
Von der Reha zur Führungsspielerin in Kanada
Chiara Dünser erlebte eine erfolgreiche Saison bei den Pronghorns – sportlich wie akademisch.
Lethbridge Chiara Dünser aus Au wechselte im Sommer 2024 von der SPG FC Lustenau/Dornbirn mindestens für die nächsten vier Jahre nach Kanada an die University of Lethbridge. Die 20-jährige Wälderin hatte mit Lustenau zuvor den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Doch im entscheidenden letzten Spiel der 2. Liga riss sie sich das Kreuzband. Eine konservative Behandlung verlief nicht wie erhofft, ein zusätzlicher Meniskusriss machte eine Operation notwendig.

Erst nach 400 Tagen stand sie wieder auf dem Spielfeld. Erst im Frühjahr 2024 konnte sie fünf Bundesliga-Spiele absolvieren. Dann entschied sie sich für einen Neustart: College-Fußball in Kanada und ein Studium in Kinesiologie.

Die Stadt Lethbridge liegt im Süden der kanadischen Provinz Alberta, rund 210 Kilometer südlich von Calgary. Dünser lebt im Campus-Wohnheim und spielt seither für die Pronghorns, das Frauenteam der Universität, in der höchsten College-Liga Kanadas, der Canada West Prairie Conference. Dort kam sie in elf von 13 Spielen in der Startelf zum Einsatz, neun davon spielte sie durch. Auf der Sechserposition, teils auch auf der “Zehn”, erzielte sie zwei Tore. Für ihre Rolle im Team wurde sie mit dem Coaches Leadership Award ausgezeichnet.

Der Alltag in Kanada ist fordernd: vormittags Krafttraining oder Ausdauer, nachmittags Training, dazwischen Vorlesungen und Lernen. Am Wochenende folgen meist zwei Spiele. Zwei deutschsprachige Mitspielerinnen halfen beim Eingewöhnen, Heimweh ist selten, doch die Heimatbesuche schätzt sie heute umso mehr. “Die Saison ist kurz, aber körperlich sehr intensiv”, sagt sie. “Dass mein Trainer mir nach der langen Pause sofort vertraut hat, hat mir viel bedeutet.”

Zwei Awards in einem Jahr
Auch akademisch überzeugt sie: Mit einem Notendurchschnitt von 3,8 (bei 4,0 als Bestnote) wurde sie zur Academic All Canadian nominiert – eine Auszeichnung für sportlich und schulisch überdurchschnittliche Leistungen. Die Ehrung erfolgt im Dezember 2025. Nach Studienabschluss im April 2026 möchte sie noch einmal für den FC Alberschwende spielen – gemeinsam mit ihrer 16-jährigen Schwester Laura. Ihr Ziel? Gesund bleiben und vielleicht einmal für das Nationalteam auflaufen. Kanada bedeutet für sie nicht nur Sport, sondern auch persönliche Entwicklung. Die Kombination aus hoher Trainingsintensität, einem neuen Umfeld und dem Leben fernab der Heimat habe sie stärker gemacht. “Ich bin selbstständiger geworden, weiß besser, was ich will – und was ich schaffen kann.”


Diese Zeit in Kanada ist für Dünser mehr als nur eine sportliche Station. Sie sieht sie als Chance, sich in vielerlei Hinsicht weiterzuentwickeln – als Athletin, aber auch als Mensch. Der tägliche Spagat zwischen Leistungssport und Studium sei herausfordernd, aber genau das habe sie angespornt, noch härter zu arbeiten. “Ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen und auf meinen Körper zu hören.” Der Kontakt zur Heimat bleibt eng, denn Familie und Freunde begleiten sie aus der Ferne. VN-TK