Ein Punkt beim Titelfavoriten – trotzdem ist Bregenz nicht zufrieden

Sport / HEUTE • 17:22 Uhr
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Bei der Admira kämpften sich Lars Nussbaumer und Co. in die Partie – wurden aber nur bedingt belohnt. GEPA

SW Bregenz führt gegen die Admira zwei Mal, kassiert aber in Überzahl den Ausgleich. Van Acker ortet verteilte Geschenke, hat aber auch Gutes gesehen.

Maria Enzersdorf Mit dem Schlusspfiff kam die Sonne heraus, die Spieler und Trainer Regi Van Acker waren da aber schon pudelnass. “Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir vor dem Spiel zufrieden gewesen wären mit einem Punkt bei der Admira. Aber so sind wir alle enttäuscht”, sagte der Belgier nach dem 2:2 in der Südstadt. “Wenn du jedes Mal Geschenke verteilst, kannst du nicht gewinnen. Das ist in letzter Zeit unser Problem.”

Schweres Auswärtsspiel – schwerer Start

Der Abwehrchef und der Angreifer verletzt, ohne Sebastian Dirnberger und Daniel Nussbaumer ging es für SW Bregenz zum bislang ungeschlagenen Titelmitfavoriten Admira Wacker. Die Mission, nach saisonübergreifend 14 sieglosen Spielen wieder einmal einen vollen Erfolg mitzunehmen, wurde nicht einfacher für die Schwarz-Weißen.

Im Vergleich zum 2:2-Remis gegen den FC Liefering stellte Van Acker auf vier Positionen um, Johannes Schriebl, Stefan Umjenovic, Yannick Cotter und Atsushi Zaizen starteten. Die Verunsicherung war den Bregenzern von Minute eins an anzumerken, die Gäste waren überhaupt nicht in der Partie, fabrizierten unfassbar leichtfertige Ballverluste. “Die ersten 20 Minuten war es nicht gut, unsere Organisation hat nicht gepasst”, sagte Van Acker. Die Admira konnte das aber nicht ausnutzen, die beste Möglichkeit rettete Stefan Umjenovic zur Ecke (10.). Ansonsten machte der Favorit zwar Dampf, in der realtaktischen Fünferkette – Johannes Schriebl ließ sich im gegnerischen Ballbesitz nach hinten fallen – oder bei Torhüter Kilian Kretschmer war aber Endstation. So kam mit Fortdauer der Partie auch das Selbstvertrauen bei Bregenz zurück.

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Atsushi Zaizen bereitete der Defensive mit seiner Schnelligkeit Probleme. GEPA

“Ich will nicht defensiv spielen, nicht immer lange Bälle spielen. Heute haben wir probiert, im Mittelfeld ein bisschen defensiv zu sein, aber mit Kontrolle. Wir haben immer geschaut, wo der Raum ist – und sie haben Probleme mit uns bekommen”, so Van Acker.

Und weil die Admira meist in der Bregenzer Hälfte unterwegs war, waren wenige Admiraner in der eigenen Hälfte – was Bregenz sich zunutze machen konnte. Bei Ballgewinn gab es einen Plan: vertikal auf den schnellen Zaizen. Das führte auch fast zur Führung, der Japaner brachte den Ball im Eins-gegen-Eins aber nicht an Admira-Goalie Clemens Steinbauer vorbei (17.). Auch Nicolas Rossi scheiterte am Torhüter, in Minute 26 hatte er nach guter Tartarotti-Vorarbeit eigentlich freie Schussbahn.

Bregenz wie Frankfurt

Die zweite Hälfte begann mit einem ordentlichen Regenschauer, die waschelnassen Admira-Fans skandierten: “Wir wollen ein Dach für die Kurve!” Dragan Marceta baute ihnen keine Decke über den Kopf, sondern machte eine Hütte. Die Admira bekam einen Eckball nicht verteidigt, der Ball wurde über Umwege zum Innenverteidiger geköpft, der den Ball mit der ersten Berührung annahm, und mit der zweiten noch in der Luft abschloss. Der Schuss war nicht hart, aber platziert, Steinbauer streckte sich vergebens, der Ball landete zum 1:0 im langen Eck (50.). Just mit der Bregenzer Führung schaute die Sonne wieder vorbei, und hinter der Anzeigetafel zeigte sich ein großer Regenbogen.

