VN-Sporttalk zum Weißen Ring: “Habe extra Skier bauen lassen”

Sport / 12.01.2024 • 21:35 Uhr
Unterschiedliche Themen und dennoch fand Moderator Johannes Emerich im Gespräch mit Nina Ortlieb, Carlo Jsnka und Patrick Ortlieb viele Parallelen. <span class="copyright">Steurer</span>
Unterschiedliche Themen und dennoch fand Moderator Johannes Emerich im Gespräch mit Nina Ortlieb, Carlo Jsnka und Patrick Ortlieb viele Parallelen. Steurer

Patrick Ortlieb und Carlo Janko erzählen beim VN-Sporttalk im Hotel Post in Lech über ihre Olympiasiege. Nina Ortlieb sprach über ihre Comebackpläne.

Lech Der Ski-Weltcup sorgt mit den Jänner-Klassikern für besonderes Kribbeln bei den Skifans. Am Arlberg indes lässt das Rennen „Der Weiße Ring“ die Herzen der Skifahrer höher schlagen. Auch jene von den beiden Olympiasiegern Patrick Ortlieb und Carlo Janka, die anlässlich des VN-Sporttalks noch einmal in ihren Geschichtsbüchern kramten, während Nina Ortlieb fünf Wochen nach ihrem verhängnisvollen Sturz schon wieder positiv in die Zukunft blickt.

Für die Zuschauer war der Sporttalk unterhaltsam und auch informativ. <span class="copyright">Steurer</span>
Für die Zuschauer war der Sporttalk unterhaltsam und auch informativ. Steurer

„In Kitzbühel ist jeder ein Adabei, hier in Lech ist jeder Hauptdarsteller“, beschreibt der weltcuperfahrene Ortlieb (56) die besondere Atmosphäre in Lech-Zürs während des Rennwochenendes. Was den Weltcup betrifft, so ortet der Finanzreferent des österreichischen Skiverbandes (ÖSV) gar nicht so extreme Veränderungen zu seiner aktiven Zeit als Weltcupfahrer (Anm. d. Red.: 1987 bis 1999). „Klar, die Athleten sind athletischer geworden, das Material wird ständig verbessert. Aber sind wir doch ehrlich: Wir sprechen vom Weltcup, aber wenn ich mir den Rennkalender der Frauen anschaue, dann ist das eher ein Europacup.“ Als Funktionär sieht er seine Aufgabe darin, den Athleten eine Plattform für deren Arbeit zu geben, um Preisgeld zu lukrieren und deren Sponsoren zu präsentieren.“ Und deshalb versteht er die Ideen von Johan Eliasch, den Ski-Weltcup auf allen Kontinenten zu gesteigerter Präsenz zu verhelfen. Die damit einhergehende vermehrte Reisetätigkeit ist ihm bewusst, weshalb er sich durchaus Veränderungen im Rennkalender vorstellen kann.

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Auch Janka, der erst vor zwei Jahren seine Karriere beendet hat, hat keine Patentlösung dafür, wie sich der Skirennsport in der öffentlichen Wahrnehmung wieder positiver positionieren kann. „Das Potenzial ist groß, aber eine Patentlösung habe ich auch nicht. Vielleicht noch mehr mit graphischen Elementen arbeiten“, macht sich der Vater zweier Kinder viele Gedanken. Dass er und seine Frau schon bald erneut Nachwuchs erwarten, sieht er durchaus mit Humor. Denn auf die Frage von Johannes Emerich, der den Sporttalk moderierte, was er denn nach seiner Karriere so mache, war seine erste Antwort: „Die Familie wächst. Da war ich also tätig.“ Beruflich kümmert er sich mit seiner Frau um Themen wie Ernährung und Gesundheit.

Patrick Ortlieb erzählte vom Moment seines Olympiasieges. <span class="copyright">Steurer</span>
Patrick Ortlieb erzählte vom Moment seines Olympiasieges. Steurer

Akribische Vorbereitung

Und Ortliebs Erinnerungen an seine Goldfahrt 1992 in Albertville. „Als ich im Ziel gestanden bin, habe ich mir gedacht: Ich beschwer mich nicht wieder, wenn ich mal kein Glück habe. Denn das brauchst du, auch wenn ich mich akribisch vorbereitet habe und extra Skier bauen ließ.“

Blickt ihrem Comeback optimistisch entgegen: Nina Ortlieb. <span class="copyright">steurer</span>
Blickt ihrem Comeback optimistisch entgegen: Nina Ortlieb. steurer

