Felix Gall (Radsport) 789/66 erste Plätze
2. Jakob Schubert (Klettern) 727/49
3. Johannes Lamparter 513/31
4. Sepp Straka (Golf) 461/32
5. David Alaba (Fußball) 351/22
6. Stefan Kraft (Skispringen) 249/10
7. Jakob Pöltl (Basketball) 213/ 9
8. Vincent Kriechmayr (Ski Alpin) 191/ 5
9. Andreas Promberger (Snowboard) 148/ 5
10. Bernhard Raimann (American Football) 145/10
17. Jonas Müller (Rodeln/Kunstbahn) 48/ 1
Mannschaft der Jahres
1. ÖFB Männer Nationalteam (Fußball) 761/70 erste Plätze
2. Red Bull Racing (Formel 1) 683/64
3. Anna-Maria und Elrini Alexandri (Synchronschwimmen) 539/38
4. FC Red Bull Salzburg (Fußball) 289/13
5. Union West Wien (Handball) 264/14
6. ÖHV Männer (Hockey) 247/7
7. Lisa Hauser/David Komatz (Biathlon) 176/7
8. OEPS Mannschaft Österreich (Springreiten mit
Katharina Rhomberg) 163/3
9. AFBÖ Nationalteam Männer (American Football) 159/5
10. Ski Austria Frauenteam (Skispringen mit Eva Pinkelnig) 139/4
Legende: Punktevergabe, 1. Platz=7 Punkte; 2. Platz=4; 3. Platz=3; 4. Platz=2; 5. Platz=1
Aufsteiger des Jahres
Felix Gall (Radsport)
Sportlerin mit Behinderung
Veronika Aigner (Ski Alpin) 130 Punkte
Sportler mit Behinderung
Thomas Frühwirth (Radsport) 80 Punkte
Sportlerin Special Olympics
Cornelia Zehner (Radsport) 127 Punkte
Sportler Special Olympics
Hans-Peter Fleck 111 Punkte
Trainer:in des Jahres
Albena Mladenova (Synchronschwimmen)
Sportler:in mit Herz
Michael Strasser (Radsport)
Sportmoment des Jahres
Sepp Straka (Golf)
Special Award
Annemarie Moser-Pröll, Franz Klammer und Hans Krankl