Bezauer Skirennläuferin kämpft sich zurück an die Weltspitze

Sport / 27.12.2023 • 15:30 Uhr
Trotz ihrer verletzungsbedingten Rückschläge hat Elisabeth Kappaurer ihre positive Einstellung nie verloren. <span class="copyright">Steurer</span>
Trotz ihrer verletzungsbedingten Rückschläge hat Elisabeth Kappaurer ihre positive Einstellung nie verloren. Steurer

2014 Junioren-WM-Gold in der Kombination, 2018 beinahe das Karriereende – und heute? Elisabeth Kappaurer hat sich zurückgekämpft, ist im Alpinen Ski-Weltcup im Riesentorlauf wieder in Richtung Top-Ten unterwegs. Noch wichtiger: Ihr Weg macht Mut.

Bezau “Ich glaube, ich bin in den letzten zehn Jahren nie drei Saisonen durchgehend Ski gefahren.” Der Satz von Elisabeth Kappaurer ist wohl überlegt und so gelingt es der 29-jährigen Bezauerin in wenigen Worten einen langen Zeitraum mit vielen und vor allem schweren Verletzungen ohne großen Gram zu beschreiben. „Natürlich, es war extrem. Doch die Verletzungen gehören zu mir. Sie machen mich heute zu der Person, die ich bin.“

Die Heimat der Sieger: Elisabeth Kappaurer im OZ in Dornbirn. <span class="copyright">Steurer</span>
Die Heimat der Sieger: Elisabeth Kappaurer im OZ in Dornbirn. Steurer

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Schmerzfrei und voller Tatendrang: Elisabeth Kappaurer. <span class="copyright">gepa</span>
Schmerzfrei und voller Tatendrang: Elisabeth Kappaurer. gepa

Wohlwissend, dass sie so viel Schweiß reingesteckt hat, um wieder in den alpinen Skizirkus zurückkehren zu können. Endlich wieder als Rennläuferin wahrgenommen zu werden, sich über Leistungen zu unterhalten, all das hat große Bedeutung im Leben der Sportlerin, die mit ihrer Einstellung für viele ein Vorbild ist.

Yes, I can! - Elisabath Kappaurer ist ein Vorbild für alle Sportler, die mit Verletzungen zu kämpfen haben. <span class="copyright">Privat</span>
Yes, I can! - Elisabath Kappaurer ist ein Vorbild für alle Sportler, die mit Verletzungen zu kämpfen haben. Privat
Ariane Rädler (links) und Elisabeth Kappaurer, zwei Freundinnen, die gemeinsam viel unternehmen. <span class="copyright">Privat</span>
Ariane Rädler (links) und Elisabeth Kappaurer, zwei Freundinnen, die gemeinsam viel unternehmen. Privat
Vollgas ist das Motto von Elisabeth Kappaurer im Riesentorlauf. <span class="copyright">gepa</span>
Vollgas ist das Motto von Elisabeth Kappaurer im Riesentorlauf. gepa

„Aufgeben war für mich nie eine Option“, sagt sie und erzählt von einer kleinen – und doch so wichtigen Geste. Vor zwei Jahren war es, als Kappaurer als Vorläuferin in Lienz in den Ski-Weltcup zurückkehrte. „Ich bin im Starthaus gestanden, als Tessa Worley zu mir sagte: Dirndl, jetzt hast du es wirklich geschafft.“ Für die Bregenzerwälderin, die von sich selbst sagt, nie wirklich das große Talent gewesen zu sein, war dies die Bestätigung, dass sich das viele Training gelohnt hat. „Ich war schon immer eine Kämpferin“, fügt sie hinzu, und: „Ich fahre halt extrem gerne Ski.“ Ganz nach dem Motto – „Du musst Tag für Tag das Beste aus dir rausholen“ – hat sie sich zurück an die Weltspitze im Riesentorlauf gekämpft. Und dabei sogar den Weg über den Europacup genommen.

