Altach forderte Sturm: “Klar, dass du nicht 90 Minuten alles wegverteidigen kannst”

Altach kehrt zwar erneut mit leeren Händen aus Graz zurück, blickt aber durchaus positiv auf den Auftritt zurück. Schlussendlich setzt sich die Grazer Klasse zweimal durch, das eigene Umschaltspiel bleibt unvollendet. Top-Torschütze Gustavo steht vor dem Abgang.
Graz Wer in 20 Spielen nur einen Sieg holt, reist auch im 21. Spiel nicht allzu erwartungsvoll nach Graz. Insofern war die Enttäuschung im Altacher Lager darüber, gegen den amtierenden Doublesieger Sturm auswärts (mal wieder) nichts mitgenommen zu haben, zwar vorhanden (Trainer Joachim Standfest sprach von einer “bitteren Niederlage”), in Summe nahm man aber dennoch die positiven Dinge aus der 1:2-Pleite mit. Standfest sagte: “Es war ein guter Auftritt meiner Mannschaft”, Mike Bähre (der die Rheindörfler als Kapitän aufs Feld führte), stimmte zu: “Ich glaube, dass wir auf dem Großteil dieses Spiels aufbauen können.”
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Das Spiel hätte traumhaft starten können, Zentimeter verhinderten das. Nach einem weiten Einwurf von Mohamed Ouédraogo verlängerte ein Grazer den Ball, Gustavo Santos wollte sich nicht entscheiden, ob er es mit Seitfall- oder Fallrückzieher versuchten wollte – und wählte die akrobatische Mischung, der Ball prallte ans Lattenkreuz (4.).

Es dürfte wohl eines der letzten Kunststücke des Brasilianers im Trikot des SCR Altach gewesen sein. In einem “Sky”-Interview, das vor dem Spielbeginn ausgestrahlt wurde, kündigte Gustavo an: “Jetzt wäre der richtige Moment für einen Wechsel. Ich habe auch schon Angebote bekommen und möchte jetzt mit dem Verein darüber sprechen.” Er sei mittlerweile einfach kein junger Spieler mehr, könne nicht mehr nur an den Verein denken, sondern müsse auch auf sich schauen. Der 28-Jährige zeichnete sich bislang für fünf Tore verantwortlich, zuletzt wurde ein Wechsel zum türkischen Zweitligisten Sakaryaspor kolportiert. Standfest meinte nach dem Spiel: “Solange er mein Spieler ist, wird er spielen. Ich sehe keinen Grund, ihn nicht mehr einzusetzen.” Bei Sturm fehlten indes die abwanderungswilligen Manprit Sarkaria, Szymon Wlodarczyk und Amadou Dante (mittlerweile an den FC Arouca verliehen) allesamt im Kader.
Tiefe Staffelung, geschlossenes Zentrum
Nach kurzen Problemen kam Altach immer besser ins Spiel, stand tief, verteidigte kompakt, suchte die Zweikämpfe. 60 Prozent davon wurden in Hälfte eins gewonnen, am Ende des Spiels war die Bilanz positiv (54,8 Prozent). “Für uns war es ein schweres Spiel – aber wir wussten, dass es so kommt. Wir waren darauf vorbereitet, dass wir uns tief hinstellen und Sturm mehr Ballbesitz hat. Aber wir haben es ihnen schwer gemacht”, fasste Kapitän Mike Bähre zusammen.
“Wir waren darauf vorbereitet, dass wir uns tief hinstellen und Sturm mehr Ballbesitz hat. Aber wir haben es ihnen schwer gemacht.”
Mike Bähre, sah einen guten Auftritt
Ähnlich sah das auch Sturms Meistertrainer Christian Ilzer: “Wir haben gegen einen Gegner gespielt, gegen den es nicht einfach ist. Weil sie im Kollektiv verteidigen, ein engmaschiges Netz aufziehen, Tempo aus den Angriffen nehmen. Sie können in Standardsituationen und im Umschaltspiel eine richtige Gefahr entwickeln – gegen solche Mannschaften ist es sehr schwierig, zu spielen.”
Sturm war klarerweise spielstärker, konnte das aber in Hälfte eins nicht wirklich ausspielen. Standfest schob die offensiven Flügelspieler nach innen, Sturm musste auf die Seiten, dort kam die Gegenwehr aus der Tiefe. “Das hat sehr gut funktioniert, weil wir die Mitte besser geschlossen haben. Das haben wir in der zweiten Halbzeit auch gut gemacht – aber zweimal haben wir es nicht geschafft”, fasste Standfest zusammen.
Zweimal war die Wucht zu groß
Die beiden Male führten zu den Gegentreffern. Sturm machte das Spiel im Kurzpassspiel dabei jeweils schnell, das Zentrum öffnete sich dadurch. Biereth verwertete in der Folge einen Abstauber (65.), Horvat traf maßgenau ins Eck (78.). Es sei klar, dass man gegen Sturm nicht 90 Minuten alles wegverteidigen könne, in den Szenen sei man nicht achtsam genug gewesen, so Bähre.
Gegen Sturm dürfe man nicht viel falsch machen, hielt der Trainer fest. “Die zwei Tore waren ident. Sie spielen da Steil-Klatsch, das Tempo ist brutal.” Gegen die Wucht, die Sturm aus der zweiten Reihe entwickeln könne, sei es extrem schwierig, alles bis zum Schluss fertig zu verteidigen. Das Problem, so Standfest: “Kiteishvili, Böving und Horvat lösen offensiv fast jedes Eins-gegen-Eins.”
“Die zwei Tore waren ident. Sie spielen da Steil-Klatsch, das Tempo ist brutal. Die Spieler, die sie in ihren Reihen haben, haben extreme Qualitäten.”
Joachim Standfest, über die Gegentreffer
Altach hingegen zeigte sich im Offensivspiel weniger effektiv, die Konter, auf die gelauert wurde, wurden zu unsauber ausgespielt. Das habe laut Bähre auch damit zu tun, dass man gegen Sturm so tief habe stehen müssen. “Du musst zu jeder Sekunde mit dem Kopf da sein – wenn du dann eine gewisse Zeit hinterhergelaufen bist, fehlt dir auch die Kraft, um den Konter sauber auszuspielen. Du bist dann auch nicht so positioniert, hast 70, 80 Meter zum Tor”, erklärte er. Er glaubte aber dennoch, “dass für uns mehr drin gewesen wäre. Unsere Chancen hatten wir trotzdem, wenn wir den einen oder anderen Konter besser ausspielen, wenn die eine Chance zu unseren Gunsten fällt, nehmen wir hier etwas mit.” Ähnlich sah das Standfest, nach dem ersten Gegentor wurden die offensiven Bemühungen intensiviert, “wenn da der letzte Ball kommt, stehen wir alleine vor dem Tor.”

Der Anschlusstreffer fiel, allerdings nicht aus einem Konter. Innenverteidiger Lukas Gugganig jagte den Ball nach einer Ecke (87.) unter die Latte, da wurde es kurz noch einmal spannend (Ilzer: “Wir dann einen Stress im Kopf bekommen”). Den Sieg ließ sich Sturm aber nicht mehr nehmen.
Schlussendlich konnten beide Seiten mit dem Spiel gut leben. Ilzer freute sich darüber, dass sich Sturm nach durchwachsenem Start erneut steigerte, meinte: “Wir können gut aufbauen auf dem Spiel.” Selbiges sagte Mike Bähre, meinte aber auch: “Es gibt noch viele Sachen, die wir besser machen können.” Und trotz der “bitteren Niederlage” bilanzierte Standfest: “Wir haben viel richtig gemacht heute.”