Polizeischule statt große Handballbühne

Sport / 09.01.2025 • 20:12 Uhr
Polizeischule statt große Handballbühne
Robert Weber war seit 2010 bei allen Großereignissen von Österreichs Handball-Männerteam dabei, absolvierte 228 Länderspiele und warf dabei 990 Tore.GEP

ÖHB-Rekordtorschütze Robert Weber ist erstmals seit 2010 nicht bei einem Großevent dabei.

Dornbirn Seine „Wuzzler“ sind legendär und mit seinem unglaublichen Wurfrepertoire hat Robert Weber großen Anteil daran, dass Österreichs Handball-Männerteam in den letzten 15 Jahren auf der internationalen Bühne zahlreiche Magic Moments feiern konnte und sich im erweiterten Kreis der Weltspitze etabliert hat. Seit der Heim-EURO 2010 lief der Ende November 39 Jahre alt gewordene Flügelflitzer bei jedem Großereignis auf. Als einziger ÖHB-Akteur war er bei den sechs EM-Endrunden (2024, 2022, 2020, 208, 2014 und 2010) sowie vier WM-Finalturnieren (2021, 2019, 2015 und 2011) dabei.

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Bei der kommenden Dienstag (20.30 Uhr, live ORF Sport+) in Porec mit dem Auftaktspiel gegen Kuwait beginnenden WM-Endrunde wird der Wuzzlerkönig vom Bodensee aber nicht auf dem Parkett stehen. Nach 228 Länderspielen und 990 Toren erklärte der ÖHB-Rekordspieler Robert Weber Mitte Oktober letzten Jahres überraschend seinen Rücktritt aus dem Nationalteam. „Es ist kein Geheimnis, dass ich gerne bei der WM-Endrunde in Kroatien auf der Platte gestanden wäre. Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation im Mai gegen Georgien bin ich davon ausgegangen, dass ich weiter dabei bin. Ende Sommer gab es dann Gespräche mit Teamchef Ales Pajovic und der Verbandsspitze. Dabei hat man mir zwar angeboten, dass ich auf den 35-Mann-Kader genommen werde. Doch ich wollte keine Zweitbesetzung sein oder als Notnagel nachrücken, wenn jemand ausfällt. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, selbst die Reißleine zu ziehen und einen Schlussstrich unter meine Teamkarriere zu ziehen.“

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Entscheidung akzeptiert

Der Wahl-Dornbirner macht keinen Hehl daraus, dass er über die Degradierung zunächst extrem enttäuscht war, sich in der Zwischenzeit der Ärger über die Nichtberücksichtigung aber gelegt hat und er die Entscheidung akzeptiert. „Ich kann mir keinen Vorwurf machen. Ich fühle mich immer noch fit, bringe in der Schweizer Nationalliga B bei der SG Fides/Otmar St. Gallen meine Leistung, muss mich nicht verstecken und kann immer noch mithalten.“

Robert Weber (l.) mit dem Siegerpokal in der European League. EHF
Im Mai 2023 gewann er mit der EHF European League seinen ersten internationalen Titel, als er mit den Füchsen Berlin beim Final Four in Flensburg erfolgreich war.

Der Flügelflitzer mit dem magischen linken Handgelenk, der es meisterlich versteht, mit seinem unerschöpflichen Potenzial an Varianten und Trickwürfen die gegnerischen Tormänner zur Verzweiflung zu bringen, schaffte das Kunststück, in allen 27 WM- und 32 EM-Endrundenspielen mit rot-weiß-roter Beteiligung zumindest ein Tor zu erzielen. Mit 281 Treffern (Schnitt 4,76 pro Partie) seit der EURO 2010 im eigenen Land ist er die überlegene Nummer eins in der ÖHB-Statistik bei Großevents. „Ich habe alles erreicht, was ich mir erträumt habe. Im Verlauf meiner über 20-jährigen Karriere gab es zahlreiche Triumphe und eine Vielzahl an Rekorden und Auszeichnungen.“

In der Saison 2014/15 wurde Robert Weber mit 271 Treffern als erster Spieler des SC Magdeburg als Torschützenkönig der deutschen Bundesliga ausgezeichnet.  Verein
In der Saison 2014/15 wurde Robert Weber mit 271 Treffern als erster Spieler des SC Magdeburg als Torschützenkönig der deutschen Bundesliga ausgezeichnet.  Verein

Weihnachtszeit richtig genießen

Aktuell absolviert Weber die Ausbildung zum Polizist und besucht die Polizeischule in Feldkirch-Gisingen. „Seit Sommer haben sich die Prioritäten verändert. Früher war Handball mein Beruf, jetzt ist es mein Hobby. Für mich hat mit Beendigung der Profikarriere ein neuer Lebensabschnitt begonnen. und ich fühle mich absolut wohl und zufrieden mit der Entscheidung. Während meiner Zeit als Profisportler hatte ich nie Möglichkeit, die Weihnachtszeit so richtig zu genießen. Diesmal hatte ich fast drei Wochen frei und konnte die Zeit mit der Familie richtig genießen. Natürlich werde ich in der kommenden Woche die WM-Endrunde verfolgen. Allerdings nicht auf der großen Handballbühne vor Ort, sondern in den Pausen in der Schule oder am Abend und wünsche meinen langjährigen Wegbegleitern einen erfolgreichen Turnierverlauf.“