Zwei ältere Semester unter sich

Mit Lustenaus Andi Heraf und Klagenfurts Peter Pacult treffen die zwei ältesten Trainer der Bundesliga aufeinander.
Lustenau Wenn am Sonntag, 14.30 Uhr im Bregenzer ImmoAgentur Stadion die beiden Austrias aus Lustenau und Klagenfurt aufeinandertreffen, kommt es zum Duell der beiden aktuell ältesten Trainer der Bundesliga. Lustenaus Heraf zählt 56 Lenze (10. September 1967), sein ehemaliger Teamkollege bei Rapid Wien Peter Pacult (28. Oktober 1959) hält bei 64 Jahren.
„Wenn wir nur 21 Prozent Ballbesitz und Klagenfurt nur 23 hat, wer hat dann den Rest?“
Andreas Heraf, SCA-Coach zum Thema Ballbesitz

Ähnliche Spielphilosophie
Acht Jahre trennen die beiden in Wien geborene Ex-ÖFB-Teamspieler, in der aktuellen Tabelle der Bundesliga ist die Differenz deutlich größer – nämlich satte 21 Punkte. Die Kärntner stehen bei 27 Zählern und klopfen zum dritten Mal in Folge am oberen Play-off an, die Austria aus Lustenau hält bei nun immerhin sechs Punkten nach dem ersten Sieg der Saison bei der WSG (2:0), bildet aber immer noch das Ende der Tabelle. Die Ausgangslage für das erste Heimspiel unter der Regie von Heraf ist dadurch klar: Der Favorit ist die Austria aus Klagenfurt. Wobei Heraf seiner Mannschaft durchaus gute Chancen einräumt, “aber nur wenn wir eine perfekte Leistung abliefern. Denn die Klagenfurter bieten defensiv so gut wie nichts an und haben zudem mit Sinan Karweina einen Spieler in Topform an vorderster Front.”

So weit beide Teams in der Tabelle auch getrennt sind, so ähnlich agieren sie auf dem Spielfeld. Austrias Neo-Trainer hat seinem Team einen Defensiv-Anzug maßgeschneidert, “der in unserer Situation alternativlos war (Zitat Heraf)”, und der ein Spiegelbild der Klagenfurter ist. Auch dort wird das Hauptaugenmerk auf die defensive Kompaktheit gelegt, die gnadenlos durchgezogen wird, um dann auf den Fehler des Gegners zu lauern und zuzuschlagen. Davon, das Spiel großteils selbst in die Hand zu nehmen, nimmt man Abstand. Pacults Weg ist bewiesen erfolgreich, dort will auch Heraf mit seiner Truppe hin.

Mögliche Aufstellungen
Austria Lustenau – Austria Klagenfurt Sonntag
Bregenz, ImmoAgentur Stadion, 14.30 Uhr, SR Weinberger).
Bisheriges Saisonergebnis: 0:1 (a)
Lustenau: Schierl – Anderson, Boateng, Grujcic, Meisl, Berger – Gorzel, Chato, Grabher – Fridrikas, Diaby
Es fehlen: Cisse (gesperrt), Devisate (Kreuzbandriss), Surdanovic (Knie)
Klagenfurt: Menzel – Djoric, Mahrer, Wimmer, Schumacher – Benatelli – Soto, Irving, Cvetko, Karweina – Binder
Es fehlen: Straudi, Arweiler (beide verletzt bzw. rekonvaleszent)
Ballbesitz schießt keine Tore, wie zuletzt beide Teams zeigten. Die Kärntner holten mit nur 23 Prozent Ballbesitz ein 2:2 beim LASK, Lustenau siegte mit gar nur 21,1 Prozent 2:0. „Es wird spannend. Denn, wenn wir nur 21 haben und die Klagenfurter auch nur 23, wer hat dann die restlichen 76 Prozent Spielanteile?“, scherzte der Jüngere der beiden im Vorfeld der Partie. Pacult kommt bei dem Gedanken auch ein Schmunzeln, „Statistik hin oder her, der Ball muss im Netz sein. Wie es genau aussieht, wird man am Platz sehen.“
Chauffeur im Mercedes 190E
Der Coach der Kärntner weiß genau, was sein Team erwartet: „Der Andi, dessen Trainerlaufbahn ich immer verfolgt habe, weiß genau wie Fußball funktioniert. Wir müssen uns auf ein gut organisiertes Team, das uns wenig Räume lassen wird, einstellen. Es wird sicher ein Match, in dem Kleinigkeiten entscheiden, davon bin ich überzeugt“.

Dem pflichtet Heraf bei und freut sich auf ein Wiedersehen mit Pacult, „weil Peter mich als Jungspund bei Rapid immer mit dem Auto nach dem Training heimgebracht hat – in einem Mercedes 190E, unvergesslich“.
Pacult reist mit etwas mulmigen Gefühl nach Bregenz, hatte er sich doch 2008 beim Legendenspiel Österreich gegen Deutschland die Achillessehne gerissen. Wird ihm am Sonntag wohl nicht passieren, den Strafraum hat er mittlerweile endgültig gegen die Trainerbank getauscht – dem Alter geschuldet.