Die Wiedervereinigung der Gebrüder Bobzien

Neben Austrias Angreifer Ben Bobzien macht auch sein Bruder Tom Karriere in Vorarlberg.
Lustenau, Au Als Spieler von Austria Lustenau macht man nicht jeden Tag einen Treffer bei Rekordmeister Rapid Wien. Noch weniger einen, der am Ende sogar einen Punkt einbringt. Das gelang davor nur Stefano Surdanovic am dritten Spieltag in der Aufstiegssaison der Austrianer (1:1). Dann ist aber schon Schluss mit Lustenauer Punkte-Herrlichkeit in Hütteldorf. Davor setzte es in der Bundesligageschichte nur Niederlagen bei Rapid.
“Es hat mir natürlich sehr geholfen, dass mein Bruder schon in Vorarlberg war. Da lief die Eingewöhnung schneller”
Ben Bobzien, Angreifer von Austria Lustenau

Stein vom Herzen gefallen
“Natürlich ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen, dass es endlich geklappt hat mit meinem ersten Tor. Wobei es mir noch mehr Freude für die gesamte Mannschaft gemacht hat”, erinnert sich Bobzien zurück. Seit Sommer 2023 weilt Bobzien als Leihspieler des deutschen Bundesligisten 1. FSV Mainz bei Austria Lustenau. Der 20-jährige Außenbahnspieler kam seither zu 16 Einsätzen für Grün-Weiß – und erzielte eben letzten Sonntag seinen Premierentreffer in der höchsten österreichischen Bundesliga. Erstmals konnte sich der in Gießen geborene, der auch als fixer Bestandteil des deutschen U20-Nationalteams gilt, so richtig in Szene setzen. Davor hatte es Bobzien nicht leicht, kam zwar immer wieder zu spontanen Einsätzen unter Coach Markus Mader, dreimal sogar von Start weg, doch so richtig aufzublühen vermochte er noch nicht. “Der Herbst war natürlich nicht leicht, noch dazu bin ich etwas später zum Team gestoßen. Aber es war schon hart, kein Match gewinnen zu können, und das, obwohl ich viel Qualität im Team sehe”, so der 20-Jährige.

Der große Bruder in Au
Dass er sich im Ländle wohlfühlt, hat nicht nur mit der Lustenauer Gastfreundlichkeit zu tun, sondern auch mit seinem Bruder Tom. Denn der 24-Jährige gilt in der Familie Bobzien als Pionier in Sachen Vorarlberg. Vor drei Jahren verschlug es ihn tief in den Bregenzerwald. In Au bei der Tischlerei Madlener startete er seine Lehre als Tischler. Wo ihn sein Bruder Ben schon vor seinem Engagement oft besuchte, was bei seiner Präsentation in Lustenau für Verwirrung sorgte. “Beim ersten Kennenlernen hat mir Ben genau erklären können, welches Dorf wo im Bregenzerwald war. Da hab ich mich im ersten Moment gar nicht ausgekannt”, erzählt Austrias Pressechef Samuel Schwärzler vom ersten Aufeinandertreffen, “aber Ben hat mich dann schnell über seinen Bruder aufgeklärt”, so ein schmunzelnder Schwärzler.

Blüht Ben aktuell bei der Austria auf, dies tut auch Bruder Tom bei seiner Tischlerlehre im Hinterwald. “Wir sind als Kinder oft nach Damüls zum Skiurlaub gefahren und kamen so mit dem Bregenzerwald in Kontakt. So kam es auch zu meinem Engagement bei der Toptischlerei Madlener in Au. Ich habe nach dem Abitur ein Praktikum gebraucht, es in Au bekommen. Danach hat man mir angeboten, hier die Lehre zu machen”, erzählt Tom, der mittlerweile seine Lehrabschlussprüfung absolvierte.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit geht Tom aber weiter seiner großen Leidenschaft, dem Kunstturnen nach. In der Messehalle in Dornbirn absolviert Tom seine Trainings, um dann an den Wochenenden bei Meisterschaften in Deutschland anzutreten. 2022 und 2018 holte er für sein Heimatteam TV Watzenborn-Steinberg den deutschen Meistertitel im Achtkampf (Mix aus Kunstturnen und Leichtathletik). Zudem tritt er auch als Trainer des TSZ Dornbirn auf.
Wiedervereinigung

Dennoch bleibt Tom die Zeit, seinem Bruder auf die Beine zu schauen. “Ich hab die Partie bei Rapid natürlich gesehen und war sehr stolz auf Ben nach seinem Tor. Hat er gut gemacht”, so der große Bruder. Vorarlberg ist für ihn auch verantwortlich dafür, dass er mit Ben wieder mehr Zeit verbringen kann: “Durch unseren Sport hatten wir in den letzten Jahren wenig Zeit uns zu sehen. Aber seitdem Ben in Lustenau ist, hat sich das schlagartig geändert, wir sehen uns jetzt mindestens zweimal die Woche. Coole Sache”. Dann fehlt nur mehr der kleinste Bruder Till (17). Der frönt in der Heimat Gießen dem Basketball.