“So etwas habe ich noch nie erlebt”

Sport / 05.12.2024 • 15:26 Uhr
Gernot Baumgartner, VdF
Gernot Baumgartner, Vorsitzender der VdF, ist auch heute noch schockiert über die Vorfälle in Dornbirn. vdf

Vorwürfe gegen Dornbirner Fußballfunktionär verursachen bei der VdF mehr als nur Kopfschütteln

Wien Österreichs Vereinigung der Fußballer (VdF) war für die im Skandal um den hochrangigen Funktionär der SPG FC Dornbirn/FC Lustenau betroffenen Spielerinnen die erste Ansprechstation. Für den Vorsitzenden der VdF, den ehemaligen Profikicker Gernot Baumgartner, haben die im Raum stehenden Vorwürfe noch nie dagewesenen Ausmaße.

Herr Baumgartner, können Sie die Geschehnisse rund um den Funktionär bei der SPG FC Dornbirn/FC Lustenau schon einordnen?
Ehrlich gesagt tue ich mir immer noch schwer. Denn diese Vorwürfe und Geschehnisse haben eine Dimension, die ich noch nie erlebt habe. Ich bin seit 2006 für die VdF tätig, war davor selbst als Fußballer aktiv, habe also schon viel erlebt. Aber solch ein Skandal ist mir noch nicht untergekommen. Auf Nachfrage bei meinen älteren Kollegen kann man sich nicht an einen ähnlichen bzw. vergleichbaren Fall erinnen. Und die VdF gibt es immerhin schon seit 1988.

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Können Sie uns mitnehmen, wie es war, als Sie erstmals davon erfahren haben?
Vorweg gesagt: Diese Causa hat ja internationale Ausmaße angenommen, weil es sich bei den Spielerinnen um Legionärinnen handelt. Daher bin ich, gelinde ausgedrückt, beinahe vom Stuhl gefallen, als mich mein Kollege von der niederländischen Spielergewerkschaft angerufen hat und mir den Fall erstmals geschildert hat.

Wie war Ihre erste Reaktion darauf?
Aufgrund der Vorwürfe war ich sehr schnell sensibilisiert. Mir war bewusst, dass es in Richtung Strafrecht geht. Aber es war sofort klar, dass wir in der VdF in erster Linie die Spielerinnen unterstützen wollen und, dass wir der Sache auf den Grund gehen.

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Wie verliefen die Gespräche mit den Spielerinnen?
Unheimlich emotional. Die Spielerinnen waren, und sind es immer noch, total verängstigt. Man darf nicht vergessen: Das sind alles junge Frauen, die sich im Ausland aufhalten. Wenn dann so ein Vorfall, wie er ihnen passiert ist, geschieht, ist die Angst allgegenwärtig.

Wie schnell war Ihnen klar, dass sich die Anschuldigungen an den Funktionär bewahrheiten würden?
Nach den Gesprächen mit den Spielerinnen haben wir Stellungnahmen in Vorarlberg zu den Vorfällen gefordert, die dann alle zu den Aussagen der Mädchen gepasst haben. Damit war klar, dass der Fall im Endeffekt eine Sache der Polizei sein wird. Durch eine anonyme Anzeige ist die Sache dann schnell ihren Weg gegangen.

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Wo lagen danach Ihre Aufgaben?
Alles Rechtliche für die Spielerinnen zu klären, damit sie sich vom Verein einvernehmlich trennen können. Was keine leichte Aufgabe war, denn es handelt sich dabei um mittlerweile sechs Spielerinnen, fünf davon konnten sich bislang einvernehmlich trennen. Dafür standen bzw. stehen wir permanent im Austausch mit den Gewerkschaften der verschiedenen Länder, den Spielerberatern und auch den Eltern der Mädchen. Da tat es unheimlich gut, dass die Mitgliedsländer in der FIFPro untereinander so gut vernetzt sind, daher konnten wir für die fünf Mädchen schnell handeln.

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Ist die Polizei bezüglich dieser Causa schon auf die VdF zugekommen?
Nein, bislang gab es noch keinen Kontakt.

Wie verliefen die Gespräche mit dem Beschuldigten?
Diesen Part hat unsere Anwältin erledigt. Sie stand mit dem Funktionär im Austausch, da es für die einvernehmlichen Trennungen ja auch seine Zusage brauchte.

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Was bleibt für Sie nun über nach diesem Skandal?
Erst mal die Hoffnung, dass so etwas nie mehr passiert. Dazu, dass der Fall restlos und sauber aufgearbeitet wird. Unabhängig von der Schwere der Vorwürfe haben wir als VdF gesehen, dass man gemeinsam mit den Mitgliedern der FIFPro auch solche Fälle schnell aufarbeiten kann. Es ist schon sehr von Vorteil für die Sportler und Sportlerinnen, wenn man Teil einer so starken Vereinigung ist.