Kitesurfen zählt für Kappaurer ("Ich bin eigentlich ein Sommerkind") zu den schönsten Hobbys. <span class="copyright">Privat</span>
Kitesurfen zählt für Kappaurer ("Ich bin eigentlich ein Sommerkind") zu den schönsten Hobbys. Privat
Eine Frau, die genau weiß, was sie will. <span class="copyright">Privat</span>
Eine Frau, die genau weiß, was sie will. Privat

Einschneidende Erlebnisse

Es war 2018, als sich Elisabeth Kappaurer beim Training in Saas Fee das Schien- und Wadenbein links gebrochen hat. Nur elf Monate später das große Schockerlebnis in Argentinien. Beim Sommertraining in Ushuaia stürzte sie so unglücklich, dass sie mit einem offenen Schien- und Wadenbeinbruch rechts und einen Trümmerbruch im Schienbeinkopf links im Schnee liegen blieb. Inzwischen hat sie innerlich Frieden geschlossen mit dem Skiort in Südamerika. „Ich habe dort sicherlich meine schlimmsten Tage erlebt, jedoch auch unglaublich schöne Trainingstage gehabt.“ Doch 2019 schien ihre Karriere beendet. Kein Hubschrauber war vor Ort, die medizinische Behandlung nicht optimal. Die Bilder ihrer Rückkehr im Rollstuhl sind präsent, ebenso die Tatsache, dass es zurück in der Heimat gleich wieder ins Krankenhaus ging. Vier Jahre später ist sie nicht nur um viele Erfahrungen reicher, sie ist auch als Mensch gereift. Das Leben nach der Verletzung hat sie nicht nur gelehrt, die Tage auf Schnee noch mehr zu genießen, sie weiß inzwischen sehr genau, wie ihr Weg nach dem Karriereende aussehen wird.

Ein besonderes Erlebnis waren die . . .
Ein besonderes Erlebnis waren die . . .
. . . Skitouren in Norwegen. <span class="copyright">Privat/2</span>
. . . Skitouren in Norwegen. Privat/2
Die Zeit im Radteam Tirol möchte Kappaurer nicht mehr missen. <span class="copyright">Privat</span>
Die Zeit im Radteam Tirol möchte Kappaurer nicht mehr missen. Privat

„Ich bin die geborene Volksschullehrerin“, sagt die Tochter des ehemaligen Bildungsdirektors von Vorarlberg. „Ich glaube, ich habe die Gene meines Vaters“, schmunzelt sie und verrät, dass sie früher eher Richtung „Kindergartentante“ tendierte. So nutzte sie ihre schmerzhafte Rennpause dazu, Fortbildungen zu besuchen und ein Praktikum an der Schule zu machen. Wobei, so ganz ohne Spitzensport ließ die Athletin die Zeit nicht verstreichen. Kappaurer, die im Aufbautraining viele Stunden auf dem Rad verbrachte, schloss sich 2021 dem Radteam Tirol an und startete in der Rad-Bundesliga. „Eine völlig neue Erfahrung“, erzählt sie. „Als Skifahrerin trainierst du als Mitglied eines Teams, doch beim Start bist du auf dich gestellt. Beim Radfahren musst du dich in den Dienst der Mannschaft stellen. Nur so sind Siege möglich. Für mich war es ein cooles Erlebnis.“

Im Olympiazentrum hat Elisabeth Kappaurer nach ihren Verletzungen . . .
Im Olympiazentrum hat Elisabeth Kappaurer nach ihren Verletzungen . . .
. . . viel Zeit (im Bild mit Manuel Hofer) verbracht. <span class="copyright">Steurer/2</span>
. . . viel Zeit (im Bild mit Manuel Hofer) verbracht. Steurer/2

Vorerst aber sind Radfahren, Kitesurfen, Beachvolleyball oder Skitouren gehen wieder hintangestellt, denn die Junioren-Weltmeisterin von 2014 ist zurück im Ski-Weltcup. 2025 könnte sich für Kappaurer der Kreis schließen, denn eine mögliche Qualifikation für die Heim-WM in Saalbach würde der besonderen Geschichte einer Bezauerin, die allen Verletzungsmühlen („Ich brauche keine Schmerzmittel, um Ski zu fahren“) trotzt , einen emotionalen Höhepunkt bescheren.

Empfang von Elisabeth Kappaurer in Bezau nach ihrer WM-Goldenen bei den Junioren-Titelkämpfen 2014 in Jasna. <span class="copyright">Steurer</span>
Empfang von Elisabeth Kappaurer in Bezau nach ihrer WM-Goldenen bei den Junioren-Titelkämpfen 2014 in Jasna. Steurer