
“Kann wieder voll angreifen”
Nicht einmal fünf Monate nach seinem Kreuzbandriss ist Manuel Prietl zurück am Trainingsplatz. Der 32-Jährige fühlt sich bereit für das Comeback.
Altach Die Trainingswoche nach seinen ersten 90 Bundesligaminuten für den Cashpoint SCR Altach wird Manuel Prietl nicht so schnell vergessen. Es war vor dem Spiel im November gegen die WSG Tirol (1:5) als die Diagnose Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie Gewissheit wurde. “Das war’s”, spricht er heute ganz offen über seine Gedanken von damals. Heute, nicht einmal fünf Monate danach steht er schon wieder auf dem Platz, hat sein erstes Amateurmatch bereits in den Beinen und einige Zweikämpfe bestritten.
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Es ist ein regnerischer und kalter April-Mittwoch, als Prietl nach einer intensiven Trainingseinheit gut gelaunt in den Adi-Hütter-Campus kommt und über seine bislang sportlich unglücklich verlaufende Saison in Altach spricht. Kein Wunder, denn das Knie lässt wieder alles zu. Sein Comeback rückt somit näher. Und das ohne operativen Eingriff.

“Nach den letzten zwei Jahren jetzt noch ein Kreuzbandriss. Im Sommer werde ich 33, ich glaube, das war’s mit meiner Karriere.”
Manuel Prietl
über seine ersten Gedanken nach zwei Abstiegen mit Bielefeld und dem Kreuzbandriss

Die Gespräche mit seinem Therapeuten Johannes Aichinger bestärkten Prietl in den Tagen nach der Diagnose, eine konservative Methode zur Gesundung anzuwenden. Dabei wurde auf eine neue Studie, das sogenannte Cross Bracing Protocol, zurückgriffen. Dieses fixiert bei Patienten mit bestimmten Voraussetzungen – Art des Risses, keine Begleitverletzungen) das Knie für vier 40 im 90 Grad Winkel mit einer Schiene. Danach wird das Bewegungsausmaß Stück für Stück freigegeben und die Belastung gesteigert. “Ich hatte keine Schwellungen oder Entzündungen im Knie und habe schnell gemerkt, dass sich mein Körper schnell erholt und extrem schnell erholt.” So sei es letztendlich sein Körper gewesen, der “mir gesagt hat, noch weiter zu spielen.”

Große Dankbarkeit empfindet Prietl in diesem Zusammenhang gegenüber dem SCR Altach. “Der Verein hat mir ermöglicht, in meiner Heimat mit meinen Vertrauensmenschen zusammenzuarbeiten, dafür bin ich sehr dankbar.” Das war auch wichtig für den Menschen Prietl. Gehört der gebürtige Steirer doch zu jener Spezies Fußballer, die viel reflektieren und sich Gedanken machen. Klar, die sieben Jahre in Bielefeld haben ihn geprägt. Aufstieg in die Bundesliga, dann Klassenerhalt, Kapitän der Mannschaft, schließlich der Abstieg in die 2. Liga und schließlich in Liga drei. “Fehler passieren meist, wenn sportlich alles läuft”, blickt er auf “eine Super-Zeit” zurück.

Jetzt fühlt er sich bereit, mit Altach die Endphase der Meisterschaft erfolgreich zu gestalten. Erst danach will sich Prietl, der im Sommer zum zweiten Mal Vater (“Meine Frau wohnt in unserem Haus in Mattersburg. Die Tochter kommt im Herbst in die Schule), Gedanken über die sportliche Zukunft machen. Sein Vertrag in Altach läuft aus. Eine Verlängerung? “Ich schaue jetzt von Woche zu Woche, am Ende liegt es nicht in meiner Hand. Aber noch einmal ein Dank an den Verein. Gleich nach meiner Verletzung haben sie mir gesagt: Wir verlängern. Das habe ich als total fair empfunden.”

Prietl, so scheint es, spürt nach überstandener Verletzung wieder den Tatendrang in sich. Das zeichnete ihn schon in jungen Jahren aus. In Deutschlandsberg aufgewachsen, fand er über Gleinstätten (“Wir hatten damals eine tolle Mannschaft und sind bis in die Regionalliga aufgestiegen”), Hartberg und Mattersburg den Weg ins Ausland. “Mir hat sicherlich geholfen, dass ich mit 16 Jahren schon im Männerfußball spielte”, erzählt der Mittelfeldspieler. “Dafür war ich nie in einer Akademie. Und dennoch hat es für die deutsche Bundesliga gereicht.”

Der Steirer ist einer, der viel zu erzählen hat, aber auch einer, der noch viel erreichen möchte. Deshalb zählt das Hier und Jetzt und das ist für ihn Altach und die Qualifikationsrunde.