Mit allen Mitteln!

Ich glaube nicht, dass Madeleine Egle all das verdient hat, was momentan über sie hereinbricht, sie tut mir leid. Aber die “lästigen” WADA-Anwesenheitsregeln wurden nun einmal entwickelt, weil es im Spitzensport raffinierte und systematische BetrügerInnen sowie Systeme gibt. Sie dienen dem Schutz der Sportler, die sauber sein und gegen Ihresgleichen antreten wollen.

Die Sportgerichtsbarkeiten müssen aus dem Fall Egle lernen. Die langatmige Abhandlung des Falles war unerträglich und karrieregefährdend. Auch das Strafausmaß wirkt gegenüber anderen milden Urteilen überzogen hart. Es gehört überarbeitet, weil es nicht beiträgt zur Nachvollziehbarkeit eines treffsicheren Antidoping-Programms.
Das mangelnde Mitgefühl der internationalen Rodelfamilie ist enttäuschend, aber nicht überraschend.

Letztlich wird es in solchen Fällen, wie auf größeren Bühnen, immer auch politisch. Sport wurde stets benutzt und instrumentalisiert. Doch der aufgeklärte und selbstbewusste Sport in freien Gesellschaften hat sich auch immer wieder nach besten Kräften gegenüber der totalen Vereinnahmung zur Wehr gesetzt. Der Sport darf sich nicht alles gefallen lassen!

Im Kielwasser gesamtgesellschaftlicher Verirrungen und nationaler Allmachtsfantasien gibt es aktuell massive Angriffe auf die Kernkriterien des Leistungssports. Zwischen der USADA, der amerikanischen Antidopingagentur, und der WADA herrscht Eiszeit. Die USA bezahlen keinen finanziellen Jahresbeitrag an die internationale Antidopingagentur. Mit der Verdoppelung, die das IOC vornimmt, fehlen der WADA dadurch 7,2 Millionen Dollar pro Jahr.
Kontrolleure haben nach amerikanischem Gesetz nur beschränkten und (wie lächerlich) nur auf Vorankündigung Zutritt zu den Universitätsgeländen. Dort findet sämtliche Aufbauarbeit im US-Leistungssport statt…
2023 wurden in ganz Amerika (von der USADA) lediglich 6800 Dopingproben gezogen.
Im doch etwas kleineren Österreich waren es im selben Zeitraum 2.822. Ein Schelm, der Schlechtes denkt. MAGA, “Make Amerika great again”, skrupellos vorgetragen, auch im Sport?

Wie die Faust aufs regelkonforme Sportlerauge passen die für 2026 anvisierten und mit dem Geld von Milliardären angekurbelten “Enhanced Games”: Alles ist erlaubt, was Leistung steigert. Der Glaube an technologische Lösung aller Probleme und entfesselte pharmakologische Leistungsverbesserung treibt die Allmachtsfantasien der Geldgeber und Promotoren. Wen wundert, dass auch Donald Trump Jun. im Boot der Promotoren sitzt und trötet: “Unsere Spiele repräsentieren die Zukunft, echten Wettbewerb, echte Freiheit, echte Rekorde.”

Ausgerechnet das mächtige und reiche IOC wird sich zur Wehr setzen und sich zum Anwalt fairer Spielregeln und gesunder Selbstbeschränkung im Sport machen müssen. Immerhin könnte es um den großen Sportkuchen abseits vom Fußball gehen.