Weltklasse trifft Weltklasse

Rollstuhl-Ass Maximilian Taucher trifft in Paris auf ATP-Star Jannik Sinner – ein Gipfeltreffen in Roland Garros.
Paris Im Schatten der großen Namen wie Jannik Sinner, Novak Djokovic und Alexander Zverev schreibt ein junger Hohenemser still und beeindruckend an seiner eigenen Erfolgsgeschichte: Der 17-jährige Rollstuhltennisspieler Maximilian Taucher ist zum zweiten Mal bei den der aktuell zum 124. Mal ausgetragenen French Open, das zweite Grand-Slam-Turnier im Jahr, dabei.
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Titel-Doppelpack bei Premiere
Mit Roland Garros verbindet Taucher weit mehr als nur rote Asche. Vor genau einem Jahr sorgte er in Paris für ein rot-weiß-rotes Tenniswunder: Mit einem dramatischen 2:6-, 6:4-, 7:6(8)-Dreisatzsieg über den Niederländer Ivar van Rijt krönte sich Taucher exakt 16 Jahre und neun Monate nach dem Triumph des Harders Julian Knowle, am 7. September 2007 bei den US Open in Flushing Meadows im Doppel an der Seite des Schweden Simon Aspelin, zum zweiten Grand-Slam-Sieger Vorarlbergs.


Taucher setzte bei seinem Paris-Debüt sogar noch einen drauf: Gemeinsam mit dem Briten Ruben Harris entschied er auch das Doppelfinale für sich und verließ die Stadt der Träume als zweifacher Grand-Slam-Sieger bei den Junioren. „Die Erwartungshaltung ist natürlich groß – vor allem als Titelverteidiger in beiden Bewerben“, erklärte der Hohenemser mit einer Mischung aus Ehrgeiz und Bescheidenheit.

Taucher ist beim RC Vorarlberg gemeldet und führt seit Jahresbeginn die ITF-Weltrangliste der Junioren (U18) an. In der allgemeinen Herrenwertung liegt er bereits auf Platz 68 – Tendenz steigend. Die Saison 2025 ist für den Schützling von Trainer Maximilian Forer bislang ein Triumphzug: Nach vier Einzel- und fünf Doppeltitel im noch kurzen Kalenderjahr lautet die Statistik 24 ITF-Titel im Einzel und 15 im Doppel.
Frankreich als Erfolgsboden
Taucher und Frankreich – das scheint zu passen. Bei den Cruyff-Junior-Masters in Tarbes, der inoffiziellen U18-Weltmeisterschaft, holte er 2023 und 2025 jeweils das Double. 2022 und 2024 stand er im Einzel-Endspiel. Kein Zufall also, dass auch Paris für ihn zur Bühne geworden ist. Diesmal trifft er im Halbfinale auf den Brasilianer Luiz Calixto (ITF-Nr. 7). Im zweiten Semifinale stehen sich der Belgier Alexander Lautermann (Nr. 3) und Tauchers Doppelpartner, der US-Amerikaner Charlie Cooper (Nr. 4), gegenüber.

Statt sich bei den ÖTV-Staatsmeisterschaften im Juli in Oberpullendorf zu präsentieren, zieht es Taucher nach Nizza, zur Trophée Giammartini. Ein strategischer Schritt: „Ich wäre natürlich gerne im Burgenland dabei gewesen. Doch ich muss auf mein Ranking achten“, erklärt Taucher. Weil er noch Junior ist, bekommt er bei Herrenturnieren nur reduzierte Punkte – bei Juniorenbewerben hingegen die volle Wertung. Das große Ziel: Ende 2025 Nummer eins der Welt.
Gänsehaut abseits des Platzes
Die Geschichte von Maximilian Taucher ist aber nicht nur die eines Ausnahmeathleten, sondern auch die eines heimatverbundenen Jugendlichen mit großen Träumen. Im November 2023 durfte er in der Rafa Nadal Academy trainieren – und traf dort sein Idol höchstpersönlich. Im Rahmen der US Open kam es dann zur Begegnung mit Jannik Sinner. In Paris gab es nun ein Wiedersehen: „Ich habe mich extrem gefreut. Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn man so einen Weltklassespieler trifft und mit ihm reden kann“, schwärmt Taucher.

Auf dem Weg zur ersten Trainingseinheit im Tennisstadion Stade Roland Garros, wo letztes Jahr die Bewerbe der Olympischen Spiele und Paralympics ausgetragen wurden, ergatterte er noch Erinnerungsfotos mit Djokovic und Zverev – Momente, die bleiben für die Ewigkeit – so wie Grand-Slam-Titel.

Begleitet wird er in Paris von seinem Trainer Max Forer, Konditionstrainer Mike Burtscher und seinem Vater Alexander, der zugleich auch sein Manager ist. Und der weiß: Erfolg hat seinen Preis. „Maxi bekommt als Spieler zwei Übernachtungen bezahlt. Den Rest – Trainer, Betreuung, Reisekosten – in Höhe von rund 5000 Euro müssen wir selbst stemmen.“ Im Juniorenbereich gibt es im Rollstuhltennis kein Preisgeld.
Großer Rückhalt – große Ziele
Privat absolviert Taucher eine Lehre zum Bürokaufmann bei Salzmann Formblechtechnik in Hohenems. „Nicht zuletzt wegen des großzügigen Entgegenkommens meines Arbeitgebers kann ich mich semiprofessionell auf meine Tenniskarriere konzentrieren“, sagt Taucher dankbar.

Der Fokus ist bereits klar definiert, der Blick geht weit voraus: In der Herrenklasse lockt in Paris bereits ein Preisgeld von 8500 Euro fürs Antreten – 62.000 Euro gibt’s für den Sieg im Einzel, 21.000 im Doppel.
Langfristig träumt der ehrgeizige Hohenemser von den Paralympischen Spielen 2028 in Los Angeles. Der Weg dorthin ist steinig – doch wer Taucher spielen sieht, weiß: Der nächste große Schritt ist nur eine Frage der Zeit.

