
Der Wunsch nach mehr Selbstverständnis
SCRA-Sportchef Philipp Netzer über seine ersten 171 Tage und warum für ihn Zufriedenheit ein “Unwort” ist.
Altach Die stille Zeit des Jahres gilt aktuell auch für den heimischen Fußball, ist traditionell eine Zeit der Wünsche, jedoch auch eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Für Altachs Sportchef Philipp Netzer blickt dabei nicht nur über seine 171 Amtstage sowie den sportlichen Bundesligaherbst zurück, sondern offenbart im Gespräch mit den VN auch seine Planungen. Sowohl hinsichtlich Wintertransfers als auch die Zukunft über die Saison hinaus.
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Wichtig ist dem 40-Jährigen vor allem eine Sache, wie sich im Laufe der Unterhaltung herauskristallisiert. Es geht um das große Gemeinsame, in dem sich jeder seiner Verantwortung bewusst sein muss. In Worten heißt es für Netzer: “Den gleichen Weg denken.” Und: “Unser aller Ziel muss es sein, mehr Selbstverständnis in die Mannschaft zu bekommen. Wir müssen das Mindset verinnerlichen, in ein Spiel zu gehen, egal gegen welchen Gegner, und zu sagen, wir können gewinnen.” In den Heimspielen habe man dieses Selbstvertrauen schon gesehen.

Gerade deshalb sei ein offener Austausch mit dem gesamten Betreuerteam wichtig. Gewisse Dinge anzusprechen, nennt er diesbezüglich ebenso wie die Möglichkeit, verschiedene Meinungen zu artikulieren. Umso mehr sei das Commitment für einen gemeinsamen Weg wichtig. Zumal jeder in seinem Bereich die volle, zuvor definierte Verantwortung trägt. Dies gelte für den Sportchef ebenso wie auch für jeden Physiotherapeuten. “Es geht immer um den Verein und die gemeinsame Sache”, bringt es Netzer auf den Punkt. Er spricht diesbezüglich von einem “großen Vertrauensvorschuss”, aber auch der Möglichkeit, Kritik einstecken zu müssen.
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All das beginnt für den Lochauer schon im Nachwuchsbereich und im Speziellen bei den Juniors. So wird das Trio Timo Müller (16), Nemanja Krstovic (17) und Adrian Vonbrül (17) nicht nur die Testtage zum Trainingsstart (4./5. Jänner 2026) mit den Profis bestreiten, sondern vielmehr auch im Trainingslager mit dabei sein. Dieses wird in heimischen Gefilden, in Aspern bei Wien, stattfinden. “Weil die Zeit bis zum Cupspiel (Anm. d. Red.: 1. Februar, 17 Uhr) sehr knapp bemessen ist und wir uns so klimatisch nicht groß umstellen müssen.” So kann die Mannschaft im Teamhotel von Hauptsponsor Dormero nächtigen und die neuen Anlagen im ÖFB-Trainingszentrum nutzen. Als Testspielgegner warten der Floridsdorfer AC sowie der slowakische Erstligaclub AS Trencin. All das mit dem Hintergrund des Teambuildings als wichtigem Bestandteil für eine sportlich wohl wieder fordernde Frühjahrssaison.

