Oliviers Debüt auf größtmöglicher Bühne

Am Samstag wird Victoria Olivier zum ersten Mal im Weltcup am Start stehen – und das bei einer Abfahrt.
Saalbach Drei Abfahrten hat Victoria Olivier in ihrer bisherigen Skikarriere bisher bestritten. Zweimal stand die 19-Jährige bei FIS-Junioren-Weltmeisterschaften mit „langen Latten“ am Start und eine Abfahrt hat die Auerin auf FIS-Niveau in Santa Caterina bestritten. Ihre vierte Abfahrt wird bereits auf der größtmöglichen Bühne beim Weltcupfinale stattfinden. Aufgrund des WM-Titels bei den Junioren vor drei Wochen in Chatel bekam Olivier ihren Fixplatz für Saalbach und zeigte im ersten Training mit Rang 13, dass sie sich auch in der Weltspitze wohlfühlt. „Mir wurde zuvor gesagt, dass es eher eine leichte Abfahrt sei. Es ist cool zu fahren, aber ich verfüge einfach über wenig Speed-Erfahrung. Für mich sind 120 oder 130 km/h gleich schnell, andere denken sich in dieser Situation: da geht schon noch etwas mehr“, erzählt die Bregenzerwälderin und lacht. Im Training am Mittwoch gelang Olivier ein guter Start, bei der ersten Zwischenzeit stellte die zweifache EYOF-Goldmedaillengewinnerin gleich eine Bestzeit auf, am Ende verlor sie 1,97 Sekunden auf die Schnellste Kira Weidle aus Deutschland. „Ich habe mich noch so gut gefühlt, unten hatte ich einige Unsicherheiten“, analysierte Olivier, „das probiere ich am Samstag zu verbessern.“

Aufgrund der schlechten Wetterprognose und um die Piste zu schonen, musste das zweite Training im WM-Ort von 2025 abgesagt werden. „Gerade die Übergänge und die Sprünge kenne ich noch nicht so gut, da hätte mir ein Training schon gutgetan. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich am Samstag viel besser auftreten werden“, sagt Olivier, die hofft, dass das Rennen überhaupt stattfinden kann. Denn nach sehr hohen Temperaturen zum Wochenstart setzte am Donnerstag starker Regen der Ulli-Maier-Strecke zu. „Wenn es die Veranstalter irgendwo hinbekommen, dann jene in Saalbach“, glaubt die Weltcup-Debütantin.
Die Tage nach dem großen Erfolg zum Auftakt der Junioren-WM in Frankreich liefen für die Auerin nicht nach Wunsch. Bei den Titelkämpfen folgten nach der etwas überraschenden Goldenen in der Abfahrt folgten Ausfälle im Super-G, der Team-Kombi und im Slalom. Im Riesentorlauf, ihrer stärksten Disziplin, reichte es nur zu Rang 17. Auch danach konnte sie nicht mehr an die Leistungen vom Frühwinter anschließen, erst am Sonntag gelang ihr mit Rang vier im Europacup-Riesentorlauf in Hafjell (Norwegen) ein Befreiungsschlag. „Das war eine Erleichterung und ein guter Abschluss des Europacups. Das hat bestätigt, dass ich mein Skifahren wieder technisch gut funktioniert. So fühle ich mich auch auf der Abfahrt deutlich sicherer“, erzählt Olivier.
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Von der Erfahrung lernen
Der Terminkalender der 19-Jährige erlaubte ihr allerdings keine Pause. Am Montag am Abend kam sie zu Hause in Au an, am Dienstagmittag stand schon wieder die Abfahrt nach Salzburg auf dem Programm. „Das war schon okay, auch wenn sich die Wäsche nicht ganz ausgegangen ist“, scherzt die Bregenzerwälderin. Im WM-Ort des kommenden Jahres wurde das „Nesthäkchen“ vom restlichen ÖSV-Team gut aufgenommen. „Sie sind alle sehr lieb zu mir. Die Trainer und die Mädels haben mich gleich integriert. Sie haben ihre Erfahrungen mit mir geteilt, ich kann davon enorm profitieren. Das ist viel wert“, erzählt Olivier.

Überwältigend
Bei ihrer Ankunft im Zielgelände des Zwölferkogels machte sie zunächst große Augen. Die Veranstalter haben anlässlich des Weltcupfinales eine große Tribüne errichtet, insgesamt werden 7500 Fans im Pinzgauer Skiort erwartet. „Das ist schon etwas ganz anderes, als ich gewohnt bin“, lacht die 19-Jährige, „aber rein vom Skifahren ist es dasselbe wie im Europacup.“ Ein bisschen ehrfürchtig ist das große ÖSV-Talent aber schon, wenn Stars wie Lara Gut-Behrami oder Ragnhild Mowinckel neben ihr stehen oder vor ihr auf die Piste gehen: „Da habe ich mir zuerst gedacht: Wow. Aber es sind auch nur Menschen.“ Sowohl die Schweizer Gesamtweltcupsiegerin (18.) als auch die Norwegerin (20.) landeten im Training übrigens hinter Olivier.
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Vor ihrem eigenen Rennen am Samstag wird sie sich den heutigen Super-G aus der Zuschauerposition ansehen und die Atmosphäre mit den vielen Fans auf sich wirken lassen. „Dann ist das Ganze in der Abfahrt für mich nicht mehr so überwältigend“, glaubt Olivier. Zum Rennen am Samstag kommen zahlreiche Freunde und die Familie der Wälderin nach Saalbach, um beim Weltcupdebüt die Daumen zu drücken. Nur Bruder Christopher Olivier kann nicht dabeisein, der 18-jährige Fußballer weilt mit dem österreichischen U18-Nationalteam in Meran, spielt am Sonntag gegen Gastgeber Italien und unterstützt seine Schwester vom Fernseher aus.