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Bregenz jubelte zweimal, kassierte aber jeweils den Ausgleich. GEPA

Admira-Trainer Thomas Silberberger freilich war wenig angetan, und wechselte in Minute 60 dreifach. Eine Minute später köpfte Turgay Gemicibasi aus dem Rückraum vorbei, zwei Minuten später flog er nach einem Foul mit Gelb-Rot vom Feld (62.). Bregenz konnte die Überzahl kaum ausspielen. “Gestern haben wir Leverkusen-Frankfurt angeschaut, da ist es das gleiche Problem gewesen”, so Van Acker. “Wir haben mit einem Mann mehr vielleicht zu schnell gedacht, vielleicht ein paar Prozent weniger gegeben.”

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Horvat köpfte die Admira noch zu einem Punkt. GEPA

In Minute 71 war der Regenbogen wieder da, dieses Mal schien er für die Gastgeber. In Unterzahl glich die Admira aus, eine Hereingabe von der linken Seite wurde immer länger, Kretschmer und Umjenovic kamen nicht mehr ran, Alexander Schmidt drückte den Ball zum 1:1 über die Linie. Die Admira drückte weiter, Bregenz machte das Tor. Die Überzahl wurde erstmals sichtbar, das 2:1 war gut herausgespielt, Zaizen legte schließlich für Johannes Tartarotti auf, der eiskalt ins lange Eck verwertete (84.). Es war nicht der Schlusspunkt, weil die Admira aus einem Freistoß noch final ausglich. Der eingewechselte Matija Horvat köpfte zum 2:2 ein (87.). Kretschmer rettete in der Schlussphase noch gegen Olsa, dann war das Spiel vorbei. Die Sonne brannte wieder auf das Bundesstadion Südstadt, zufrieden waren aber beide Teams mit dem Remis nicht.

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Van Acker ärgerte sich, sah aber auch Positives gegen den Favoriten. GEPA

“Es ist zu einfach gewesen, es sind Kleinigkeiten. Ich habe der Mannschaft gestern noch gesagt: Wir haben die Qualität, aber gegen so eine Mannschaft brauchen wir auch den Intellekt, wir müssen in den richtigen Momenten Ruhe behalten”, so der Trainer. Sein Fazit: “Das war zu viel Unruhe.”

“Mit einem Punkt kannst du derzeit Brot und Milch kaufen, mit drei Punkten kannst du ins Restaurant gehen.”

Regi Van Acker, nach dem Remis

Ein Punkt sei auf jeden Fall verdient, so Van Acker, in Momenten habe man es gut gemacht. “Aber wenn du zweimal auswärts gegen einen Titelkandidaten führst, willst du mehr. Mit einem Punkt kannst du derzeit Brot und Milch kaufen, mit drei Punkten kannst du ins Restaurant gehen.” Für die Bregenzer bleibt es zunächst bei der mageren Kost, im sechsten Spiel gibt es das vierte Unentschieden. Immerhin: Mittlerweile ist man in der Tabelle nach dem Start mit -3 Punkten im positiven Bereich angekommen, die Sieglos-Serie wächst aber auf 15 Spiele an.

ADMIRAL 2. Liga, 6. Spieltag

Admira Wacker – SW Bregenz 2:2 (0:0)

Maria Enzersdorf, DATENPOL Arena; 1.077 Zuschauer; SR Manuel Baumann

Torfolge: 50. 0:1 Dragan Marceta, 71. 1:1 Alexander Schmidt, 84. 1:2 Johannes Tartarotti, 87. 2:2 Matija Horvat

Gelb-Rote Karte: 62. Turgay Gemicibasi (Admira/Foulspiel)

Gelbe Karten: Gemicibasi, Fort, Schabauer, Alar bzw. Van Acker, Zaizen

SW Bregenz (4-2-3-1): Kretschmer – Marte, Marceta, Umjenovic, Cotter – Schriebl, Rottensteiner (80. Eloshvili) – Lars Nussbaumer, Tartarotti (87. Martinovic), Rossi (71. Maksimovic) – Zaizen (89. Crnkic)