Mit dem Blick zurück auf den sportlichen Herbst sei, so Netzer, schon der eine oder andere Punkt “liegengelassen” worden. Deshalb vermeidet Altachs Sportchef das Wort “Zufriedenheit” bewusst. Gleichzeitig betont er aber “sehr gute Momente”, die seine Überzeugung, über eine gute Kaderqualität zu verfügen, bestätigt hätten. Schon im Sommer habe man auf das bestehende Trainerteam und den bestehenden Kader (“Natürlich mit ein paar Adaptierungen”) vertraut, im Bewusstsein, mehr als konkurrenzfähig zu sein und Potenzial in der Mannschaft zu haben. Die Bestätigung dessen erfolgte für ihn in der Vorbereitung sowie in den ersten Spielen. Wichtig für ihn aber auch die Erkenntnis, dass die Partien “alle sehr eng waren. Dass wir kein Spiel klar dominierten und hoch gewinnen. Dass wir aber auch, wenn alles passt, jedes Spiel gewinnen können”. Das war für ihn der wichtigere Aspekt als der jeweilige Blick auf die Tabelle.
Admiral Bundesliga
SCR Altach
Saison 2025/26 (Stand nach dem 17. Spieltag)
Aktueller Tabellenstand: 9. (Vorsaison: 12.)
Aktuelle Punkteanzahl: 21 (10)
Aktuelles Torverhältnis: 18:19 (14:26)
Heimtabelle: 13 Punkte/10:8-Torverhältnis (6/9:12)
Auswärtstabelle: 8/8:11 (4/5:14)
Die Knappheit der Ergebnisse sei teilweise auch der Spielidee geschuldet: “Weil wir immer hoch anlaufen, weil es seltener Ballstafetten gibt.” Netzer sieht darin absolut “nichts Negatives”, vielmehr spricht er von einer “sehr laufintensiven” Spielphilosophie. Die Gefahren hätten sich in der Schwächephase gezeigt, als “wir wieder Fehler angeboten und enge Spiele verloren haben”. Ausklammern will er explizit die Auftritte beim GAK und in Ried, wo man das Leistungsvermögen absolut nicht abgerufen habe. Die Niederlagen schmerzen ihn sichtlich, auch wenn er festhält: “Wir müssen uns zugestehen, dass solche Aussetzer passieren können.”

Admiral Bundesliga
SCR Altach
Saison 2025/26 (Stand nach dem 17. Spieltag)
Beste Torschützen
Patrick Greil, 7
Ousmane Diawara, 5
Anteo Fetahu, 2
Meisten Torvorlagen
Erkin Yalcin, 2
Sandro Ingolitsch, 2
Yann Massombo, 2
Gelb-Rote Karten (2)
Mohamed Ouédraogo
Yann Massombo
Planungen laufen
Im Detail spricht Netzer auch über einzelne Personalien. Von Fehleinkauf in Bezug auf Srdjan Hrstic (277 Spielminuten/1 Tor) will er absolut nichts wissen. Vielmehr glaubt er daran, dass der Stürmer in der Vorbereitung mehr in die Mannschaft wachsen werde. Netzer bestätigt zudem einige Anfragen in Richtung Mo Ouédraogo (22). “Konkret ist noch nichts, aber wir sind bei einem Abgang gewappnet.” Priorität besitzt für ihn die “Causa Trainer”. Denn der Vertrag von Fabio Ingolitsch läuft mit Saisonende ebenso aus wie bei einigen Spielern. “Wir haben uns darauf verständigt, uns mit Jahresbeginn auszutauschen.” Dass er gerne mit dem 33-Jährigen weiterarbeiten würde, ist für Netzer klar. Auch der Trainer hatte zuletzt gegenüber den VN sein Bekenntnis zum Klub erneuert.
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Admiral Bundesliga
SCR Altach
Saison 2025/26 (Stand nach dem 17. Spieltag)
Zuschauer, Heimspiele (gesamt): 41.367
Zuschauer, Heimspiele (Schnitt): 5171
Zuschauer pro Spiel
SV Ried, 5229
GAK, 6572
LASK, 4657
WSG Tirol, 5341
SK Sturm, 6452
TSV Hartberg, 4137
VfL Wolfsberg, 4112
RB Salzburg, 4867

Eine wichtige Personalie ist für Netzer auch jene des Torhüters. Dejan Stojanovic (32) soll ein wichtiger Eckpfeiler für die nächsten Jahre bleiben. Dazu gehören weiter u. a. Benedikt Zech (35), Mike Bähre (30) oder Lukas Jäger (31). Sein Ziel? Um einen stabilen Stamm jungen Spielern wie Filip Milojevic (20) oder Erkin Yalcin (21) die Möglichkeit geben, sich zu etablieren. Seine Vision? Den Klub für junge Spieler als Plattform so attraktiv machen, dass sie in Altach einen Weg in einem professionellen Umfeld gehen und den nächsten Schritt machen können.
