Formel 1 „pokert“ hoch in der Spielerstadt

Rückkehr mit Pauken und Trompeten nach Vegas –
und explodierenden Kosten.
Las Vegas Schon der frühere kommerzielle Formel-1-Chef Bernie Ecclestone trat bei Rennen, die er haben wollte und denen ein Veranstalter fehlte, selbst als Promotor auf. Nun passiert das auch mit Liberty Media, Bernies Nachfolgern, und dem Vegas Grand Prix. Der vorletzte WM-Lauf der Saison am Wochenende (Rennstart Sonntag 7 Uhr MEZ/22 Uhr in Las Vegas), der zum Teil über den berühmten Strip führt und den Alltagsverkehr im Spielerparadies eine halbe Woche lang lahmlegt, wird aber eine höchst kostspielige Angelegenheit.
Ungebremster Boom
Brian Wilding, Finanzchef von Liberty, bezifferte die Kosten für die Auf- und Umbauten (auch für die permanenten Gebäude) bis Ende September mit 435 Millionen Dollar, womit die ursprüngliche Kalkulation schon um 35 Millionen überschritten wurde. Dazu kommen die Ausgaben seit Anfang Oktober. Auch die Kosten für Sicherheit und Verkehrsmanagement stiegen zuletzt deutlich. Nicht zuletzt, weil sich Liberty auch beim „Rahmenprogramm“ mit Star-Auftritten in der Showmetropole nicht lumpen lassen will. Liberty-Geschäftsführer Greg Maffei gibt sich zuversichtlich, dass der Vegas GP „ab dem zweiten Jahr und später“ Gewinne abwerfen würde, „die deutlich über den gesteigerten Investitionen und den Aufbaukosten liegen werden“.
Trotz der Kostenexplosion für das „Spiel“ in Vegas scheint der Boom der Formel 1 ungebremst: Im dritten Quartal 2023 wurde der Umsatz auf 887 Millionen Dollar oder um 24 Prozent zum Vorjahr gesteigert. Die Einnahmen stiegen um 61 Prozent auf 132 Millionen Dollar, sind aber abhängig von der Anzahl der Rennen in dieser Periode (und den jeweiligen Verträgen).
Für die Fahrer und Teams ist das Rennen eine besondere Herausforderung. Tausende Gäste, die sich das Spektakel Unsummen kosten lassen, müssen bewirtet und unterhalten werden. Fast alle Wagen kommen in Sonderlackierungen auf den 6,1-km-Kurs, wobei Neonfarben klarerweise dominieren. Und weil Training, Qualifikation und Rennen nächstens ablaufen, werden die niedrigen Temperaturen mitsamt dem teilweise neuen Belag einen besonderen Spannungsfaktor ergeben. Dazu sollen auch noch Regenschauer (!) in der Wüstenstadt möglich sein . . . Es darf also gegambelt werden in der Metropole des Glücksspiels.
Entscheidung längst gefallen
Im Gegensatz zu den beiden früheren Gastspielen der Formel 1 in Vegas vor mehr als 40 Jahren ist es diesmal nicht das Finale, und die WM-Entscheidungen sind zugunsten von Max Verstappen und Red Bull Racing längst gefallen. 1981 und 1982 wurde der Parkplatz des Caesar’s Palace-Hotels für einen 3,65-km-Kurs genutzt, beeinträchtigt durch die buckelige Fahrbahn und oft hereinwehenden Wüstensand. 1981 genügte Nelson Piquet (Williams) Platz fünf zum ersten Titelgewinn nach technischen Problemen beim Rivalen Carlos Reutemann (Brabham) und wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Der entthronte Titelverteidiger Alan Jones feierte damals seinen letzten GP-Sieg. 1982 hieß das Titelduell Keke Rosberg (Williams) gegen John Watson (McLaren) und Didier Pironi, nur war der Ferrari-Pilot seit seinem schweren Unfall in Hockenheim verletzter Zuschauer. Rosberg genügte ebenfalls der fünfte Platz zum Titel (mit einem Saisonsieg!), Watson reichte Platz zwei nicht. Michele Alboreto (Tyrrell) fuhr seinen ersten von fünf F1-Siegen heraus, Mario Andretti (der bei Ferrari noch einmal eingesprungen war) gab seinen F1-Abschied.