Die Krönung einer perfekten Woche

Sport / 22.10.2023 • 22:44 Uhr
Der Harder Joel Schwärzler schrieb mit dem Gewinn der ITF World Junior Finals das nächste große Kapitel in seiner Erfolgsgeschichte.ITF
Der Harder Joel Schwärzler schrieb mit dem Gewinn der ITF World Junior Finals das nächste große Kapitel in seiner Erfolgsgeschichte.ITF

Joel Schwärzler setzt mit Finalerfolg bei ITF World Junior Finals nächsten Meilenstein.

Chengdu 2015 Andrey Rublev (aktuell Nummer fünf der Weltrangliste), bei der letzten Austragung 2019 Holger Rune (ATP 6) – und jetzt Joel Schwärzler: Österreichs derzeit größtes Tennistalent hat sich in die prominente Siegerliste der ITF World Tour Junior Finals 2023 in Chengdu eingetragen. Der drittgereihte Harder (ITF 7) setzte sich im Endspiel mit 6:3, 7:6(6) durch, in einem Linkshänderduell mit dem topgesetzten Mexikaner Rodrigo Pacheco Mendez (ITF 2) – ausgerechnet sein Zimmerkollege in den Tagen beim Abschlussturnier der besten acht Spieler der U18-Weltrangliste.

Erst letzten Sonntag hatte Schwärzler mit dem Triumph beim Osaka Mayor’s Cup (ITF J500) für den größten österreichischen Jugenderfolg seit dem Coup von Dominic Thiem bei der Orange Bowl in Florida 2011 gesorgt. Diesen imposanten Meilenstein in seiner jungen Karriere konnte der 17-Jährige hiermit nur eine Woche später gar noch toppen. Der Harder sicherte sich mit diesem Titel nicht nur einen Reisekostenzuschuss von 17.000 US-Dollar, sondern auch 750 Zähler für die Jugendweltrangliste. In dieser wird er ab heute als Dritter das beste Ranking eines Österreichers seit Thiem einnehmen, der es am 3. Jänner 2011 einst bis auf Platz zwei geschafft hatte.

Im Tiebreak Nerven bewahrt

Schwärzler hatte, so wie im 6:3-, 7:6(4)-Halbfinalerfolg am Vortag gegen den Bulgaren Iliyan Radulov (ITF 8) – das bisher einzige Duell mit Pacheco Mendez verloren. Nun glückte ihm auch im bislang wohl wichtigsten Match seiner Karriere die Revanche. Nach Chancen auf beiden Seiten holte er bei 3:2 das den ersten Satz vorentscheidende Break. Im zweiten Durchgang gab es keine Breaks, wobei Schwärzler bei 4:5 und 0:30 bei seinem Service den Kopf aus der Schlinge zog – das Tiebreak musste entscheiden. Dort geriet der rot-weiß-rote Jungstar 1:4 und 4:6 in Rückstand, bewahrte jedoch erneut die Nerven: Er wehrte beide Satzbälle ab, gewann vier Punkte in Folge und durfte nach einem Servicewinner beim ersten Matchball aufjubeln – in Richtung von ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer, der ihn bei den zwei Turnierwochen in Asien höchstpersönlich betreute.

„Es war das erste Mal diese Woche, dass ich gegen einen Linkshänder gespielt habe. Es war eine Umstellung zu returnieren, aber am Ende habe ich es im Tiebreak geschafft – und ein paar gute Punkte in den wichtigen Momenten gespielt“, befand Schwärzler im Interview auf dem Court. „Ich bin einfach glücklich, dass ich es gewonnen habe.“ Gegenüber dem ÖTV machte der Vertragsspieler im Stützpunkt Südstadt klar, was ihm dieser Coup bedeutet: „Unglaublich viel! Es ist das hochwertigste Turnier nach den Jugend-Grand-Slams. Wenn ich dran denke, was für Leute hier schon gewonnen haben – und jetzt wird mein Name daneben stehen, das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin unfassbar happy und stolz auf mich und mein Team und vor allem Jürgen sehr dankbar, der immer an meiner Seite steht – auch wenn ich es ihm oft schwermache“, schmunzelte der Harder. „Ich bin nicht nur superhappy, dass ich gewinnen konnte, sondern auch, dass der Lohn für die harte Arbeit gekommen ist.“

Gegner die Schneid abgekauft

Entschieden habe für Schwärzler an diesem großen Tag, „dass ich gut serviert habe und einfach besser von der Grundlinie war. Ich habe dafür sehr schlecht returniert. Wenn mir das etwas besser gelungen wäre, wäre der zweite Satz wohl nicht so knapp geworden.“

Melzer stimmte bei seiner Analyse zu, sah in Summe jedoch „eine richtig gute Leistung von Joel. Ich bin sehr happy darüber, vor allem über seine Performance im Kopf. Er hat das heute wirklich gut durchgezogen. Er hat gewonnen, weil er immer wieder ans Netz nachgegangen ist, seinem Gegner die Schneid abgekauft hat und aggressiv gespielt hat. Es war genau das Tennis, wie ich es mir von einem Schützling wünsche. Das dann auch im Finale eines so wichtigen Turniers so abzurufen, das ist richtig gut.“

Public Viewing im Heimatclub

Mit seinen Erfolgen in Osaka und Chengdu und seinem sympathischen Auftreten hat Schwärzler nicht bloß seine Fanschar in Asien, der er etliche Autogramme gab, vergrößert, sondern auch die Fans in der Heimat versammelt: Sein Heimatclub TC Hard richtete beim Finale kurzerhand ein Public Viewing ein und verfolgte gemeinsam diesen historischen Triumphzug.

Historisch wäre auch, was womöglich noch in den nächsten Wochen folgen könnte. Die Chance auf die Topposition in der U18-Rangliste zum Jahresende ist tatsächlich groß: Der bisherige Weltranglistenführende Brasilianer Joao Fonseca (2902 Punkte) spielt derzeit keine Jugendturniere und Pacheco Mendez, der mit seinem Finaleinzug und den 450 Punkten neuer Leader ist, hat im Saisonfinish noch einige Punkte zu verteidigen. Beide liegen jetzt nur noch knapp 100 Punkte vor Schwärzler. Unabhängig davon, ob es mit der Nummer eins bald klappen könnte, zeigte sich Melzer „richtig stolz auf Joel und das, was er über die letzten zwei Wochen geleistet hat. Es war das klare Ziel der Asien-Reise, die Top Ten zu erreichen und dies hat er souverän geschafft.“

Den letzten Schritt nach vorne, den will Schwärzler auch im Ranking noch machen: „Das Ziel ist jetzt natürlich die Nummer eins. Das wäre unglaublich für mich, für das Tennisland Österreich und für andere Spieler, um zu sehen, dass das möglich ist.“ Darauf angesprochen, dass dies bis dato tatsächlich noch kein Österreicher geschafft hätte, lächelte Schwärzler nur: „Dann wird es Zeit …“ VN-JD

„Dass jetzt mein Name auf der prominenten Siegerliste steht, ist ein unglaubliches Gefühl.“

Die Autogramme von Joel Schwärzler waren bei den Fans gefragt.
Die Autogramme von Joel Schwärzler waren bei den Fans gefragt.
Der strahlende Sieger mit seinem Mentor und ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer.ÖTV
Der strahlende Sieger mit seinem Mentor und ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer.ÖTV