Nach Depressionen und Suizidversuch: Vermeulen trifft eine Entscheidung

Sport / 26.08.2024 • 16:37 Uhr
Nach Depressionen und Suizidversuch: Vermeulen trifft eine Entscheidung
Moran Vermeulen muss etwas an seinem Leben verändern. Stiplovsek

Der steirische Team-Vorarlberg-Profi beendet seine Karriere und will sein Wissen in Zukunft an andere weitergeben.

Schwarzach Moran Vermeulen ist jemand, der nicht lange um den heißen Brei redet. Der 27-Jährige machte im Frühjahr seine Depression inklusive Suizidversuch öffentlich. Er nahm sich danach eine Auszeit vom Radsport. Etwas überraschend kehrte der Profi des Team Vorarlbergs zu „Rund um Köln“ Ende Mai wieder in den Radsportzirkus zurück. Anschließend bestritt der Ein-Tages-Spezialist eine Rundfahrt in Frankreich, die Oberösterreich-Rundfahrt und die Tour-of-Austria. An seine Leistungen der Vergangenheit konnte der Steirer nicht ganz anknüpfen. Doch das war nicht der Grund, warum Vermeulen seit Anfang Juli kein Rennen mehr gefahren ist, es hätte es sich für ihn einfach nicht richtig angefühlt. Ebenso offen wie er mit seiner Krankheit und seinen Problemen umgegangen war, verkündete er nun den Grund für seine erneute Wettkampfpause. „Ich habe mein Rad in die Ecke gestellt und werde meine Karriere zumindest vorerst beenden“, sagte der Ramsauser im VN-Telefonat.

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Loyales Team Vorarlberg

Der Bruder des Weltklasse-Langläufers Mika Vermeulen befand sich gerade auf der Rückreise von der Ronde van de Achterhoek, als er beschloss, mit seiner Entscheidung an die Öffentlichkeit zu gehen. Beim Gravel-Rennen in den Niederlanden war er als Betreuer des Team Vorarlbergs im Einsatz. Auch wenn der Radsport nicht mehr das Richtige für den Fahrer Moran Vermeulen ist, der Radsportzirkus lässt ihn bisher nicht ganz los. Seine tiefen Depressionen hat Vermeulen nach wenigen Monaten aber noch nicht überwunden, doch er hat gelernt, damit zu leben. „Mir geht es so weit gut. Natürlich gibt es immer noch Tage, an denen ich es nicht schaffe, aus dem Bett zu kommen. Aber ich weiß, welche Situationen ich vermeiden muss“, sagt der Steirer.

Radsport
Moran Vermeulen auf dem Zeitfahrrad. Volta a Portugal

Die Entscheidung, einen Schlussstrich zu ziehen, ist im trotzdem schwergefallen. Sie war überhaupt erst möglich, weil das Team Vorarlberg hinter ihm gestanden ist. „Ich bin Thomas Kofler und dem Team extrem dankbar. Sie haben mich nie unter Druck gesetzt und lassen mich meinen Vertrag auf eine andere Art erfüllen“, erzählt Vermeulen. Bis Jahresende wird er seinen bisherigen Teamkollegen als Betreuer zur Seite stehen. Diese Rolle hat er bereits bei der Portugal-Rundfahrt und beim Ein-Tages-Rennen in den Niederlanden eingenommen und es durchaus genießen können. „Die Ronde war ein super Rennen, auch aus dem Auto“, betont Vermeulen. Teamchef Thomas Kofler hatte ihm angeboten weiterhin für das Team Vorarlberg zu arbeiten.

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Doch Vermeulen hat andere Pläne: „Es klingt zwar verlockend, aber ich habe mir vorgenommen, weniger unterwegs zu sein. Als Profi war ich bis zu 300 Tage im Jahr nicht zu Hause, so kann ich nicht weitermachen“, sagt der Steirer, der nun in seiner Heimat Ramsau zur Ruhe kommen möchte.

Als Trainer arbeiten

Mit dem Sport wird Vermeulen aber weiterhin verbunden bleiben. Das ist sein Element, hier kennt er sich aus. Dazu hat der 27-Jährige eine Sportmanagement-Ausbildung absolviert. Allerdings sieht sich der langjährige Radprofi nicht mehr als Teil des Spitzensports, er möchte seine Erfahrungen an normale Amateursportler und Hobbyathleten weitergeben. „Egal, ob jemand Gewicht verlieren, an seiner Fitness arbeiten oder sich auf einen Radmarathon vorbereiten möchte, hier verfüge ich über Expertise, die ich gerne weitergeben würde“, sagt Vermeulen. Eine weitere wertvolle Vision trägt er schon länger mit sich herum: „Ich möchte Menschen mit Behinderung bei den Themen Sport, Bewegung und Gesundheit unterstützen.“ Für Vermeulen ist das eine Art, Danke zu sagen an eine Gesellschaft, die hingehört hat, als es ihm schlecht ging und er damit an die Öffentlichkeit getreten ist.

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