Zum „richtigen Zeitpunkt“: wieso Marco Stark seine Karriere beendet

Amstettens Kapitän Marco Stark hängt die Fussballschuhe an den Nagel. Beruflich lässt der Fußball den Bludenzer ohnehin nicht los.
Wien „Ich habe jedes Halbjahr darüber gescherzt, dass es das letzte Halbjahr sein wird“, sagt Marco Stark (30) und lacht. Jetzt war es wirklich das letzte Halbjahr. Als Kapitän des SKU Amstetten hat er seine Karriere an den Nagel gehängt. Amstetten ist sowas wie das Austria Lustenau der zweiten Liga: Ein zuvor erfolgreiches Team, im Herbst ohne Sieg geblieben, inklusive Trainerentlassung, die nichts brachte. Eine Negativspirale, die sich weiterdrehte und das Team gefangenhielt.

Zwischen Fußballplatz und Office
„Es hat sich jetzt einfach nach dem richtigen Zeitpunkt angefühlt“, sagt der Bludenzer dennoch. Aktuell weilt er im Ländle, Weihnachten feiern, Käsevorräte aufstocken. „Wenn du erfolgreich bist, hast du natürlich mehr Spaß, siehst etwas über die Strapazen hinweg“, erklärt Stark. Und auch wenn der Spaß zuletzt aufgrund der Ergebniskrise weniger geworden sei: Als Kapitän gehe man eigentlich als Letzter von Bord, sagt er. „Aber auf der anderen Seite habe ich auch erkannt, dass ich nicht mehr auf die hundert Prozent komme.“
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Bei Stark gab es nämlich nicht nur Fußball. Er hat einen MBA in Sales, die Bachelorarbeit in Rechtswissenschaften hat er Anfang Dezember abgegeben. Seit 2019 kickt er in Amstetten, seit August 2021 arbeitet er bei der Wiener Austria – in „Marketing & Sales“ des Wiener Großklubs. Schon in den vergangenen Jahren arbeitete Stark ab acht Uhr morgens im Büro, nachmittags ging es mit dem Zug nach Amstetten, nach dem Training abends wieder zurück nach Wien. Da die Ex-Profis Markus Suttner und Alexander Grünwald nun aus der Abteilung ausscheiden werden, gleichzeitig aber mehr Partner gewonnen werden konnten, bleibt mehr Arbeit für Stark, nunmehr selbst Ex-Profi. „Dadurch war das der logische Schritt.“

Die Regenerationszeiten habe er in den letzten Jahren kaum einhalten können, Zusatztrainings seien sich nicht ausgegangen. „Ich habe immer mit offenen Karten gespielt, Amstetten hat das unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Es war nicht selbstverständlich“, sagt Stark. Durch Studium und Arbeit habe er den Wechsel aus dem Fußball druckfreier gestalten können. „Jemand, der wirklich komplett abhängig vom Leistungssport war, wird sich sicher schwerer tun, den Schritt zu machen“, weiß der 30-Jährige.
Ausbruch aus dem Mikrokosmos
Von der Akademie wechselte Stark 2011 zu Austria Wien II, kam später vereinzelt auch zu Einsätzen für die Kampfmannschaft – unter anderem im Cup-Derby gegen Rapid. „Das kann auch nicht jeder behaupten“, sagt Stark. 2016/17 spielte er für Austria Lustenau. „Das Jahr war natürlich cool, ich habe oft vor der Familie spielen können, wir waren Herbstmeister vor dem LASK.“ In Amstetten war er dann Führungsspieler, Sprachrohr für die Mannschaft. Insofern sei sicher auch Druck abgefallen. Den Fußball werde er dennoch vermissen, meint Stark.
„So eine Fußballkabine ist eine eigene Welt. Das ist wie eine Zeitkapsel: Du vergisst da alles.“ Und auch wenn er dann durchaus emotional geworden sei, als er das Karriereende vor der Mannschaft verkündet habe: „Am Ende des Tages fühlt es sich nach den drei Wochen sehr, sehr gut an. Das bestätigt mich darin, dass es der richtige Schritt war.“

Langweilig wird ihm ohnehin nicht – auch wenn die Dreifachbelastung aus Job, Fußball und Uni wegfällt. Im September hat er angefangen, Golf zu spielen, bescheinigt sich selbst durchaus Talent. „Da kann ich jetzt die hinzugewonnene Freizeit investieren.“ Auch aufs Skifahren freut er sich wieder, nach den Feiertagen will er auf die Piste. Trotz der Jahre im Profisport sind beide Knie noch gesund. „Da habe ich dann in anderen Sportarten keine Ausreden.“ Fabian Beer