
“Die Leute in Bregenz wollen etwas geboten bekommen”
Regi van Acker über sein Team, die Ansprüche des verwöhnten Bregenzer Publikums und die Veränderungen im Fußballgeschäft.
Bregenz Regi van Acker denkt bei Bregenz und dem Bodensee zuerst an Urlaub. Doch im Gegensatz zu den letzten Jahren, als er hier mit seiner Frau ein paar nette Freizeittage genoss, musste der Belgier diesen Sommer die Ärmel hochkrempeln und wie schon vor 20 Jahren als Bregenz-Cheftrainer einen Umbruch meistern. Damals reduzierte er den aufgeblähten Kader unter Hans Grill von 32 auf 20 Mann und führte die Mannschaft sogar als Fünfter in den Europacup – dieses Mal bäckt man in der Festspielstadt kleinere Brötchen. Das völlig neu formierte Team hofft in Liga 2 auf einen guten Mittelfeldplatz und besteht nun fast ausschließlich aus Österreichern. Das Budget ist geringer, die Ziele bescheidener – aber van Ackers Wille, etwas zu entwickeln, ist auch mit 69 Jahren ungebrochen.

Sie sind mit 69 Jahren noch immer Trainer – warum können Sie es nicht lassen?
Regi van Acker: Ach, das sind doch nur Zahlen. Rangnick ist auch schon 66, also meine Generation. Ich wollte eigentlich nur noch ein ruhiges Jahr als Trainer daheim in Belgien machen bei meinem kleinen Heimatverein Herleving Sinaai, aber dann hat Bregenz angerufen, ob ich helfen kann. Ich will den Verein und den jungen Trainerstaff hier unterstützen. Außerdem habe ich die Pro-Lizenz bis 2029.

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Sie waren in Belgien bei so vielen Klubs. Aber Bregenz war ihre einzige Auslandsstation.
Regi van Acker: Bregenz ist so etwas wie meine zweite Heimat. Ich war auch nach meiner ersten Zeit in Bregenz jedes Jahr ein paar Tage hier. Ich kenne viele Leute. Mein Gott, wenn du im Sommer hier herkommst, glaubst du gleich du bist im Urlaub: Bodensee, Pfänder, schöne Stadt zum Spazieren, schöne Läden. Die Leute sind freundlich, grüßen mich noch immer, es gibt gute Restaurants.

Es gab ja einen Totalumbruch mit komplett neuem Kader in Bregenz.
Regi van Acker: Ja, es wird jetzt voll auf Österreicher gesetzt und auf Leute mit Erfahrung in der 2. Liga. Dazu auch Talente aus der Akademie, ein guter Mix, um etwas zu erreichen. Das Wichtigste ist für einen Klub wie Bregenz immer, die Lizenz zu bekommen und dass wir besser abschneiden als letzte Saison. Da war es ein elfter Platz. Diesmal ist unser Ziel zwischen Platz 5 und 10 und spielerisch mehr zu zeigen. Die Leute wollen nicht nur Siege sehen, sondern wie auf einer Bühne, etwas geboten bekommen. Attraktiven Fußball und nicht nur hohe Bälle nach vor.
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Wo hat sich der Fußball in den Jahrzehnten, in denen Sie schon Trainer sind, am meisten verändert?
Regi van Acker: Im Umfeld. Früher hat einer das Spiel auf Videokassette aufgenommen, jetzt hast du schon in der belgischen 2. Liga drei Videoanalysten, drei Athletiktrainer, 2, 3 Physios – da hast du im Umfeld einen größeren Kader als am Spielfeld. Das ist wirklich unglaublich. Früher warst du Cheftrainer, hattest einen Co-Trainer und warst froh, wenn du einen Tormanntrainer hattest.

In Bregenz ist das Umfeld wohl irgendwo dazwischen.
Regi van Acker: Wir haben einen Co-Trainer mit Murad Gerdi, der jedoch nicht Vollzeit angestellt ist. Wenn wir zweimal trainieren, ist er am Vormittag nicht dabei. Wir haben zwei Tormanntrainer, die sich abwechseln. Dazu kommt zweimal in der Woche unser deutscher Athletiktrainer Stefan Santanius. Ein Physio ist auch immer da. Wir machen kleine Schritte Richtung Professionalisierung. Jetzt schauen wir, dass wir noch einen Videoanalysten dazubekommen. Was halt mit dem Geld möglich ist. Weil das erste Ziel ist immer, die Lizenz zu bekommen. Christoph König