Versöhnlicher Abschluss

Eine seltsame Saison nimmt ein standesgemäßes Ende, mit einer Rennabsage.
Für unsere ÖSV-Cracks gab es heuer ein paar Highlights, aber es waren definitiv zu wenige. Dabei hatte diese Saison nach der katastrophalen 23er-Saison grandios begonnen.
Tripelsieg in Gurgl und nach Weihnachten sogar die Führung im Gesamtweltcup durch Marco Schwarz vor Odermatt. Wie viel Hoffnungen hatten wir in diesen neuen Superstar, der sich innert zwei Jahren vom Slalomspezialisten zum Top-Allrounder entwickelte. Es dauerte genau eine Abfahrt in Bormio und der Traum war zerplatzt. Unerklärlich war auch das Pech von Nina Ortlieb, die sich in Höchstform beim Einfahren in St. Moritz so schwer verletzte.
Die ganze Mannschaft bei den Damen und bei den Herren war psychisch am Boden. Doch dann zeigte Manuel Feller, dass er ein Champion ist. Er konnte die Rennen in Adelboden und Wengen mit taktischer Brillanz für sich entscheiden. Und dadurch auch den Rest der Mannschaft motivieren. Plötzlich gab es Siege und Podiums bei den Speed-Damen, die sogar eine überragende Lara Gut unter Druck setzten.
Einzig die Abfahrtsmannschaft der Herren war völlig von der Rolle. Und wenn es keinen Altmeister Vincent Kriechmayr gegeben hätte, müsste man sich fragen, ob es überhaupt noch Sinn macht, eine Speed-Nationalmannschaft für den Weltcup aufzustellen.
So hangelte man sich im Mittelmaß bis zum Finale in Saalbach, und war am Ende vielleicht sogar froh, dass die Abfahrt abgesagt werden musste. Denn auch Vince konnte im Super-G, mit reellen Chancen auf die kleine Kugel, nicht überzeugen. Er war aber dennoch als Sechster der einzige ÖSV-Läufer in den Top-10, was jegliche weitere Erklärung erübrigt.
Die Lorbeeren sammelten andere ein. Feller konnte sich überlegen die Slalomkugel sichern, die er sich heuer wirklich verdient hat. Die größte Überraschung war aber Conny Hütter, die im wichtigsten Rennen ihrer Karriere die beste Leistung abrufen konnte und damit auch die kleine Kristallkugel vor Lara einsackte.
Für uns war es am Ende ein versöhnlicher Abschluss einer sehr ereignisreichen Saison.
Ich denke, die Resultate der österreichischen Mannschaft in den letzten drei Wochen lassen für die WM-Saison im kommenden Jahr auf mehr hoffen.
Und wenn sich die FIS endlich mal Gedanken über eine bessere Einteilung des Kalenders macht, könnte auch die Popularität des weißen Sports wieder die Höhen früherer Jahre erreichen.