Marc Girardelli

Kommentar

Marc Girardelli

Noch viel Ungewissheit

Sport / 27.10.2023 • 20:43 Uhr

Die Bergspitzen sind zwar schon weiß gezuckert, doch vom Wintergefühl ist nicht viel zu spüren. Das ändert sich gewöhnlich beim Weltcup-Opening in Sölden. Mit einer neu planierten Strecke, die im Vorfeld für einige Kontroversen gesorgt hatte, will sich der Weltcup für die neue Saison perfekt präsentieren. Und wie wir das von Sölden her kennen, wird das auch der Fall sein.

Ob die ÖSV-Athleten in der Lage sind, sich in Höchstform zu präsentieren, werden wir sehen. Nach der, schmeichelhaft gesagt, wenig erfolgreichen Vorsaison ist für alle das Potenzial nach oben sehr groß. Zumal wir mit Marco Schwarz einen Aspiranten auf den Gesamtweltcup haben. Der Shootingstar vom letzten Winter aus dem ÖSV-Lager will Marco Odermatt unter Druck setzen. Und so wie er sich in der zweiten Hälfte der letzten Saison entwickelt hat, ist das durchaus realistisch. Es ist richtig und wichtig, dass er sich an den Besten orientiert. Nur so hat man mental die Stärke, diese auch zu schlagen. Denn auch ein Odermatt kann nicht immer auf diesem hohen Niveau fahren, was kürzlich auch ein Marcel Hirscher bezweifelte.

Ob das nur Hoffnung oder Furcht ist, bleibt abzuwarten. Denn die Schweiz hat ja noch mehr Top-Athleten in ihren Reihen, die Rennen gewinnen können. Und was ich über Odermatt gehört habe, scheint er wieder in einer bestechenden Form zu sein. Mit Manuel Feller und Stefan Brennsteiner stehen noch zwei weitere Leistungsträger an der Seite von Schwarz, die beide schon mehrfach bewiesen haben, dass sie ganz nach oben gehören. Am Sonntag ist eine gute Gelegenheit, das zu beweisen.

Bei den Damen ist die letzte Saison sportlich noch hinter jener der Herren einzustufen. Nichts funktionierte und das ist eine gute Gelegenheit, mit alten Marotten zu brechen und sich neu aufzustellen. Das Training in der südlichen Hemisphäre war sehr gut, und Kathi Liensberger ist guter Dinge, dass es heuer ganz anders läuft. Das ist auch dringend nötig, denn sie war zwei Jahre lang überlegene Teamleaderin und möchte diesem Anspruch wieder gerecht werden. Neben Elisabeth Kappaurer, Franziska Gritsch und Stephanie Brunner fahren heuer wieder Damen mit, die in den letzten Jahren etwas unglücklich gekämpft haben. Nina Astner, Elisa Mörzinger und Julia Scheib sind zwar schon eine Zeit lang mit dabei, waren aber durch Verletzungen oder Krankheit immer wieder ausgefallen. Vielleicht gelingt es ihnen heuer die Erfolgsstufe zu zünden und auch im Weltcup endlich zu reüssieren.

„Immerhin war sie zwei Jahre lang Teamleaderin und möchte diesem Anspruch wieder gerecht werden.“

Marc Girardelli

sport@vn.at

Marc Girardelli zählt mit fünf Gesamt-Weltcupsiegen zu den erfolgreichsten alpinen Rennläufern im Skizirkus.