Schon wieder zuversichtlich

Noch benötigt Nina Ortlieb zum Gehen die Hilfe von Krücken. Doch die Schmerzen und die folgende Operation nach ihrem Sturz im Dezember in St. Moritz rücken mehr und mehr in Vergessenheit. Zuversicht macht sich breit bei der 27-jährigen Speedspezialistin. Das spürte man auch in ihren Worten. Als nächsten Schritt auf ihrem Weg zurück bezeichnet sie den Verzicht auf die Krücken. „Es ist mir nach jeder Verletzung gelungen zurück zu kommen. Durchaus stärker. Das ist mein Antrieb. Nur wer bereit ist, an die Grenzen zu gehen, kann diese auch verschieben.“ Die Tochter von Patrick Ortlieb versprüht nicht nur Optimismus, aus ihr spricht die tiefe Überzeugung, noch besser werden zu können. Dabei hilft ihr auch der Moment der Medaillenübergabe bei der Ski-WM 2023 in Courchevel-Meribel (Anm. d. Red.: Silber in der Abfahrt). „Es fühlte sich an, wie eine Entschädigung für alles. Zumal ich ja in der Saison vor dem ersten Rennen noch einmal zurückgeworfen wurde. In dem Moment ist mir bewusst geworden, was mir da gelungen ist.“
Das Thema Verletzungen ist auch für Papa Patrick ein „heißes Thema“. Überlegungen, so sagt er, gibt es viele. Sein Ansatz? „Vielleicht sollten wir nicht so viele Stunden im Windkanal verschwenden, um die Rennanzüge noch schneller zu machen. Es ist wie ein Wettlauf der großen Skinationen. Ein einheitlicher, langsamerer Anzug wäre ein neuer Ansatz; ähnlich der Reifendiskussion in der Formel 1.“

Zum dritten Mal fand ein VN-Sporttalk im Hotel Post in Lech statt. <span class="copyright">steurer</span>
Zum dritten Mal fand ein VN-Sporttalk im Hotel Post in Lech statt. steurer

Abruptes Karriereende

Ortlieb weiß, wovon er spricht, sorgte doch ein Sturz für ein ungewolltes Karriereende. Es war das Wochenende nach Wengen, als er im Training für Kitzbühel an der Hausbergkante stürzte und fast ungebremst in den Fangzäune landete. Dabei zog er sich einen Trümmerbruch im rechten Oberschenkel sowie eine Absplitterung an der Hüftpfanne und weitere Verletzungen zu. Kurz darauf gab der Lecher seinen Rücktritt vom Skirennsport bekannt. Diesbezüglich sind die Erinnerungen von Janka an seinen Abschied schöner. „Ich konnte den Zeitpunkt selbst wählen.“ Es war vor zwei Jahren am Lauberhorn, als dem ersten Schweizer Weltcup-Gesamtsieger nach 18 Jahren – Janka gewann 2010, davor war Paul Accola (1992) der letzte – vom Heimpublikum ein emotionaler Abschied bereitet wurde.

Carlo Janka verriet, dass er lieber Abfahrtsgold gewonnen hätte. <span class="copyright">Steurer</span>
Carlo Janka verriet, dass er lieber Abfahrtsgold gewonnen hätte. Steurer

Dabei ist der Gefühlsausschlag bei Wengen nicht nur bei Janka hoch. Auch Ortlieb hat eine besondere Beziehung zur längsten Abfahrt im Ski-Weltcup. Für den Vorarlberger war es nicht nur das letzte Rennen seiner Karriere, er verbindet ganz besondere Erlebnisse mit dem Berner Oberland. „Es war eine meine Lieblingsstrecken, auch wenn es die Ergebnisse nicht so zeigen. Leider hat die Eins nie aufgeleuchtet. Dabei lag ich einmal schon eine Sekunde voran, als es mich im Österreicherloch aushob.“

Mit Spannung verfolgen die Zuschauer die Diskussion. <span class="copyright">steurer</span>
Mit Spannung verfolgen die Zuschauer die Diskussion. steurer

Diesbezüglich ist die Bilanz von Janka deutlich besser. Bei 17 Starts in Wengen durfte der Schweizer drei Siege feiern, wurde zweimal Zweiter und dreimal Dritter. Bleibt nur die Frage nach seinem Olympiasieg, den er 2010 im Riesentorlauf feierte. Dass er in der Abfahrt und in der Kombination als Favorit gehandelt wurde, ist noch heute in seinem Gedanken. „Gold in der Abfahrt wäre cooler gewesen“, sagt er. Doch da findet Ortlieb noch lobende Worte für den aus Obersaxen – Graubünden – stammenden Janka. „Der Riesentorlauf ist die schwierigste Disziplin.“

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